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Deutsche Umwelthilfe fordert Pop-up-Radwege in Schwerte: Geht das?
Radverkehr
Pop-up-Radwege sind kurzfristig geplante und für eine begrenzte Zeit eingerichtete Radwege, zum Beispiel auf Autospuren. In Schwerte gebe es dafür kaum Kapazitäten, sagt die Stadt. Warum?
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat formale Anträge an 101 Städte auf kurzfristig umzusetzende Radwege verschickt. Die DUH fordert darin, innerhalb kürzester Zeit Autospuren in Pop-up-Radwege umzuwidmen und so die Verkehrswende zu beschleunigen. Laut einer DUH-Sprecherin ist so ein Antrag momentan auch auf dem Weg nach Schwerte.
Die Deutsche Umwelthilfe beruft sich in ihren Anträgen auf eine Umfrage des Bundesverkehrsministeriums, dem sogenannten „Fahrrad-Monitor Deutschland“. Danach bewerten 70 Prozent der befragten Deutschen Pop-up-Radwege als positiv.
Planung dauert nicht lang
Als Pop-up-Radwege bezeichnet man kurzfristig geplante und für eine begrenzte Zeit eingerichtete Radwege, zum Beispiel auf Autospuren oder Parkstreifen. In mehreren deutschen Städten entstanden 2020 Pop-up-Radwege, um den durch Corona stark gestiegenen Radverkehr aufnehmen zu können.
Den Vorteil von Pop-up-Radwegen im Vergleich zu regulär geplanten Radwegen sieht die DUH in der Planungsdauer. Die kann bei Radwegen mehrere Jahre betragen, bei Pop-up-Radwegen sind es manchmal nur Wochen.
Juristische Hilfe für die Städte
Neben der Forderung der DUH erreicht die Städte auch ein wenig Hilfe. Juristische Hilfe. Mit einem Rechtsgutachten zeigt die DUH den Städten die verschiedenen Möglichkeiten auf, wie sie rechtssicher Pop-up-Radwege einrichten können. Neben Radwegen sollen so kurzfristig auch neue Fußwege und Tempo-30-Zonen eingerichtet werden können.
Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH, erklärt dieses Vorgehen: „Wir brauchen kurzfristig eine Verdoppelung der Radwege, und die Zahl der Autos muss sich halbieren. Unsere Städte und Kommunen müssen die seit Jahren steigende Zahl an Radfahrerinnen und Radfahrern endlich durch bessere Radwege unterstützen.“
Klage gegen Pop-up-Radweg war gescheitert
Im Oktober 2020 hatte ein Autofahrer gegen einen Pop-up-Radweg in Berlin geklagt. Dort war eine von zwei Autospuren in einen Radweg umgewidmet worden. Er argumentierte, durch den Wegfall der Spur entstünde ein Stau, der seine Fahrtzeit verlängere.
Das Gerichte urteilte, das sei nicht von Belang. Die DUH sieht das Urteil als Freibrief für neue Radwege in allen Städten.
Die nun in einem ersten Schritt verschickten Anträge adressiert die DUH an Städte mit hoher Luftbelastung und solche, die den Klimanotstand ausgerufen haben. In den kommenden Wochen stellt die DUH außerdem Anträge an Städte, die von Bürgerinnen und Bürgern vorgeschlagen werden.
Stadt: „Kaum Kapazitäten“ in Schwerte
Die Stadt Schwerte hat der Antrag der DUH noch nicht erreicht, ergab eine Anfrage. In Schwerte gebe es aufgrund einer Vielzahl von Baustellen im Stadtgebiet, insbesondere dem Umbau der B236, kaum Kapazitäten, solche Pop-Up-Radwege umzusetzen, berichtet Stadtsprecher Ingo Rous.

Der Ruhrtalradweg führt auch durch Schwerte. © Björn Althoff
Die Stadt Schwerte hat demnach bereits vielfältige eigene Maßnahmen zur Förderung des Radverkehrs eingeleitet. In den vergangenen Jahren wurden über eine Million Euro in die Verbesserung der Radinfrastruktur investiert.
Öffentliche Radkonferenz geplant
Derzeit plane die Stadt Schwerte zur Reduzierung von Verkehren und Luftschadstoffen die Einführung eines Verkehrsleitsystems. Die Stadt Schwerte verfolge eher eine langfristige und dauerhafte Verbesserung der Radinfrastruktur.
„Um weitere Anregungen aus der Schwerter Bürgerschaft in die Arbeit der Verwaltung einfließen zu lassen, ist noch für dieses Jahr eine öffentliche Radkonferenz geplant“, so Ingo Rous. Die dort gesammelten Ideen sollen in einem Radroutenkonzept zusammengefasst werden.
Holger Bergmann ist seit 1994 als freier Mitarbeiter für die Ruhr Nachrichten im Dortmunder Westen unterweg und wird immer wieder aufs neue davon überrascht, wieviele spannende Geschichten direkt in der Nachbarschaft schlummern.
