Er rettete das älteste Haus in Ergste Ex-Hundhausen-Chef Dr. Joachim von Hirsch gestorben

Retter des Degenhardtschen Hauses: Dr. Joachim von Hirsch gestorben
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Mit der Rettung des ältesten Hauses von Ergste hinterließ er ein bleibendes Denkmal: Dr. Joachim von Hirsch, ehemaliger Geschäftsführer der Firma Walter Hundhausen, ist am 19. Juni gestorben. Der promovierte Ingenieur wurde 86 Jahre alt.

Blick auf Degenhardtsches Haus

In den 1980er-Jahren war der aus Ostpreußen stammende Fachmann von der größten Stahlgießerei in Herzberg (Harz) auf den Chefsessel der eingesessenen Tempergießerei am Schwerter Bahnhof gewechselt. Noch traditionsreicher war seine Adelsfamilie, deren Ursprünge sich bis ins Jahr 1530 zurückverfolgen ließen.

Dass Dr. von Hirsch bei der Suche nach seinem Wohnsitz das älteste Haus von Ergste in den Blick nahm, hatte aber auch ganz praktische, finanztechnische Gründe. Denn Aufwendungen für ein Denkmal ließen sich zehn Jahre lang steuerlich abschreiben. Und diesen Status genoss das damals fast 400 Jahre alte Degenhardtsche Haus an der Langen Straße 24, das allerdings mehr eine Ruine war.

Das Degenhardtsche Haus an der Langen Straße 24 in Ergste wurde im Jahre 1607 errichtet.
Das Degenhardtsche Haus an der Langen Straße 24 in Ergste wurde im Jahr 1607 errichtet. © Bodo Brauer (A)

Der Kaufpreis von 95.000 Mark, den Dr. von Hirsch im Jahr 1986 an die Vorbesitzerin zahlte, sollte auch nur ein Bruchteil der Kosten für das Großprojekt sein. Weitere 350.000 Markt steckte der neue Besitzer in die Sanierung und Renovierung seines künftigen Heims. Damit die niedrigen Räume überhaupt nutzbar wurden, musste die Geschosshöhe Balken für Balken um 40 Zentimeter angehoben werden.

Entkernt und modernisiert

Von dem historischen Gebäude sei praktisch nur die Außenhaut geblieben, berichtet die Vorsitzende des Heimatvereins Ergste, Roswitha Bliese. Innen wurde es entkernt und modernisiert. Unter einer Falltür in der Küche entstand ein gut bestückter Weinkeller, hinter einem blinden Fenster sogar eine Sauna.

Unterm Halleyschen Kometen

Von derartiger Ausstattung hätte der Erbauer Henrich Teiner, genannt Degenhardt, nicht zu träumen gewagt, als er das Datum „Anno 1607, den 27. September“ in den Holzbalken an der Fassade schnitzte. Es war es ihm gestattet worden, gut 50 Meter vom Hugenhof (jetzt: Hövelmanns Hof) ein bescheidenes Eigentum zu errichten.

Ob als Altenteil oder als Kötterhaus für den Knecht des Hofes, liegt laut Roswitha Bliese im Dunkel der Geschichte: „Es ist nicht viel bekannt über das Haus.“ Nur, dass bei seiner Entstehung der Halleysche Komet am Himmel vorüberzog, was nur alle 76 Jahre passiert.

Abriss gerade noch verhindert

Die letzten Bewohner des Fachwerkhauses, in dem einst drei Familien lebten, zogen 1983 auch. Obdachlose hausten in dem mehr und mehr verfallenden Gemäuer, dessen Abriss der frühere Heimatvereins-Vorsitzende Friedhelm Mann gerade noch verhindern konnte. Dank Dr. von Hirsch, der am Mittwoch (28.6.) auf dem Ergster Friedhof seine letzte Ruhestätte fand, wurde es dann wieder zu einem Schmuckstück des Ortsteils.

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