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Trauerfeier im Video: Bestatter aus Schwerte bietet digitalen Abschied an
Corona-Pandemie
Die Coronakrise wirkt sich auf alle Lebensbereiche aus – auch den Tod. Das Bestattungshaus Bovensmann in Schwerte setzt zunehmend auf digitale Technik.
Anlässlich der Stillen Tage rückte die Situation von Trauernden in Zeiten von Corona noch stärker in den Blickpunkt. Trauerfeiern können nur auf Abstand im kleinen Kreis stattfinden und auch der Besuch beim Bestatter macht Angehörigen Sorge. Insbesondere dann, wenn sie zur Risikogruppe gehören und deshalb das persönliche Gespräch im Bestattungshaus scheuen.
Im Schwerter Bestattungshaus Bovensmann ist das Beratungsgespräch per Videoanruf gefragt, auch wenn ein persönliches Gespräch vor Ort unter Einhaltung entsprechender Hygienemaßnahmen nach wie vor möglich ist.
Trauergespräche als Videoanrufe
„Die Situation mit Corona hat uns viele neue Wege beschreiten lassen. Einige Trauergespräche haben wir auf Wunsch der Angehörigen telefonisch oder per Videoanruf geführt“, erklärt Bestattermeister Sascha Bovensmann. „Das kommt dann einem persönlichen Gespräch schon recht nahe, weil im Video die Mimik und Gestik des Gegenübers zu sehen sind. Für viele Angehörige ist das eine große Erleichterung, wenn sie aufgrund der aktuellen Lage den persönlichen Kontakt meiden können.“
Über ein Online-Serviceportal, dessen Link die Angehörigen erhalten, können zusätzlich Särge oder Urnen ausgewählt werden. Ein Besuch im Bestattungshaus ist dann gar nicht zwingend nötig. „Wir hatten eine betagte Witwe, deren Enkel ihr geholfen hat bei der Auswahl des Sarges für den verstorbenen Ehemann. Die jungen Leute sind ja sehr fit, wenn es um digitale Medien geht. Der Enkel war froh, auf diese Weise eine Hilfe sein zu können“, berichtet Bovensmann.

Bestattermeister Sascha Bovensmann bietet Angehörigen ein umfangreiches Online-Angebot. © Lutz Bahmueller
Etwa bei der Hälfte der Sterbefälle werde auch die Musik für die Trauerfeier bereits über das Serviceportal ausgesucht. Bestatter Maik Richard, Mitarbeiter bei Bovensmann, ergänzt: „Wir hatten kürzlich eine Trauerfeier, bei der der Sohn des Verstorbenen ein Lied selbst eingesungen und hochgeladen hat. So wird eine Trauerfeier dann natürlich sehr persönlich und individuell.“ Auch Traueranzeigen und Danksagungen können die Angehörigen online gestalten, sei es mithilfe von Vorlagen oder mit frei formulierten Texten und Fotos.
Videoaufzeichnung der Trauerfeier und Teilnehmerliste per QR-Code
Auch mit Videoaufzeichnungen der Trauerfeier für Angehörige und Freunde, die wegen Corona die Trauerfeier nicht besuchen können, hat das Bestattungshaus gute Erfahrungen gemacht. „Mir fällt da eine ältere Dame ein, die aufgrund ihres Alters bei der Trauerfeier des verstorbenen Bruders nicht anwesend sein konnte, und glücklich über das Video war, das wir ihr zur Verfügung gestellt haben.“
Da die Einschränkungen aufgrund von Corona noch eine Zeit andauern werden, hat Bovensmann weitere Ideen, die den Ablauf einer Trauerfeier vereinfachen können: „Wir planen, einen QR Code anfertigen zu lassen, den man scannen und sich somit online auf der jeweiligen Beerdigung oder Trauerfeier registrieren kann. Das teils lange Warten am Eingang und das handschriftliche Eintragen in eine Liste fallen dann weg.“
Trotz allem sehnt auch Sascha Bovensmann die Zeit herbei, in der „unsere Beratungen wieder ohne Maske stattfinden und trauernde Angehörige per Umarmung getröstet werden können“.
Student für Sozialwissenschaft und Philosophie – gebürtiger Schwerter und Wahl-Dortmunder. Immer interessiert an Menschen aus dem Ruhrgebiet und ihren Geschichten.
