Rund 200 Schwerter zogen am Freitagabend bei der Demonstration gegen Rechts durch die Fußgängerzone zur Gedenkstätte der früheren Synagoge an der Großen Marktstraße. © Reinhard Schmitz

Nach Terror von Halle

Demonstration in der Fußgängerzone von Schwerte setzt starkes Zeichen gegen rechte Gewalt

Spontan hatte der Schwerter Marc Kaiser (36) nach dem Anschlag von Halle eine Demonstration organisiert. Keiner wusste, wieviele Teilnehmer kommen würden. Was passierte, überraschte alle.

Schwerte

, 20.10.2019 / Lesedauer: 3 min

Von Minute zu Minute wurden es immer mehr. Ein starkes Zeichen gegen Rechts setzte am Freitagabend die Demonstration, die der Schwerter Marc Kaiser (36) nach dem Terroranschlag an der Synagoge von Halle/Saale organisiert hatte. Rappelvoll war der zentrale Platz in der Fußgängerzone an der Gabelung Hüsing-/Mährstraße, wo die Veranstaltung mit einer Kundgebung startete. Unübersehbar auch für alle Unbeteiligten, die einfach nur so in der Einkaufsmeile unterwegs waren. Sie mussten sich durch die Menge zwängen, die am Ende auf rund 200 Teilnehmer angewachsen war, wie die begleitende Polizei schätzte. Vom Baby auf dem Arm bis zur Vertreterin der Senioren-Union.

Aufstehen gegen Ausgrenzung und Antisemitismus

„Ich freue mich total, dass wir hier den Platz füllen“, sagte die Pfarrerin und SPD-Stadtverbands-Vorsitzende Sigrid Reihs, die beim Auftakt als eine der Ersten das Mikrofon ergriff: „Dass Schwerte aufsteht gegen Ausgrenzung und Antisemitismus.“ Ein 700-Watt-Verstärker mit zwei großen Lautsprecherboxen auf einer Sackkarre, der sonst Sportplätze beschallt, sorgte dafür, dass ihre Worte bis in den letzten Winkel zu vernehmen waren. Das Aufstehen gegen Rechts sei notwendig, um Schlimmes zu verhindern. Denn „ungeschminkter Rassismus und Bosheit sind wieder hoffähig geworden“, hieß es in einer Botschaft von Pfarrer i.R. Fritz-Günter Held, der selbst nicht an der Kundgebung teilnehmen konnte. Stellvertrend las Marc Kaiser seine Worte vor. „Immer noch vertreten alte und neue Nazis offen ihre Ziele“, warnten sie.

An der Gedenkstätte für die frühere Synagoge an der Großen Marktstraße wurden Kerzen und Zettel niedergelegt, auf denen Demonstrationsteilnehmer persönliche ihre Gedanken aufgeschrieben hatten. © Reinhard Schmitz

„Was ist das für ein Vorbild, wenn wir das zulassen!“, ergänzte eine junge Frau aus dem Publikum, bevor ein erst 15-jähriger Jugendlicher vom Friedrich-Bährens-Gymnasium den wohl bewegendsten Beitrag sprach. „Die Würde des Menschen ist unantastbar“, zitierte er das Grundgesetz, das unter dem Eindruck der Massenmorde in der Nazizeit geschrieben worden sei - getragen von dem Traum von Frieden und Gerechtigkeit. „Wir stehen hier, um diese Werte zu verteidigen“, sagte der Schüler und war sich sicher: „Die Liebe wird immer stärker sein als der Hass.“

Lichtermeer an der Gedenkstätte für die frühere Synagoge

Schweigend und nachdenklich zogen die Teilnehmer anschließend durch die Fußgängerzone zur Gedenkstätte für die frühere Synagoge an der Großen Marktstraße, deren Metallsteg mitgebrachte Kerzen in ein Lichtermeer verwandelten. In seinem Schein legten manche auch noch zu Papier gebrachte ganz persönliche Gedanken nieder. Auf einem Zettel genügten drei Worte, um alle Wünsche auszudrücken: „Toleranz, Frieden, Schwerte“.

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