
© Reinhard Schmitz
Coronavirus: Besucher klauen im Marienkrankenhaus Desinfektionsmittel gleich flaschenweise
Coronavirus in Schwerte
Die Hysterie um das Coronavirus verdirbt die Sitten. Erst wurden Supermärkte leer gehamstert. Jetzt verschwindet im Krankenhaus Desinfektionsmaterial in Massen. Die Klinik zog die Notbremse.
Zappzerapp - und die Flasche ist weg. Die Hysterie um das Coronavirus senkt den Respekt vor fremdem Eigentum. Reihenweise wurde im Marienkrankenhaus Desinfektionsmittel aus den Spendern gestohlen. Manchmal wurde die alkoholhaltige Flüssigkeit offenbar heimlich in mitgebrachte Trinkflaschen umgefüllt. Manchmal nahmen die Diebe den ganzen Behälter aus dem Wandbehälter heraus. Auch wenn der Transport der angebrochenen Flasche dann schwieriger ist, weil der Schraubverschluss fehlt. Denn der wird von den Pflegekräften abgedreht, bevor das Plastikbehältnis kopfüber in die Halterung eingesteckt wird.
Personal kam mit dem Nachfüllen nicht mehr nach
„Wir kamen mit dem Nachfüllen gar nicht mehr so schnell nach“, sagt der Sprecher des Marienkrankenhauses, Detlev Schnitker: „Dass in dem Maße geklaut wird, ist sehr ungewöhnlich.“ Und auch kein Kavaliersdelikt. Immerhin kostet die Desinfektionslösung im Grundpreis rund 15 Euro pro Liter.
Tatort für den Sterillium-Klau waren vor allem die Toiletten. Die Diebe nutzten die Abgeschiedenheit des stillen Örtchens, um sich dort unrechtmäßig zu bedienen. Deshalb musste das Marienkrankenhaus jetzt die Notbremse ziehen. Zum Desinfizieren stehen nur noch die Spender an den Eingängen der Klinik zur Verfügung. Darauf weisen orangene Hinweiszettel hin, die in den WC-Räumen an die Fliesenwände geklebt worden sind.
Desinfektionsmittel finden Besucher nur noch an den Eingängen
In den belebten Eingangsbereichen des Krankenhauses sind die Desinfektionsmittel-Spender nicht nur durch soziale Kontrolle besser vor diebischem Zugriff geschützt. Den verhindert zudem die Konstruktion der Geräte. Anders als bei den einfachen Haltern mit Druckhebel handelt es sich um geschlossene Systeme, bei denen niemand ohne weiteres an die Flaschen im Inneren gelangt. Besucher stecken ihre Hände in eine Öffnung, über der dann per Sensorsteuerung ein Sprühnebel ausgelöst wird.

Bei Coronaverdacht die Praxis nicht betreten: Verhaltensregeln zum Coronavirus nennt der Aushang an einer Hausarztpraxis in Schwerte. © Reinhard Schmitz
Auch die Mitarbeiter brauchen natürlich immer wieder das anti-virale Mittel, um sich selbst und andere zu schützen. Niedergelassene Ärzte bitten Patienten mit Coronaverdacht sogar mittlerweile darum, ihre Praxis nicht zu betreten und telefonisch Kontakt aufzunehmen. Auch die Verhaltens-Empfehlungen des Kreis-Gesundheitsamtes werden aufgehängt. Wer sich dort auf das Coronavirus testen lassen möchte, muss sich zunächst unter Tel. (02303) 275253 (besetzt: montags bis samstags 9 bis 13 Uhr) einen Termin für einen Rachenabstrich geben lassen. Wo sich die zentrale Teststelle in Unna befindet, verrät der Aushang nicht. Nur, dass man sie ausschließlich durch einen nicht-barrierefreien Nebeneingang betreten darf.
Reinhard Schmitz, in Schwerte geboren, schrieb und fotografierte schon während des Studiums für die Ruhr Nachrichten. Seit 1991 ist er als Redakteur in seiner Heimatstadt im Einsatz und begeistert, dass es dort immer noch Neues zu entdecken gibt.
