Trotz Schlappe bei der Bundestagswahl SPD feiert Politischen Aschermittwoch im Freischütz

Zehn Tage nach Bundestagswahl: SPD feiert Politischen Aschermittwoch
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Es gibt einen Termin, an dem man den Freischützsaal weder mit Geld noch mit guten Worten bekommen kann. Seit mehr als drei Jahrzehnten ist er zu Aschermittwoch fest gebucht für den Politischen Aschermittwoch der SPD-NRW. Nur ein tödliches Zugunglück und Corona stoppten ihn. Die verlorene Bundestagswahl vom vergangenen Sonntag (23.2.) kann das aber nicht. Wie geplant, feiern die Sozialdemokraten am Mittwoch (5.3.) ab 18 im Freischütz. „Klare Worte zur Lage im Land“ gebe es dort traditionell, kündigt Pressesprecher Lukas Günther in einer Mitteilung an.

Hauptredner aus Düsseldorf

Gelüftet wird jetzt auch der Name des Hauptredners: Mit Jochen Ott, SPD-Fraktionsvorsitzender im NRW-Landtag, kommt Parteiprominenz aus Düsseldorf nach Schwerte. Als weitere Redner angekündigt werden Marc Herter, Vorsitzender der SPD-Region Westliches Westfalen sowie Nicole Reschke, die Bürgermeisterin der Stadt Freudenberg.

Jochen Ott, Vorsitzender der SPD-Fraktion im NRW-Landtag, hält eine Rede.
Jochen Ott, Vorsitzender der SPD-Landtagsfraktion, spricht beim Politischen Aschermittwoch der NRW-SPD im Freischütz. © dpa

Wer auch immer im Freischützsaal vor das Mikrofonpult tritt, der reiht sich ein in eine illustre Riege von SPD-Prominenz, die in den vergangenen Jahrzehnten ihren Weg in die Ruhrstadt gefunden hat. Bundeskanzler, Kanzlerkandidaten, Ministerpräsidenten, Minister und Parteivorsitzende sind allesamt schon die kleine Treppe auf die große Bühne in dem altehrwürdigen Festsaal emporgestiegen.

Eigentlich in Bayern erfunden

Eine der größten Euphoriewellen begleitete 2017 Merkel-Herausforderer Martin Schulz, als er zur Hymne „Oh when the Saints go marching in“ zur Seitentür hereinkam. Für die stimmungsvolle Begleitung ist seit eh und je die Pils Picker Jazzband mit an Bord. Den ersten Tag nach der Karnevalssaison haben die sieben Musiker, die im Lauf ihrer langen Karriere schon in halb Europa umjubelt wurden, immer ganz fix für den Auftritt bei den Genossen am Schwerter Wald reserviert.

Politiker sitzen in einem Festsaal.
Rappelvoll ist der große Festsaal des Waldrestaurants Freischütz jedesmal beim traditionellen Politischen Aschermittwoch der SPD-Region Westliches Westfalen. © Reinhard Schmitz (A)

Bis zu 800 Gäste saßen regelmäßig an den langen Tischreihen, um markige Reden und politische Seitenhiebe zu beklatschen. Vergessen ist dabei, dass diese Art von Veranstaltung eigentlich in Bayern erfunden wurde, wo der Bauernbund 1919 erstmals zu einer Kundgebung am Aschermittwoch aufrief. Franz-Josef Strauß führte sie 1953 bei seiner CSU ein. Dann zogen die übrigen Parteien – auch in anderen Bundesländern – nach.

In diesem Jahr zum 31. Mal

Die SPD NRW feiert in diesem Jahr die 31. Auflage ihrer Traditionsfeier im Freischütz. Eigentlich ist sie sogar noch älter. Denn es gab drei Ausfälle. Aus Respekt vor den Opfern des kurz zuvor geschehenen Bahnunglücks in Bad Aibling mit zwölf Toten sagte man den verbalen Schlagabtausch 2016 ab. 2021 und 2022 verhinderten die Corona-Bestimmungen die Veranstaltung, die 2020 nur wenige Tage vor Ausrufung der Pandemie gerade noch stattfinden konnte.