Er schmetterte das Pannekaukenlied im Fernsehen Sängerbund-Chef Günter Brünger ist tot

Er sang das Pannekaukenlied im Fernsehen: Günter Brünger ist tot
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Die Lieder waren sein Leben. Noch hochbetagt stellte er im Seniorenheim Klara-Röhrscheidt-Haus einen gemischten Chor auf die Beine: Günter Brünger wurde am 4. Dezember (Mittwoch) auf dem Friedhof in Schwerte-Ergste zu Grabe getragen.

Der jahrzehntelange Vorsitzende und Motor des früheren Männergesangvereins „Sängerbund Ergste“ war am 24. November im Alter von 91 Jahren gestorben.

Günter Brünger sitzt auf einer Bank vor der ehemaligen Pestalozzi-Schule Am Derkmannsstück in Schwerte-Ergste.
Beruflich war Günter Brünger seit dem Neubau der Schule „Am Derkmannsstück“ bis zu seinem Ruhestand im Februar 1993 als Hausmeister tätig. © Oskar Neubauer (A)

Mit 15 zur ersten Chorprobe

Günter Brünger war ein echtes Urgestein seines Ortsteils, lebte nur während des Krieges kurzzeitig mit seinen Eltern im benachbarten Hagen. Es gab weder Straßenbeleuchtung noch Bürgersteige, als er sich 1948 im Alter von 15 Jahren zu seiner ersten Chorprobe traute.

„Das Singen war eine willkommene Abwechslung“, berichtete er später einmal. Auch wenn er die gestandenen Sangesbrüder siezen musste und sie nach den Proben nie in die Kneipe begleiten durfte. Denn dort kamen nicht nur die Karten, sondern auch flaschenweise Schnaps auf den Tisch.

Nach Aufgaben als Pressesprecher (1974 bis 1978) und 2. Vorsitzender (ab 1978) übernahm Günter Brünger im Jahre 1985 den Vorsitz des Sängerbunds, dem der frühere Landrat Gerd Achenbach eine „herausragende Stellung in der Kulturszene der Stadt Schwerte“ attestierte.

Dieses Loblied erklang im Juni 2001, als das Oberhaupt des Kreises Unna dem Sängerchef das Bundesverdienstkreuz im Bande überreichte. „Es ist ihm gelungen, den Chor weit über die Grenzen der Stadt Schwerte und sogar über Deutschland hinaus bekannt zu machen“, hob er hervor.

„Kommissar Stubbe“ gelockt

Dazu trug nicht nur der Auftritt mit dem damaligen Stadtschreiber Michael Zeller im Fernsehen bei, wo man gemeinsam das „Schweierter Pannekaukenlied“ schmetterte: „Denn es kann ja nichts Schö-ne-res ge-e-ben...“ Schon vorher wurde der Sängerbund 1985 mit einem ungarischen Frauenchor im historischen Schlosssaal von Budapest von 300 Zuschauerinnen und Zuschauern gefeiert.

Und 2005 brachte man dem damaligen Regierenden Bürgermeister von Bremen, Hennig Scherf, ein Ständchen im Bremer Ratssaal. Dem findigen Günter Brünger war zu Ohren gekommen, dass der Landeschef in seiner Jugend ein Praktikum in einem Ergster Stahlbetrieb absolviert und dabei auch in einem örtlichen Chor gesungen hatte. International wurde es in Ergste, als der von Flüchtlingen gegründete Gospelchor „Bamemi Sango Ya Yesu“ als eine Art „Unterchor“ unter das Dach des Sängerbunds aufgenommen wurde.

Als der Männergesangverein 2004 sein 140-jähriges Bestehen feiern wollte, nutzte der Vorsitzende die familiären Bande eines Chormitglieds, um den sächsischen Kabarettisten und „Kommissar Stubbe“-Darsteller Wolfgang Stumph zu einem Auftritt nach Ergste zu locken. Erst 2010 legte Günter Brünger den Vorsitz des Männergesangvereins nieder, der sich 2016 dann auflöste.

Damals wurde die Probenstätte Haus Schneider geschlossen, Sänger-Nachwuchs war schon lange Mangelware. Doch irgendwie lebt das Vermächtnis von Günter Brünger weiter. Gut zehn ehemalige Chormitglieder ziehen sich immer noch einmal im Monat den Pulli mit dem Vereinswappen über, um sich im „Bootshaus“ am Detlef-Lewe-Weg zu einem kleinen Stammtisch zu treffen.

In der Kommunalpolitik

In dem Leben nach Noten geht fast unter, dass der Gestorbene noch vielseitige weitere Qualitäten bewies. Als Sozialdemokrat gehörte er von 1964 bis 1969 der Ergster Gemeindevertretung an. Nach deren Auflösung durch die Kommunale Neuordnung brachte er sich von 1957 bis 1999 als sachkundiger Bürger und Mitglied in Schwerte in verschiedenen Ratsausschüssen ein. Darüber hinaus übernahm er von 1960 bis 1984 mehrere ehrenamtliche Funktionen bei der heutigen Sportgemeinschaft Ergste.

Beruflich war der gelernte Klempner und Installateur seit der Eröffnung im Jahre 1969 bis zur Rente im Februar 1993 als Hausmeister an der Haupt- und späteren Pestalozzischule Am Derkmannsstück tätig. Für diesen Dienst bei der Stadt hatte er sogar das Fensterputzen gelernt.