Der Schlauch wird platt. Aus dem Strahlrohr tröpfelt höchstens noch ein Rinnsal. Der Albtraum eines jeden Feuerwehrmanns muss an jenem 18. Juli 1961 wahr geworden sein. Ein stinkende tiefschwarze Rauchwolke stand über der Ladestraße am Schwerter Bahnhof (heute: Margot-Röttger-Rath-Straße), an der sich damals etliche Gewerbebetriebe vom Schrottplatz bis hin zum Landhandel aneinanderreihten.
Unmengen von alten Autoreifen waren dort auf einem Lagerplatz in Brand geraten. Doch bei der Bekämpfung des Großbrands an dem abgelegenen Ort wurde plötzlich das Löschwasser knapp, wie Wolfgang Güttler von den Eisenbahnfreunden Schwerte berichtet.
Nachdem wir kürzlich über Bahnunglücke in Schwerte berichtet hatten, haben die die Eisenbahnfreunde uns nun von weiteren Vorfällen aus der Vergangenheit erzählt.


Wasser aus Dampflok gezapft
Doch die Feuerwehrleute wussten sich zu helfen. Sie baten die Eisenbahner vom damaligen Lokschuppen am Westendamm zur Hilfe. Und die schickten eine große Güterzugdampflok mit einem randvoll gefüllten Wassertender herüber, aus dem der dringend benötigte Nachschub in die Schläuche gepumpt werden konnte.
Irgendjemand hielt den kuriosen Einsatz sogar mit seiner Schmalfilmkamera fest, wie Wolfgang Güttler weiter herausfand. Die Bildqualität war mittlerweile aber nicht mehr die beste, sodass sein Einbahn-Kollege und Ex-Feuerwehrmann Detlef Gebhardt die Szene anschaulicher auf seiner Modellbahn nachbaute.
Reifenlager schienen anfällig zu sein für Großbrände. Denn 13 Jahre später – im Dezember 1974 – ging ein weiteres an der damaligen Bahnhofstraße in Geisecke in Flammen auf. Die extreme Rauchentwicklung behinderte den Zugverkehr auf der Strecke von Schwerte nach Fröndenberg. Um an den Brandherd heranzukommen, mussten Schläuche mühselig unter den Schienen verlegt werden.
Gleise hingen in der Luft
Noch größere Auswirkungen auf den Zugverkehr hatte im Februar 2002 das Abrutschen des Bahndamms hinter dem Grüntaler Teich. „Gleise hingen in der Luft“, erinnert sich Wolfgang Güttler. Der Schaden wurde rechtzeitig bemerkt.
Aber die Hauptstrecke, über die auch die ICE-Verbindung nach Berlin verläuft, musste zeitweise gesperrt werden. Während der aufwendigen Sanierung wurden Züge auf Umleitungen geschickt.
Straßen großräumig abgesperrt
Ausnahmezustand herrschte rund um Schwerter Bahnhof, nachdem im Oktober 2005 nahe der Gießerei Hundhausen ein Kesselwaggon mit 66.000 Litern hochexplosivem Methanol umgekippt war.
Eine Diesellok wollte ihn zusammen mit anderen Anhängern auf ein anderes Gleis des Güterbahnhofs rangieren, als drei von ihnen auf gerader Strecke plötzlich aus den Schienen sprangen. Zum Glück lief nichts aus. Doch der umgekippte Kesseltransporter lag so unglücklich auf seinem Auslassventil, dass das Leerpumpen schwierig war.

Die Bereitschaftspolizei aus Bochum rückte an, um sämtliche Straßen rund um den Bahnhof großräumig abzusperren. Da Methanol mit normalem Löschschaum nicht zu bekämpfen ist, rückte die Feuerwehr mit einem Spezialgemisch an. Sogar ein Einsatzzentrum für die Notversorgung durch das Rote Kreuz wurde vorsorglich aufgebaut.
Ein Schienenkran aus Fulda hob die havarierten Waggons später wieder auf die Gleise. Schon vorher hatten Bahn-Mitarbeiter damit begonnen, den ramponierten Streckenabschnitt zu reparieren. Allein 300 Meter Oberleitung waren von Laternen, die der Kesselwagen gefällt hatte, heruntergerissen worden.
Strommast umgeknickt
Gleich einen ganzen Strommast knickte ein vollbeladener Holzwaggon um, der im August 2007 direkt hinter dem Bahnhof Schwerte entgleiste und quer auf den Schienen stand. Außerdem blockierten Baumstämme und Teile der Oberleitung die Gleise. Glücklicherweise bemerkte der Lokführer der Regionalbahn Dortmund-Iserlohn das Hindernis und konnte gerade noch rechtzeitig bremsen.
Der bislang letzte Unfall dieser Art in der Ruhrstadt ereignete sich im 25. August 2022. Beim Aufprall auf einen Prellbock unter der Brücke Holzstraße sprangen erneut Güterwaggons aus den Schienen. Der mächtige Bahn-Kran Herkules musste sie zurück ins Gleis hieven.


Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 25. August 2024.