Heftige Erkältungswelle und mehr Corona-Fälle in Schwerte Hausärzte: „Es wird spürbar mehr“

Heftige Erkältungswelle und mehr Corona-Fälle: „Es wird spürbar mehr“
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Der Herbst ist längst in Schwerte angekommen und mit ihm auch die klassischen Atemwegserkrankungen: Erkältung, Grippe - und seit einiger Zeit gehört nun auch Corona dazu. Die Hausarztpraxen in der Ruhrstadt platzen aus allen Nähten. „Es ist doch eine sehr starke Welle aktuell und auch Corona ist wieder stärker geworden“, sagt Hausarzt Theo Spanke. Die extra angebotene Infektionssprechstunde in der Schwerter Praxis an der Haselackstraße 10 wird von den Patientinnen und Patienten dankend angenommen: „Vorher waren es im Schnitt 15 Patienten, heute 20. Es wird spürbar mehr“, sagt Spanke am Montag (6.11.) im Gespräch mit der Redaktion.

Schwerter Hausarzt Theo Spanke im Porträt.
Die Hausarztpraxis von Theo Spanke ist aktuell voll von Patienten, die von einer Atemwegserkrankung geplagt sind. © Foto: Bernd Paulitschke (A)

„Das ist die Oberkante, viel mehr geht auch nicht“

Auch in den Praxen von Dr. Beate Henschel und Dr. Lucas Bisplinghoff ist viel los. Bei einem Patientenaufkommen von etwa 80 Menschen leidet die Hälfte aktuell an Erkältung, Corona und Co., wie Bisplinghoff auf Anfrage erklärt. „Das ist die Oberkante, viel mehr geht auch nicht“, sagt er. Vermehrt seien eben auch Corona-Fälle dabei. Seit Oktober bietet seine Praxis (Haselackstraße 1) die telefonische Krankschreibung für Patienten mit Atemwegserkrankungen an, was ungemein entlaste, denn der Krankenstand sei schon sehr hoch aktuell und grundsätzlich sollten Patienten mit positivem Schnelltest möglichst kein Corona in die Praxis bringen.

„Seit Corona haben die meisten ein Gesundheitsbewusstsein entwickelt und wissen, dass sie dann vom Arzt die Krankschreibung bekommen, und außer Ruhe, viel Flüssigkeit und Schmerzmittel wie Ibuprofen auch nicht mehr hilft.“

Verschiedene Medikamente und ein Fieberthermometer liegen auf einem Nachttisch.
Bei einer Atemwegserkrankung wie einer Erkältung oder Corona können Ärzte nicht viele Medikamente verschreiben: Ruhe, viel Flüssigkeit und rezeptfreie Medikamente, die die Symptome lindern, helfen schon. © picture alliance/dpa

Nachfrage nach Impfungen in Schwerte ist da

„Ich habe wieder mehr auf dem Balkon gearbeitet“, sagt Dr. Beate Henschel. Sauerstoffsättigung und Puls werden dann draußen kontrolliert und die Krankschreibung übergeben, oder aber Corona-Patienten kommen schon vor 7 Uhr in die Praxis an der Letmather Straße, um das Ansteckungsrisiko zu minimieren. „Es sind immer auch vulnerable Patienten da, die nie Antikörper entwickeln werden, beispielsweise welche, die eine Chemotherapie machen“, sagt Henschel. Deswegen sei die Maskenpflicht in der Praxis darüber hinaus weiter wichtig.

Hausärztin Beate Hentschel im Porträt.
Dr. Beate Henschel: „Ich impfe, wie es für den Patienten sinnvoll ist und halte mich nicht stumpf an Regeln.“ © Bernd Paulitschke (A)

Alle drei Hausärzte impfen sowohl gegen Grippe als auch gegen Corona und gern in der Kombination. Die Nachfrage sei in jedem Fall da. „Jetzt ist die beste Zeit, sich vor der ersten Welle zu schützen“, sagt Bisplinghoff. Seit Ende September werden im Schnitt 50 Patienten in seiner Praxis geimpft – immer donnerstags und freitags, in der Praxis von Theo Spanke sind es etwa 15 bis 20 Patienten pro Tag zu speziellen Terminen.

Corona- und Grippeimpfung: Wer sollte sich impfen lassen?

Die Empfehlung der Stiko (Ständige Impfkommission) lautet, sich im Herbst gegen Corona impfen zu lassen. Die Auffrischungsimpfungen werden Risikopatienten und Menschen im Alter über 60 Jahren empfohlen. Der letzte Kontakt zum Virus sollte 12 Monate zurückliegen, egal ob Impfung oder Infektion. „Ich impfe, wie es für den Patienten sinnvoll ist und halte mich nicht stumpf an Regeln“, sagt Henschel. „Wenn jemand zur Risikogruppe gehört, dann kann ich auch jetzt wieder impfen, obwohl er im April Corona hatte.“ Auch das unterstreichen alle Ärzte: „Zu viel impfen geht nicht.“

Wer jünger als 60 Jahre alt ist, dreimal gegen Corona geimpft wurde und womöglich auch schon eine oder mehrere Infektionen durchgemacht hat, der könne auf Wunsch die Auffrischungsimpfung bekommen, das sei aber definitiv kein Muss, so Bisplinghoff. Was die Grippeschutz-Impfung anbelangt, so ist diese auch für jüngere Menschen, also für alle Altersklassen, empfohlen: „Wer ein Mal eine richtige Influenza durchgemacht hat, der sitzt im Herbst zuerst im Wartezimmer und will sich impfen lassen. Sowas möchte niemand nochmal erleben“, sagt er.

Porträt von dem Schwerter Hausarzt Dr. Lucas Bisplinghoff.
Die Schwerter Praxis von Dr. Lucas Bisplinghoff bietet telefonische Krankschreibungen für Atemwegserkrankungen an: „Das entlastet die Praxis ungemein.“ © Bisplinghoff

Der Tenor der Schwerter Hausärzte lautet gleich: Die Nachfrage nach Impfungen sei da, sie könnte aber durchaus stärker sein. Bisplinghoff: „Wir können nur appellieren.“ Beate Henschel: „Keiner muss sich impfen lassen. Jeder darf selbst entscheiden.“ Theo Spanke ergänzt: „Die Vorteile überwiegen.“