Wenn man an Corona erkrankt, macht man einen PCR-Test – oder? In der Praxis von Dr. Beate Henschel in Schwerte steigen die Testungs-Zahlen gerade wieder. Die Ärztin sieht zeitgleich eine hohe Dunkelziffer.
„Unser Labor berichtet zurzeit einen erheblichen Anstieg hinsichtlich PCR-Testungen. Entsprechend werden Ergebnisse nicht mehr sicher am gleichen Tag abends, sondern auch erst am Folgetag mitgeteilt. Ergebnisse der am Freitag durchgeführten PCR-Testungen sind erst am Montag zu erwarten“, erklärt die Internistin.
Dunkelziffer liegt viel höher
Die Dunkelziffer der Infektionen dürfte jedoch laut Dr. Henschel sehr viel höher sein. „Wer einen Atemwegsinfekt hat und nicht arbeitsfähig ist, erhält eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung. Diese führt zu keiner Einschränkung der Lebensqualität. Eine nach Testverordnung vorgeschriebene Isolation nach positivem PCR-Test für 5 bis 10 Tage jedoch schon.“ Was dazu führe, dass mancher, der an Corona erkranke, eben nicht unbedingt einen PCR-Test machen lasse.
Doch auch mit dem Freitesten ist es so eine Sache, wie die Schwerter Ärztin auf Anfrage unserer Redaktion erklärt. Entsprechend der Testverordnung führt ein negativer Schnelltest am Tag 5 nach der positiven PCR-Testung oder ein CT-Wert über 30 in der erneuten PCR-Testung am Tag 5 zur Beendigung der Isolation.
Auch an Tag 6 noch ansteckend
Doch: „Das weiterhin in den Atemwegen vorhandene Virus der Freigetestesten weiß meistens nicht, dass es jetzt niemanden mehr anstecken soll. Wer also am Tag 6 dann seinen Arbeitsplatz aufsucht, den er mit anderen teilt, wird andere vermutlich anstecken.“ Ohnehin gebe es Erkenntnisse darüber, dass inzwischen zehn Prozent der Erkrankten zur Arbeit erscheinen. Dr. Beate Henschel: „Der Ausbreitung der Infektion leistet dies Vorschub und damit auch der Entwicklung von Varianten.“
Die Patienten in ihrer Praxis seien oft vorsichtig, so die Ärztin. „Ich gebe ihnen den Rat, auch nach einer Freitestung noch vorsichtig zu bleiben, um andere nicht zu gefährden.“ Das würden die meisten auch beherzigen. „Wir können nur beraten und unser Wissen weitergeben – die Menschen müssen dann selbst entscheiden, wie sie damit umgehen.“

Neue Virus-Variante: BQ 1.1
Dr. Henschel rät aktuell allen, sich wegen einer vierten oder fünften Impfung beraten zu lassen – besonders wenn man zu den vulnerablen Gruppen gehört. Denn: „In den USA und auch in Europa ist gerade wieder eine neue Virusvariante auf dem Vormarsch: BQ 1.1. Sie entwickelte sich aus der zur Zeit noch vorherrschenden Virusvariante Omikron B5 und weist ein exponentielles Wachstum auf.“

Es scheine, so die Ärztin, dass die neue Variante die durch bisherige Coronaimpfungen und Infektionen erworbene Immunität unterlaufen könne. „Entsprechend wird dem neuen an die Omikron B4/5 -Virusvariante angepassten Impfstoff eine wichtige Schutzwirkung vor dieser Variante zugesprochen.“ Ob die BQ 1.1 Variante bei Infektionen auch einen gefährlicheren Verlauf verursachen könnte, bleibe abzuwarten.
Für eine Impfung solle die letzte Impfung bzw. Erkrankung idealerweise mehr als 6 Monate zurückliegen. „Aber im Einzelfall wird - auch in Absprache mit mitbehandelnden Fachärzten- eine Impfung schon nach 4 Monaten durchgeführt“, betont Dr. Henschel. Grundsätzlich seien individuelle Aufklärungsgespräche sinnvoll. „Ich gehe davon aus, dass sich viele Patientinnen und Patienten impfen lassen möchten.“