Der Jupp muss wech Erste Szenen aus dem schrillen Ruhrgebiets-Stück im Video

Der Jupp muss wech: Macher gewähren erste Einblicke
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Auf ein außergewöhnliches Theatererlebnis können sich am Freitag die Besucher der Premiere von „Der Jupp muss wech“ freuen. Am Dienstag gewährten die Macher einen ersten Blick in die „absurde Posse“ über den Strukturwandel.

Alles im Wandel

Martha Kowalski (Veronika Maruhn) liest in der Zeitung von „der modernen Frau“ und beschließt, sie möchte auch so eine sein. Doch mit ihrem Ehemann, einem Bergmann der ganz alten Schule, wird das nichts. Ihr ist klar: „Der Jupp muss wech!“ Bei der fachgerechten „Entsorgung“ von Jupp (Hans Peter Krüger) soll Nachbarin Emma (Caroline Keufen) helfen, doch die hat ganz andere Pläne, hat sie doch selbst ein Auge auf den Jupp geworfen. Und dann sind da noch all die anderen Männer und ihre Pläne, die „Emscherland“ nachhaltig verändern sollen.

Rasant erzählt, überdreht und bunt kommt das Theaterstück daher und sorgt so für kurzweilige Unterhaltung. Diese bleibt aber nicht Selbstzweck, werden doch zugleich die großen Fragen durchdekliniert. Die Musik, geleitet durch Norbert Labatzki, und der Spielort, das Festzelt des Circus Travados, machen das Stück zu einem außergewöhnlichen Erlebnis.

Commedia della Ruhr

Groteske Kostüme und überlebensgroße Gesten prägen die Inszenierung von Regisseur Wolfram Lenssen. Diese Wahl war nicht willkürlich, sondern ein bewusster Rückgriff auf eine alte Theatertradition. Die Commedia dell’arte wird in diesem Stück zur „Commedia della Ruhr“. In der Posse von Herbert Knorr sind es vor allem die überzeichneten Figuren, die wirken, und eben diese wollte Lenssen in den Vordergrund rücken. Die Commedia, mit ihren eigentlich sehr formellen Gestalten, bot sich an, um durch die Linse des Theaters die Emscherland-Bewohner genauer zu betrachten. Zudem unterstreicht die ehrwürdige Unterhaltungsform auch das Spiel zwischen absurdem Klamauk und intellektueller Bearbeitung gewichtiger Themen. Denn vor dem Hintergrund des Strukturwandels stellt das Stück fragen nach Identität, persönlicher Entwicklung und Entfremdung.

Begeistertes Testpublikum

„Hohe künstlerische Qualität“ attestierte Anneli Hegerfeld-Reckert der Produktion. Die Kuratoriumsvorsitzende der LWL-Kulturstiftung erklärte, dass man das Projekt sehr gerne gefördert habe, da es sich nicht nur mit dem für die Region wichtigen Themenkomplex des Strukturwandels beschäftigt, sondern auch da es sich um eine Kooperation vieler Protagonisten handelt, die hierfür Hand in Hand gearbeitet haben.

Bereichsleiterin Kultur Sigrun Krauß, Schirmherr Wolfram Kuschke, Kreisdirektor Mike-Sebastian Janke und Kuratoriumsvorsitzende der LWL-Kulturstiftung Annelie Hegerfeld-Reckert sitzen in der Manege des Circus Travados in Unna.
Kultur-Bereichsleiterin Sigrun Krauß, Schirmherr Wolfram Kuschke, Kreisdirektor Mike-Sebastian Janke und die Kuratoriumsvorsitzende der LWL-Kulturstiftung, Annelie Hegerfeld-Reckert, waren vom kleinen Vorgeschmack auf „Der Jupp muss wech“ begeistert. © Udo Hennes

Für Schirmherr Wolfram Kuschke ist „Der Jupp muss wech“, ein sehr westfälisches Projekt, das nur hier denkbar sei. Nicht nur wegen der Thematik, sondern auch weil es eben nur hier den Circus Travados, die Kulturstiftung und all die anderen Netzwerkpartner gibt, die die Umsetzung erst ermöglichten.

Die Premiere am Freitag ist bereits ausverkauft, Karten für weitere Termine sind unter travados.net erhältlich. Anschließend geht das Stück auf Tour in andere Städte, im März 2024 auch Schwerte.

Ein Video sehen Sie auf unserer Internetseite www.hellwegeranzeiger.de