Insolvenzverwalter für Deutsche Nickel bestellt 200 Arbeitsplätze in Schwerte in Gefahr

Insolvenzverwalter für Deutsche Nickel bestellt: Arbeitsplätze in Gefahr
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Die Hiobsbotschaft für den Wirtschaftsstandort verbreitete sich rasend schnell in Schwerte: Für die Deutsche Nickel GmbH läuft ein Insolvenzeröffnungsverfahren beim Amtsgericht Hagen. Wie die Behörde im einschlägigen Internetportal veröffentlicht hat, ist Dr. Yassin Dimassi aus Dortmund zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt worden. Der Rechtsanwalt, Partner der internationalen Wirtschaftskanzlei White&Case LLP, gilt als erfahrener Experte für die Gebiete Insolvenzverwaltung sowie Restrukturierungs- und Sanierungsberatung.

Fahnen wehen neben dem Eingang zur Deutschen Nickel in Schwerte am Mast.
Die Deutsche Nickel am Rosenweg zählt zu den traditionsreichsten und bedeutendsten Industrieunternehmen in Schwerte. © Reinhard Schmitz

Rund 200 Mitarbeiter betroffen

Nähere Angaben zum Verfahren am Amtsgereicht Hagen konnte Pressesprecher Dembowski „grundsätzlich nicht“ machen. Nur der Mitteilungstext im Internet sei für die Öffentlichkeit bestimmt, sagte er am Freitag (2.5.).

In dem Traditionsunternehmen seien derzeit rund 200 Mitarbeiter beschäftigt, weiß Jens Mütze, Geschäftsführer der zuständigen Geschäftsstelle Hagen der Industriegewerkschaft (IG) Metall. Die Belegschaft und der Betriebsrat seien am Mittwochmittag (30.4.) informiert worden. „Sie sind alle erschrocken“, sagt er: „Wahrscheinlich in den nächsten zwei bis drei Wochen wird sich herausstellen, wie es dann weitergeht.“ Für drei Monate würden die Kollegen über das Insolvenzgeld abgesichert, die die Arbeitsagentur zahlt.

1870 von Fleitmann gebaut

Das Nickelwerk zählt zu den traditionsreichsten und bekanntesten Industrieunternehmen der Stadt. Kurz nach dem Bau des Bahnhofs Schwerte ließ der Chemiker Franz Friedrich Theodor Fleitmann (1828-1904) die Fabrik im Jahre 1870 in unmittelbarer Nähe der Gleisanlagen errichten. Den Erfolgsweg ebnete seine Erfindung, das widerspenstige Material Nickel durch den Zusatz von 0,13 Prozent Magnesium für den Produktionsprozess walz- und schmiedbar zu machen.

Früher Münzen und Bestecke

Schon 1871 begann damit die Herstellung von Münzrohlingen, die bei der Einführung der Ein- und Zwei-Euro-Münzen noch einmal einen großen Boom erlebte. Badewannen für die Luxusdampfer der Weltmeere, komplette Tisch-Eindeckungen vom Soßenkännchen bis zum Kerzenleuchter und sogar Helme für die Anti-Terror-Einheit GSG9 – Produkte des Nickelwerks waren allgegenwärtig.

Eine Luxus-Badewanne aus dem Produktionskatalog des Nickelswerks aus dem Jahre 1921.
Die Badewannen, die das Nickelwerk 1921 in seinem Katalog anbot, gehörten zum Inventar von Luxusdampfern auf den Weltmeeren. © Reinhard Schmitz (A)

Heute bezeichnet sich die Deutsche Nickel in ihrem Internet-Auftritt als qualitätsführender Hersteller von Draht- und Stangenhalbzeugen aus Nickel-, Nickelbasis-, Kupfer-Nickel- und Eisen-Nickel-Legierungen. Mit einem Jahresumsatz von rund 110 Millionen Euro zähle man zu den Top 10 der Rundprodukte-Hersteller in der globalen Nickelindustrie.

Schule trägt Gründernamen

Der Name des Gründers Theodor Fleitmann, der unter anderem auch den Bau des neuen Rathauses samt des großen Brunnens finanzierte, ist in der Ruhrstadt noch an vielen Orten omnipräsent. Es gibt eine Fleitmann-, Theodor- und Emma-Straße, die nach seiner Ehefrau benannt ist. Fleitmann-Siedlung heißt im Volksmund das große Wohngebiet mit den früheren Werkswohnungen zwischen Rosen- und Holzener Weg. Und die neue Gesamtschule am Holzener Weg, nur einen Steinwurf entfernt von den Fabrikanlagen, wurde 2016 Theodor-Fleitmann-Gesamtschule getauft.