Normalerweise bevölkern Märchenfiguren den Garten, der sich an die Mauer des Hoesch-Werks schmiegt. Manchmal wird er auch von staunenden Besucherinnen und Besuchern der Garten-Eden-Aktion für das Hospiz in Schwerte bevölkert. Doch derzeit ist wieder etwas Besonders auf der Parzelle von Michael Blaschzyk (50) zu entdecken.
Etwas, was die Arbeitersiedlung am Beckenkamp in ihrer fast 140-jährigen Geschichte wohl noch nie erlebt hat. Im Gewächshaus sprießt eine der ersten legalen Cannabispflanzen der Stadt. Sobald man die Tür beiseite schiebt, verströmt sie ihren markanten Duft.
Vielleicht für ein paar Kekse
„Dabei kiffe ich überhaupt nicht“, sagt Michael Blaschzyk. Doch die massiven Rückenprobleme, die ihn schon lange plagten, hätten ihn nach der Lockerung der Cannabis-Regeln auf die Idee gebracht: „Man könnte ja mal ein paar Kekse backen.“
Nicht berauschend, sondern nur zur Linderung der Schmerzen. Also bestellte der 50-Jährige im Internet einen Cannabis-Setzling aus Österreich: „Für 14 Euro.“ Anders als bei eigener Aussaat konnte man dabei sicher sein, tatsächliche eine weibliche Pflanze anzubauen, deren Knospen später die Wirkstoffe bilden.

Der Hobbygärtner habe dabei nicht nur an die Blüten gedacht, sondern auch weiter in Richtung Umweltschutz. „Wenn Hanf durch die Legalisierung vielleicht wieder in Mode kommt, könnte man durch das Naturmaterial viel Plastik ersetzen“, hofft er. Sogar die Klempner hätten doch früher Gewinde an Rohrverbindungen einfach mit Hanf und Fett abgedichtet.
Außerdem hätten ihm seine beruflichen Tätigkeiten als Fachkraft für Sozialpsychiatrie und als Gewaltschutz-Fachkraft, in denen er viele Alkoholiker kennengelernt habe, die Scheu vor der Pflanze genommen: „Kiffer sind nicht so gefährdet wie die, die sich täglich eine Flasche Schnaps reindrehen.“
Wenig Pflege erforderlich
Gerade einmal 20 Zentimeter groß sei das zarte Pflänzchen gewesen, als es im März 2024 in einem Postkarton in Schwerte eingetroffen sei. „Ich habe es eingepflanzt und immer gegossen, aber sonst habe ich mich nicht so groß drum gekümmert und auch nicht gedüngt“, berichtet Michael Blaschzyk. Trotzdem habe sich der Hanf prächtig zwischen den Tomaten, die mittlerweile so gut wie abgeerntet sind, entwickelt. Inzwischen fast größer als der Hobbygärtner, brauchte er irgendwann lediglich einen stützenden Stab zum Anbinden.
Mit der Ernte des ersten Cannabis vom Beckenkamp hat Michael Blaschzyk aber keine Eile: „Ich werde noch ein bisschen abwarten.“ Rechtzeitig, bevor Frost einsetzt, wolle er dann die Schere in die Hand nehmen, um die Blüten abzuschneiden. „Ich werde versuchen, ein paar Kekse zu backen“, plant er. Nur weiß er noch nicht, wie er das genau anstellen soll: „Wenn einer ein Rezept kennt, kann er sich bei mir melden.“ Vielleicht bekomme der Hit „In der Weihnachtsbäckerei“ dann eine neue Strophe hinzu.