
© Foto: Manuela Schwerte
Cookie ist weg – was man tun kann, wenn ein Hund vermisst wird
Hundesuche in Schwerte
Wo ist unser Cookie? Mit der Sorge um ihren entlaufenen Terrier ist Familie Siedelhofer nicht allein. Es gibt eine Facebook-Gruppe, die nicht nur virtuell suchen hilft.
Nicht einmal mit einer Fährte aus frisch gekochter Fleischbrühe vermochten sie Cookie nach Hause zurück zu locken. Auch als sie das Gelände rund um seinen letzten bekannten Aufenthaltsort aufwendig im Schein von Taschenlampen durchkämmten, konnte die Mitglieder der Hundehilfe Schwerte und Umgebung keine Spur von dem jungen Terrier-Mischling ausmachen. Wie gerne hätten sie der Familie Siedelhofer die Sorge um das Schicksal ihres vierbeinigen Lieblings genommen, der am Dienstagmittag im Ostpreußenweg entlaufen ist.
Als Terrier ein Jagdhund
Das erst zehn Monate alte Tier nutzte einen kurzen Moment, in dem man es kurz im Vorgarten der Doppelhaushälfte ein kleines Geschäft erledigen lassen wollte. „Vielleicht ist Cookie einem Blatt hinterhergelaufen“, kann Birgit Siedelhofer nur spekulieren. Der Terrier sei ein Jagdhund. Aber selbst wenn er einen Vogel entdeckte, habe Cookie sonst immer sofort wieder umgedreht, sobald der sich in die Luft erhoben habe.
Einsam ist jetzt auch sein Zwillingsbruder Lenni, der brav wieder ins Haus zurückgekommen war. Mit Herrchen Frank Siedelhofer verfolgte er den Ausreißer noch den Alten Dortmunder Weg hinauf. Doch irgendwo auf der Strecke in Richtung Heidestraße verlor sich seine Spur.
Cookie ist wieder zuhause
Ein Lkw-Fahrer hat Cookie an der A44 entdeckt und mitgenommen. Über einen Tierarzt ließ er den Tasso-Chip des Hundes auslesen und stellte Kontakt zur Familie Siedelhofer her. Sie holte den Ausreißer am 10. November in Essen ab.Kein seltener Fall, wie Rosemarie Seelig weiß. „Manchmal entlaufen drei bis vier Hunde im Monat“, sagt die zweite Vorsitzende des Tierschutzvereins. Oft passiere es, wenn nur kurz die Tür aufgemacht werde, um beispielsweise einen Handwerker ins Haus zu lassen. Denn Hunde haben nicht nur einen Jagdtrieb, sondern sind auch neugierig.
Fundtiere kommen ins Tierheim
Wenn die Vierbeiner irgendwo wieder auftauchen, kommen sie oft über das Tierheim Am Gartenbad zurück. Dorthin müssen – so Rosemarie Seeling – in Schwerte alle Fundtiere gebracht werden. Das funktioniert sogar außerhalb der Öffnungszeiten: „Die Feuerwehr hat einen Schlüssel für den Zugang zum Fundtierraum.“ Die Retter verfügen zudem über eine Hundetransportbox, sind aber in erster Linie für herrenlose Hunde zuständig.
Um den Besitzer ausfindig zu machen, sei es wichtig, dass das Tier gechipt ist, sagt Rosemarie Seelig. Auf dem Chip, den ein Tierarzt unter die Haut setzt, sei eine Nummer gespeichert: „Die lässt sich lesen mit einem Gerät, das es im Tierheim und bei Tierärzten gibt.“ Diese Nummer sollte bei einem der bundesweiten Tierregister wie beispielsweise Tasso hinterlegt sein, mit denen sich der Tierschutzverein in Verbindung setzt: „Entweder geben die uns die Adresse des Besitzers oder rufen ihn selbst an.“ Das kann jeder selbst so festlegen, wie er es aus Datenschutzgründen möchte.
Cookie ist gechipt
Auch der kleine Ausreißer Cookie ist gechipt und bei dem Tasso-Register für verlorene Hunde registriert, wie Birgit Siedelhofer berichtet. Trotzdem ließ sie auch ansonsten nichts unversucht, setzte alle Hebel in Bewegung: „Wir haben alle informiert: Tierheim, Polizei, Tierarzt Dr. Wolf und das Forstamt.“
Zusätzlich wurde über die Facebook-Seite die „Hundesuchhilfe Schwerte und Umgebung“ um Hilfe gebeten. Seit dreieinhalb Jahren gibt es diese ehrenamtliche Initiative, erzählt Mitgründerin Sabrina Bömmelburg. Damals hätten sich Tierfreunde spontan über Facebook zusammengetan, als in Westhofen nach einer entlaufenen Hündin gesucht wurde. Das Bemühen blieb leider vergeblich. Aber die zunächst lose Gruppe wurde in ihrer Aufgabe zu Freunden vereint. „Wir sind zurzeit sieben feste Mitglieder“, berichtet Sabrina Bömmelburg. Alle sind voll berufstätig und haben Familie. Trotzdem müssen verzweifelte Hundebesitzer nicht lange warten, wenn sie die Initiative auf ihrer Facebook-Seite um Mithilfe bitten. Einer melde sich immer kurzfristig, sagt Sabrina Bömmelburg. Wie es die Zeit zulässt, komme man dann vor Ort.
Eine Spur aus Brühe
Die Hundesuchhilfe ist zwar grundsätzlich ehrenamtlich tätig, geht ihre Arbeit aber professionalisiert an. So werden nicht nur „Brühespuren“ aus Plastikflaschen vom Entlaufort zum Zuhause versprüht, um den vierbeinigen Ausreißer zurück zu locken. Es können auch unterwegs Futterstellen angelegt werden, die mit einer Wildkamera überwacht werden. „Wenn der Hund dort gesichtet wird, haben wir auch eine Lebendfalle“, sagt Sabrina Bömmelburg. Hamburger oder Chicken McNuggets – eine Leibspeise – locken die Hunde hinein. In schwierigen Fällen kann auch ein professioneller Experte mit Betäubungspfeilen um Unterstützung gebeten werden.
Auch weitere Tierfreunde stoßen oft zu den Suchen dazu. „Mittlerweile haben wir auf Facebook 350 Follower, die jede Suchmeldung teilen“, sagt Sabrina Bömmelburg. Dadurch wird eine enorme Streubreite erzielt. Darüberhinaus werden Institutionen vom Förster über den Landesbetrieb Straßen.NRW bis zur Deutschen Bahn über die Ausreißer-Hunde in Kenntnis gesetzt: „Alles, was Augen und Ohren hat.“
Tierfänger gab es schon lange nicht mehr in Schwerte
Dazu gehört auch die Polizei. In der Regel unternimmt die zwar keine Vermisstensuche nach Hunden, sondern ist in erster Linie für die Gefahrenabwehr zuständig, wie Behördensprecherin Vera Howanietz (Unna) erklärt: „Aber es geht darum, dass wir informiert sind.“ Dieses Wissen helfe, Meldungen einzuordnen, wenn irgendwo ein herrenloser Hund gemeldet werde.
„Die meisten kommen wieder“, sagt Rosemarie Seelig aus Erfahrung: „Tierfänger haben wir schon lange nicht mehr hier gehabt.“
Reinhard Schmitz, in Schwerte geboren, schrieb und fotografierte schon während des Studiums für die Ruhr Nachrichten. Seit 1991 ist er als Redakteur in seiner Heimatstadt im Einsatz und begeistert, dass es dort immer noch Neues zu entdecken gibt.
