
© Reinhard Schmitz
Konkurrenz auf dem Rückzug: Nahverkehr wird wieder mehr Sache der DB
Bahnhof Schwerte
Zugbetreiber Abellio gibt in NRW komplett auf. Auch die Eurobahn wackelte. Dagegen ist die Deutsche Bahn wieder auf dem Vormarsch. Was kommt künftig auf die Bahnreisenden in Schwerte zu?
Bahnpendler in Schwerte haben endlich einmal Glück gehabt. Vom vielzitierten Aus für den Bahnbetreiber Abellio, der nach wirtschaftlichen Turbulenzen Ende Januar seinen kompletten Zugverkehr in NRW einstellt, sind sie nicht betroffen. „Es führt keine Linie von Abellio durch Schwerte“, sagt Knut Germann, Pressesprecher des Zweckverbands Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL), der die Nahverkehrszüge in unserer Region bestellt.
Anders ist es dagegen in Iserlohn, wo die Tochtergesellschaft der Niederländischen Staatsbahn bislang auf der Strecke vom Stadtbahnhof zur Dechenhöhle und weiter nach Letmathe und Hagen fuhr.
Für die ebenfalls klamme Eurobahn wurde eine Lösung gefunden
Dunkle Wolken hatten sich aber auch über der Eurobahn zusammengebraut, deren Züge von Schwerte aus auf der RE13 nach Hamm und Venlo verkehren. Doch dieser Betreiber, hinter dem mit Keolis Deutschland eine Tochter der Französischen Staatsbahn stand, ist nach langen Verhandlungen gerettet. „Mit Keolis haben wir eine Lösung gefunden“, erklärt Knut Germann: „Die französische Mutter ist da raus.“ Die Eurobahn bleibe am Markt und steige nicht aus dem Verkehrsvertrag aus.

Der Zusatz Keolis wird aus dem Logo der Eurobahn verschwinden. © Reinhard Schmitz
„Zum 1. Januar 2022 wird der bekannte Markenname Eurobahn zum Unternehmensnamen und somit aus der Keolis Deutschland GmbH & Co. KG die Eurobahn GmbH & Co. KG“, gibt das Unternehmen in einer Pressemitteilung bekannt. Gleichzeitig gab es einen Wechsel bei den Gesellschaftern.
Die französische Keolis S.A. zog sich zurück, dafür stieg die große Wirtschaftskanzlei Neorr über ihre Team Treuhand GmbH als Gesellschafterin ein. Deren Ziel sei es, die Eurobahn zukunftsfähig aufzustellen und ihre Wirtschaftlichkeit herzustellen, „um die Weichen für einen neuen, strategischen Investor in der Zukunft zu stellen“.
Im Dezember 2026 übernehmen Züge der Start GmbH
Im Bahnhof Schwerte wird die Eurobahn trotzdem nur bis zum Fahrplanwechsel im Dezember 2026 zu Gast sein. Zu diesem Termin hat der Nahverkehr Westfalen-Lippe die RE13, den sogenannten Maas-Wupper-Express, neu vergeben. Zum Zuge kommt dann für zunächst 14 Jahre ein neuer Player, die Start GmbH – und die ist nun wieder eine Tochter von DB Regio.
Erst 2016 gegründet, will das neue Eisenbahn-Verkehrsunternehmen „individuell auf die Aufgabenträger optimierte Geschäftsmodelle und langjährige Erfahrung des DB-Konzerns kombinieren“.
Für die Fahrgäste macht sich das schon einmal mit einer Verlängerung der Verbindung bis nach Eindhoven und neuen Fahrzeugen bemerkbar. 20 Triebwagen vom Typ Flirt3XL sind für erhöhten Reisekomfort beim Hersteller Stadler Pankow bestellt.

Die blau-weißen Triebwagen von National Express, der Tochter eines großen englischen Bahnbetreibers, kommen auf der RE7 Rheine-Hamm-Köln-Krefeld durch den Bahnhof Schwerte. © Reinhard Schmitz
Die Deutsche Bahn hat dann in Schwerte beim Personenverkehr künftig nur noch einen Mitbewerber auf der Strecke. National Express Rail (Köln), Tochter der britischen NX Group, bleibt aktiv auf der R7 Rheine-Münster-Hamm-Krefeld. Dort ist sie mit ihren blau-weißen Zügen seit Dezember 2015 unterwegs.
Reinhard Schmitz, in Schwerte geboren, schrieb und fotografierte schon während des Studiums für die Ruhr Nachrichten. Seit 1991 ist er als Redakteur in seiner Heimatstadt im Einsatz und begeistert, dass es dort immer noch Neues zu entdecken gibt.
