Fünf Jahre Corona in Schwerte Marienkrankenhaus blickt zurück – „Belastung war enorm“

Fünf Jahre Corona: Marienkrankenhaus blickt zurück
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Der 22. März 2020 hat sich in ganz Deutschland in die Gedächtnisse der Menschen eingebrannt. Ab diesem Tag galt überall, auch in der Stadt Schwerte, der erste Lockdown der Corona-Pandemie. Genau fünf Jahre ist dieses Ereignis nun her.

Seitdem ist das Virus Sars-Cov-2, so der wissenschaftliche Name, nie mehr ganz aus Deutschland und der Ruhrstadt verschwunden. Wir werfen einen Blick auf die Schwerter Corona-Zahlen von damals bis heute. Zudem gibt Detlev Schnitker, Pressesprecher des Marienkrankenhauses, einen Einblick in die dortige Arbeit und erklärt, wie Covid dort auch heute noch nachwirkt.

Über 18.000 Infizierte

Den ersten Corona-Fall in Schwerte registrierte das Gesundheitsamt des Kreises Unna noch vor dem Lockdown, am 11. März 2020. Seitdem wurden für die Stadt insgesamt 18.230 bestätigte Fälle gemeldet, wie das Gesundheitsamt auf Anfrage der Redaktion mitteilt (Stand: 5.3.2025).

Das Schwerter Marienkrankenhaus hatte während der Hochzeit der Pandemie viel Arbeit mit Corona. Detlev Schnitker erklärt: „In dieser Zeit war unser Krankenhaus vollständig auf die Versorgung von Covid-Patienten ausgerichtet – sämtliche Arbeitsprozesse wurden der Pandemie untergeordnet.“ Auch das reguläre OP-Programm sei drastisch reduziert worden. Vom 1. März 2020 bis zum März 2025 seien insgesamt 3.430 Patientinnen und Patienten als „Covid-infiziert“ im Marienkrankenhaus ambulant und stationär erfasst worden, so der Pressesprecher.

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Corona in Schwerte – die wichtigsten Fakten

  • erster registrierter Fall: 11. März 2020
  • erster Lockdown: 22. März 2020
  • erster Todesfall in Zusammenhang mit Corona: 11. April 2020
  • erste Impfung: 27. Dezember 2020
  • Eröffnung der ersten Teststelle: 17. März 2021
  • Schließung der letzten Teststelle: 26. Februar 2023
  • Ende der letzten Schutzmaßnahmen: 28. Februar 2023
  • registrierte Corona-Fälle bis März 2025: 18.230
  • registrierte Todesfälle bis März 2025: 78

„Gefahr war allgegenwärtig“

Insgesamt 1.923 der im Marienkrankenhaus erfassten Corona-Patienten seien stationär behandelt worden, 140 von ihnen hätten intensivmedizinisch behandelt werden müssen. Die Arbeit sei für die Pflegekräfte in der Hochphase der Pandemie besonders herausfordernd gewesen. „Die psychische Belastung war enorm“, sagt Detlev Schnitker. Er habe sich dazu mit den beiden Hygienefachkräften Frederica Hengste und Olaf Krebs über ihre Erinnerungen an die Corona-Zeit im Marienkrankenhaus ausgetauscht.

„Die Gefahr der eigenen Infektion war allgegenwärtig, insbesondere da viele Kolleginnen und Kollegen selbst erkrankten.“ Zudem habe gerade zu Beginn der Pandemie ein „eklatanter Mangel“ an Schutzmaterial geherrscht, berichtet Detlev Schnitker. Das habe die Arbeit noch gefährlicher gemacht.

Psychisch belastend seien außerdem die Todesfälle im Zusammenhang mit Corona gewesen. Im Marienkrankenhaus sind seit 2020 49 Patienten mit Covid gestorben. Detlev Schnitker betont allerdings: „Es waren multimorbide Patienten älteren Semesters.“ Also solche, die bereits Vorerkrankungen gehabt hätten. Corona sei hier „das Zünglein an der Waage“ gewesen. Der erste Corona-Todesfall in Schwerte wurde laut dem Gesundheitsamt des Kreises Unna am 11. April 2020 gemeldet. Bis März 2025 seien in der Stadt 77 weitere hinzugekommen.

Das Marienkrankenhaus in Schwerte, Standort Goethestraße
Das Marienkrankenhaus in Schwerte hat während der Corona-Pandemie zahlreiche Covid-Patienten behandelt. (Archivbild) © Marienkrankenhaus Schwerte

Wechselnde Situationen

Die Corona-Pandemie war natürlich auch in Schwerte keine statische Lage. Immer wieder veränderten sich die Situationen, die Herausforderungen wechselten ständig. Nicht nur für die Bevölkerung, die mit Einschränkungen, beispielsweise reduzierten sozialen Kontakten, Schließungen von Läden sowie Gaststätten und sogar Ausgangssperren, konfrontiert wurde.

Auch die Mitarbeitenden im Marienkrankenhaus mussten mit der ständig wechselnden Lage klarkommen. „Tägliche Krisensitzungen mit der Geschäftsleitung waren notwendig“, sagt Detlev Schnitker. Er führt aus: „Die enge Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt war essenziell.“ Dabei hätten alle Beteiligten immer wieder auf fachfremdes Personal zurückgreifen müssen. Das Team des Krankenhauses sollte bestmöglich geschützt und beraten werden.

Impfung und Impfgegner

Besonders belastend sei auch gewesen, dass die Arbeit im Marienkrankenhaus immer auf Hochtouren lief. „Das Hygieneteam stand rund um die Uhr im Einsatz – auch außerhalb der regulären Dienstzeiten in Rufbereitschaften“, berichtet Detlev Schnitker.

Ende 2020, Anfang 2021 kam für viele Menschen die erste große Erleichterung der Corona-Pandemie: die Impfung. Die erste Person in Schwerte wurde am 27. Dezember 2020 geimpft. Doch für das Marienkrankenhaus brachte auch die Impfung neue Herausforderungen mit sich, erinnert sich Detlev Schnitker.

„Mit dem Impfstoff kamen gleichzeitig auch Konflikte mit Impfgegnern in den eigenen Reihen auf.“ Als Konsequenz drohten demnach für Ungeimpfte Betretungsverbote durch die Behörden. Diese seien zwar nie durchgesetzt worden, aber, so Detlev Schnitker: „Das hätte in kleineren Teams die Personalkapazitäten gesprengt und lahmgelegt.“ Der Pressesprecher des Marienkrankenhauses bilanziert: „Es war zeitweise ein tägliches Bangen um die Auswirkungen von politischen und behördlichen Entscheidungen.“

Lehren aus der Pandemie

Jetzt, fünf Jahre nach dem ersten Corona-Fall in Schwerte, ist das Virus natürlich immer noch da. Im Jahr 2023 wurde lediglich der Status „Pandemie“ von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) offiziell aufgehoben. Das Gesundheitsamt des Kreises Unna registrierte im Jahr 2025 bislang sieben Covid-Infektionen. Die Dunkelziffer sei allerdings wohl höher, so das Amt auf Anfrage der Redaktion. Das liege daran, dass viele Menschen mit dem Virus inzwischen wie mit einer normalen Erkältung umgingen.

In der Stadt und auch im Schwerter Marienkrankenhaus läuft nach dem Ende der Corona-Hochphase mittlerweile wieder vieles wie vor der Pandemie. „Strukturell und prozessual hat sich im Alltag wenig verändert“, erklärt Detlev Schnitker.

Jedoch habe das Team des Krankenhauses zahlreiche Erkenntnisse aus der Corona-Pandemie mitnehmen können. Detlev Schnitker bilanziert: „Die wohl wichtigste Erkenntnis ist, dass alle Mitarbeitenden unabhängig von Hierarchien in Krisen als Team funktionieren. Diese Flexibilität und Einsatzbereitschaft haben uns gezeigt, was möglich ist, wenn alle gemeinsam an einem Strang ziehen.“ Außerdem würden die Mitarbeitenden mit ihrer „Fachkompetenz als Hygienefachkräfte“ mittlerweile mehr wertgeschätzt als zuvor.