Heimlich, ganz heimlich, sollen einige sogar die Puffer ihrer Lieblings-Lokomotiven küssen. Oder in aller Öffentlichkeit zumindest sämtliche Nieten an Kessel und Führerhaus der Maschine zählen. So sagt man es bisweilen den Zug-Fans nach. Die Eisenbahnfreunde Schwerte dagegen nehmen ihr Hobby mit Humor.
Das beweist ihr jüngster – nicht ganz bierernst gemeinter – Vorschlag, mit dem sie den Stillstand am Bahnhof Schwerte auf die Schippe nehmen. Denn der verbirgt sich seit mehr als zwei Jahren bis zum Dach hinter einem Baugerüst, auf dem man nach dem Wegfahren der Gerüstbauer eigentlich nie einen Arbeiter erblickt habe, so die Eisenbahnfreunde.
Bogen gespannt zu Christo
Das Augenzwinkern im Gesicht von Eisenbahnfreunde-Mitgründer Herbert Kluge, gleichzeitig ehemaliger Baudezernent der Ruhrstadt, hat man förmlich vor Augen, wenn er formuliert: „Die Eisenbahnfreunde Schwerte beantragen bei der Unteren Denkmalbehörde Schwerte, dass das Baugerüst am Schwerter Bahnhof unter Denkmalschutz gestellt wird.“
Die Gruppierung liefert auch gleich die „Begründung“ mit: Das Gerüst sei ja technisch mit dem Stationsgebäude verbunden, das selbst bereits unter Denkmalschutz stehe. Außerdem werde es durch seine lange Standzeit von der Bevölkerung schon mit dem Bahnhof assoziiert. Deshalb – so folgert der Baudezernent a. D. – ergäbe es Sinn, wenn der Denkmalschutz vom Bahnhofsgebäude auch auf das Gerüst überginge.

„Damit wäre Schwerte um eine außergewöhnliche Attraktion reicher“, ist sich Herbert Kluge sicher. Die Verpackung erinnere an ein Werk des 2020 gestorbenen Verhüllungs-Künstlers Christo. Zumindest auf dem Bild, das Mit-Eisenbahnfreund Wolfgang Güttler mit den Mitteln seines Computers aus einer Foto-Vorlage gestaltet hat.

Letzter Anstrich erfolgte 2016
Aber nun im Ernst: Tatsache ist es, dass das Bahnhofsgebäude schon seit Herbst 2022 zu großen Teilen hinter dem Baugerüst verborgen liegt. Ursprünglich hatte die Bahn den Aufbau mit „notwendigen Reparaturarbeiten am Dach“ begründet. Doch zunächst – so hieß es später weiter – mussten Stadttauben vertrieben werden, die sich durch kaputte Pfannen einen Zugang unter das Gebälk verschafft hatten.
Draußen auf den Bohlen des Gerüsts machten sich Arbeiter aber unsichtbar. Warum es immer noch steht und was dort künftig geplant ist, darüber war von der Deutschen Bahn auch auf mehrmalige Nachfrage bisher nichts zu erfahren.
Mit neuen Anstrichen versehen wurde die Fassade des Empfangsgebäudes nach Recherchen der Eisenbahnfreunde bereits in den Jahren 2011 und 2016. Dabei kam am Uhrentürmchen hinter einer Leuchtwerbung auch eine Art Grundstein in Form eines Adlers zutage, der die Jahreszahl 1904 trägt. Damals erhielt Schwerte, das bereits 1867 seine erste Dampflok gesehen hatte, eine neue, repräsentative Station, die der Bedeutung als Eisenbahn-Knotenpunkt gerecht wurde.
Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien erstmals am 18. Februar 2025.