Die Klassenfahrt sollte in die Alpen gehen. Doch daran war nach der Reisewarnung für Südtirol nicht mehr zu denken.

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Corona-Risiko zu groß: Bährens-Gymnasium bricht Klassenfahrt mitten in der Nacht ab

rnKlassenfahrt abgebrochen

Es sollte zum Skifahren nach Südtirol gehen. Doch das Friedrich-Bährens-Gymnasium ließ den Bus nachts auf halber Strecke umkehren. Die Ereignisse in Sachen Corona hatten sich überschlagen.

Schwerte

, 06.03.2020, 11:54 Uhr / Lesedauer: 2 min

Tagelang hatten die Verantwortlichen die Lage beobachtet, hatten mit Eltern und den Hotel-Mitarbeitern gesprochen und bis zuletzt darauf gehofft, dass die Fahrt wie geplant stattfinden kann.

Ins Ahrntal nach Südtirol sollte es gehen für die 49 Schüler und 7 Lehrer des Friedrich-Bährens-Gymnasium aus Schwerte. Am Donnerstagabend stiegen die Sportklasse aus Stufe 7 und die Snowboard-AG aus der Stufe 10 ein.

Robert-Koch-Institut erweitert Reisewarnung um Südtirol

„Ich hatte kurz vor der Abfahrt extra noch geguckt“, unterstreicht FBG-Schulleiter Heiko Klanke. Doch als der Bus unterwegs war, gegen 21 Uhr etwa, erweiterte das Robert-Koch-Institut in Berlin die Reisewarnung um eine weitere italienische Provinz: um Südtirol.

„In dem Moment, in dem das Gebiet als offizielles Risikogebiet eingestuft wird, besteht die Gefahr, dass alle nach der Rückfahrt unter Quatantäne gestellt werden.“
Heiko Klanke, Leiter Friedrich-Bährens-Gymnasium

„Davon haben unsere Leute auf der Fahrt gehört“, so Klanke weiter. Und damit sei nur noch eine Möglichkeit geblieben: der sofortige Abbruch der Skifahrt, so hart, traurig und ärgerlich das für alle Beteiligten sei.

Denn eins verdeutlicht Klanke: „In dem Moment, in dem das Gebiet als offizielles Risikogebiet eingestuft wird, besteht die Gefahr, dass alle nach der Rückfahrt unter Quarantäne gestellt werden.“

Die Folgen: Schüler müssten 14 Tage zuhause bleiben, die Lehrer ebenso. „Und wenn mir die unter Quarantäne gestellt werden, kann ich den Unterricht in den nächsten Wochen nicht mehr normal gewährleisten“, so der Schulleiter.

Betroffen gewesen wären unter anderem drei Kollegen, die Schüler auf das Abitur 2020 vorbereiten.

Das noch wichtigere Argument als die Fortführung des Unterrichts: die Sicherheit für alle Beteiligten, so Klanke: „Wir wussten nachts, jetzt ist noch alles möglich. Noch können wir die Kinder sicher zurückbekommen.“

Gegen 3 Uhr nachts waren dann alle wieder an der Schule: alle Schüler und Lehrer, die im Bus saßen, aber auch Klanke selbst und Vertreter der Elternschaft. „Für die Kinder tut es mir natürlich sehr leid. Aber die Eltern konnten die Entscheidung auch nachvollziehen.“

FBG-Schulleiter Heiko Klanke bedauert den Abbruch der Klassenfahrt nach Südtirol, sah aber keine andere Möglichkeit.

FBG-Schulleiter Heiko Klanke bedauert den Abbruch der Klassenfahrt nach Südtirol, sah aber keine andere Möglichkeit. © Foto: Bernd Paulitschke

Dass eine Reise nach Italien Probleme mit sich bringen könne, sei lange klar gewesen. Noch am Montag habe es einen Elternabend gegeben, unterstreicht Klanke. Eltern hätten auch entscheiden können, dass ihre Kinder nicht mitfahren. „Aber es wollten alle mit.“

Ob die Eltern das Geld zurückbekommen, ist noch unklar

Rund 400 Euro hätte die Fahrt pro Kind gekostet. Ob die Eltern das Geld zurückbekommen? Darum werde es erst in den nächsten Tagen gehen, sagt Klanke. Man werde natürlich mit dem Reiseveranstalter über Möglichkeiten sprechen.

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Ohnehin hat der FBG-Schulleiter mit vielen Stellen gesprochen in den vergangenen Tagen über die Skifahrt und die Corona-Sorge: unter anderem mit der Schulaufsicht bei der Bezirksregierung in Arnsberg, mit Schwertes Bürgermeister, immer wieder mit den Verantwortlichen von Hotel und Skihütte.

„Wir hätten sogar den ersten Slot gehabt beim Essen auf der Hütte.“ Soll heißen: Die FBG-Schüler wären an die sauberen Tische gekommen, also vor anderen Gruppen oder Einzelgästen. Das hätte das Ansteckungsrisiko so gering wie möglich gehalten.

Beteiligte Schüler und Lehrer hatten am Freitag schulfrei

Weiterhin gehe es um „größtmögliche Transparenz“, vor allem im Gespräch mit den betroffenen Eltern und Schülern. Die Mädchen und Jungen übrigens hatten am Freitag schulfrei. Ebenso wie die Lehrer, die mit im Bus saßen. Das wäre nach der Rückkehr spätnachts auch gar nicht anders denkbar, so Klanke.

Am Montag aber müssten alle statt auf die Piste wieder in die Schule.

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