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Bundestagswahl: Wähler stehen am Sonntag Schlange vor den Schwerter Wahllokalen
Bundestagswahl 2021
Wenige Stunden nach Öffnung der Schwerter Wahllokale zeichnet sich eine hohe Wahlbeteiligung ab. Mit Kind, Kegel und Haustieren verbinden viele den Wahlgang mit einem Spaziergang in der Sonne.
Der Wahlsonntag (26.9.) macht seinem Namen alle Ehre: Was die Sonne und die Wahlbeteiligung betrifft, ist er bereits wenige Stunden nach Öffnung der Wahllokale kaum noch zu toppen.
An vielen Stellen nutzen die Schwerter das schöne Wetter zu einem Spaziergang ins nächstgelegene Wahllokal. So wie Günter Strunck: Der 90-Jährige gibt seine Stimme gegen Mittag im afk-Autohaus an der Wandhofener Straße ab. „Früher war ich selbst Wahlhelfer, als ich so 25 war“, erinnert er sich. „Das war noch in Schwerte-Ost, im Lokal Kreinberg. Da ist heute der Portugiese drin.“

Der 90-jährige Günter Strunck war früher selbst Wahlhelfer. „Nach dem Gottesdienst kamen immer alle Katholiken, dann wurde es rappelvoll“, erzählt er. © Martina Niehaus
Die Wahlhelfer seien von den umliegenden Bäckern und Metzgern mit Wurstbrötchen versorgt worden. „Nach der Kirche war der Andrang riesig, da kamen die ganzen Katholiken. Und so mancher hat nach dem Wahlgang dann ein Bierchen getrunken. Das war sehr gemütlich“, erzählt Strunck.
Lollis statt Wurstbrötchen
Zur Bundestagswahl 2021 ist das Wahllokal Wandhofen, das zuvor in der Kita beheimatet war, ins Autohaus umgezogen. Hier gibt es zwar keine Wurstbrötchen, aber die Wahlhelferinnen Anja Steinhorst und Heike Wever sind trotzdem zufrieden. Vor allem mit der hohen Wahlbeteiligung. „Es macht Spaß, und es ist auch schon ganz gut was los“, sagt Heike Wever. „Das hätte ich wirklich nicht gedacht.“

Günter Strunck meldet sich im Wahllokal im afk-Autohaus an. © Martina Niehaus
An diesem Tag bekommt auch Günter Strunck kein Wurstbrötchen. Einen Lolli bekommt er aber – denn das Autohaus hat einen kleinen Pavillon aufgebaut, und die Schwerter Wähler dürfen sich etwas Süßes mitnehmen. Günter Strunck freut sich: „Den Lolli bekommt mein Großneffe, der kommt heute zu Besuch.“
Kinder spielen, Eltern stehen in der Schlange
Vor der Grundschule Villigst hat man anfangs den Eindruck, dass man zum Schulfest kommt. Auf dem Schulhof und dem angrenzenden Spielplatz spielen die Kinder der wählenden Eltern. Doch dann erkennt man den Unterschied: Der Schulhof ist zwar voll, doch trotzdem stehen alle mit Abstand in der Schlange. Die sich ganz schön schlängelt. „Wo ist denn hier das Ende?“, wundert sich ein Mann, der gerade dazukommt. „Hier drüben“, winkt ein anderer gut gelaunt vom Ende des Hofes.

Sarah Rüth und ihr Bruder Tobias Rüth vor dem Wahllokal, der Grundschule in Villigst. „Hier sind alle gut drauf“, sagt Sarah Rüth. © Martina Niehaus
Auch Sarah und Tobias Rüth stehen in der Schlange. Die 33-Jährige ist Wahlhelferin und kurz rausgekommen, um mit ihrem Bruder Tobias (29) zu sprechen. Der ist mit dem Rad zur Wahl gekommen. „Ganz schön heiß hier“, sagt er. Trotzdem stellt er sich in der langen Schlange an. „Wer nicht wählt, der darf sich hinterher auch nicht beschweren, finde ich.“

Viele Schwerter gaben am Sonntag ihre Stimme für die Bundestagswahl ab. © Martina Niehaus
„Villigst I ist hier der mittlere Wahlkreis. Dafür, dass schon so viele Leute per Briefwahl abgestimmt haben, ist wirklich eine Menge los“, erzählt Sarah Rüth. Alle seien gut drauf, nett und höflich. „Stress gibt es hier nicht.“
Wahlhelfer freuen sich: „Niemand muss im Regen stehen“
In Ergste steht Familie Kampmann in der Schlange an der Grundschule: Merle und Fabian Kampmann mit ihren beiden Töchtern Paula (5) und Ella (2). „Wir wohnen genau nebenan. Es ist doch super, dass das Wetter so schön ist“, sagt Fabian Kampmann. Im Wahllokal angekommen, wirft der Vater mit seiner kleinen Tochter an der Hand seinen Stimmzettel in die Wahlurne.

Auch Familie Kampmann aus Ergste ist gekommen. © Martina Niehaus
Die Urne wird von Wahlhelfer Peter Kranhold beaufsichtigt. Der Leiter des Schulverwaltungsamtes ist wegen der hohe Wahlbeteiligung regelrecht euphorisch. „Diese Leute haben alle schon gewählt, das sind bestimmt so um die 350 Stimmen“, sagt er und zeigt mehrere Stapel mit Wahlbenachrichtigungen.

Peter Kranhold zeigt die Stapel der Wahlbenachrichtigungen, die bereits mittags abgegeben wurden. © Martina Niehaus
„839 Leute könnten heute noch kommen, und wir hatten 843 Briefwähler in unserem Stimmbezirk.“ Insgesamt könne der Bezirk an eine Wahlbeteiligung von 80 Prozent herankommen, wenn es so weiterginge.
Deshalb hoffen Kranhold und seine Kollegin Angelika Fischer, dass das Wetter sich noch eine Weile hält. „So muss hier niemand im Regen stehen.“
Begegnungen mit interessanten Menschen und ganz nah dran sein an spannenden Geschichten: Das macht für mich Lokaljournalismus aus.
