
Seit sieben Jahren engagiert sich Nele Blase für das Bündnis gegen Rechts. Sie ist die aktuelle Sprecherin in Schwerte. © Irina Höfken
Nele Blase (25) kämpft gegen Rassismus – „im schlimmsten Fall“ ein Leben lang
11 Jahre Bündnis gegen Rechts
Nele Blase (25) setzt sich als Sprecherin des Bündnisses Schwerte gegen Rechts für mehr Demokratie ein. Warum tut eine junge Frau das? Und was macht die Arbeit in Schwerte eigentlich schwieriger?
„Warte mal ab, bis dich mal so einer in eine Ecke zieht.“ Unter anderem dieses Zitat, sagt sie, habe Nele Blase (25) dazu veranlasst, 2015 dem Bündnis Schwerte gegen Rechts beizutreten. Schockiert sei sie während der Flüchtlingswelle gewesen, mitzubekommen, wie viele ausländerfeindliches Gedankengut in sich tragen – auch in Schwerte. „Das hat ein Schwerter Familienvater zu mir gesagt, kein geouteter Neonazi“, sagt Nele.
In ihrem Freundeskreis kenne jeder das Bündnis gegen Rechts. Und auch vielen anderen Menschen sollte das Bündnis aus Schwerte ein Begriff sein. Es engagiert sich gegen Rassismus und für mehr Demokratie in der Ruhrstadt. Seit 2017 ist Nele die offizielle Sprecherin.
Wir treffen sie im Kulturzentrum „Auf der Heide“ – nicht zufällig. Denn das Bündnis gegen Rechts plant aktuell ein Musikfestival zum 11-jährigen Bestehen. Oder wie es groß auf dem Plakat steht: 10 +1. Die Feier soll am 13. August an der Heidestraße 55 stattfinden. Während sie erzählt, wird hinter ihr eine Bühne aufgebaut.
Rechtes Gedankengut wieder salonfähig
Das Bündnis selbst gibt es bereits seit elf Jahren. Den Mitgliedern ist es wichtig, Zivilcourage und Präsenz zu zeigen, sich gegen Rechtsradikalismus auszusprechen – und diese Arbeit sei auch jetzt enorm wichtig, unterstreicht die 25-Jährige. „Wir haben doch kein Nazi-Problem in Schwerte“ – das sei eine breit geteilte Meinung in der Ruhrstadt, Neonazis seien aber auch nicht das Grundproblem. Sondern menschenverachtendes Gedankengut und das gebe es eben auch in Schwerte. Dagegen müsse Aufklärungsarbeit betrieben werden.
Sorge mache Nele und den Bündnis-Mitgliedern, dass rechtes Gedankengut durch die AfD in der Gesellschaft wieder salonfähig werde, ganz unter dem Motto: „Das werde ich doch wohl noch sagen dürfen.“ Die NPD sei eine Partei, die für viele als „nicht wählbar“ gelte, die AfD verpacke frauenfeindliche und ausländerfeindliche Einstellungen harmloser und erscheine auf einmal wählbar – in einigen Stadtteilen in Schwerte sogar im zweistelligen Prozent-Bereich. Obwohl die Ruhrstadt eigentlich eine hohe Willkommenskultur für Geflüchtete habe, sagt Nele Blase.

10+1 Jahre feiert das Bündnis Schwerte gegen Rechts am 13. August. Ein abwechslungsreiches Festival ist geplant. Nele Blase (v.l.), Mario Löhr, Ursula Meise, Holger Ehrich, Sevgi Kahraman-Brust und Nele ter Jung freuen sich darauf. © Bündnis Schwerte gegen Rechts
Mit dem Musikfestival feiert das Bündnis gegen Rechts nicht nur sein 11-jähriges Bestehen, sondern präsentiert sich mit Power für Demokratie. Ursula Meise (ehemalige stellvertretende Bürgermeisterin von Schwerte), Mario Löhr (Landrat), Holger Ehrich (Schwerter Kulturbüro) und Sevgi Kahraman-Brust (Kommunales Integrationszentrum Kreis Unna) sind an diesem Mittag ebenfalls auf dem Gelände. Sie alle helfen dabei, das Festival zu realisieren.
Das Bündnis finanziert sich unter anderem durch Projektpartner, wie aktuell den Kreis Unna, oder Crowd-Fundings, bei denen die Spendenden im Gegenzug eine Prämie erhalten. Beispielsweise bekamen circa 30 Schwerterinnen und Schwerter eine Karte für das „Welttheater der Straße“ oder die „Kleinkunstwochen“.
Herausforderungen für die Bündnis-Sprecherin in Schwerte
Doch Nele Blase organisiert als Sprecherin des Bündnisses gegen Rechts eben nicht nur die Feierlichkeiten zum Jahrestag. „Gedanklich beschäftige ich mich täglich mit der Arbeit, praktisch jeden zweiten Tag“, erklärt die 25-Jährige. Passend zum Thema trägt sie das schwarze T-Shirt des Bündnisses. Hakenkreuze gehören in den Mülleimer, zeigt das Piktogramm auf dem Oberteil.
Studium, Job und Ehrenamt – das alles schafft sie gleichzeitig. Zeit für Freizeit bleibe hingegen wenig. Da muss man Prioritäten setzen. Sie glaubt, dass sie sich noch lange in dem Bereich engagieren und die Arbeit machen wird. „Im schlimmsten Fall wird sie mein ganzes Leben lang notwendig sein.“
In Abgrenzung zu einer Großstadt wie Dortmund, wo offensichtlich Neonazis protestieren, sei es in einer Kleinstadt wie Schwerte wichtig, näher hinzuschauen und Strukturen offenzulegen. Etwa zu zeigen, dass ein Schwerter Imbiss von der Partnerin eines AfD-Politikers betrieben wird. Oder die komplexen Zusammenhänge aufzuzeigen, was sich für teils antisemitische Stigmata hinter dem verschwörungstheoretischen Gedankengut der Montagsspaziergänge verbirgt, sagt Nele Blase. Dafür leistet das Bündnis gegen Rechts Gegenprotest und verteilt Flyer.
Menschen, die sich wie sie engagieren möchten, aber noch unsicher sind, rät Nele: „Einfach mal vorbeikommen und schauen, ob es mit den Leuten passt.“
Schon immer unterwegs in Dortmund und Umgebung. Schon immer interessiert am Recherchieren, Schreiben, Geschichten erzählen. Jetzt beides kombiniert.

„Hömma, hasse dat schon gehört?“ So (oder so ähnlich) beginnen die besten Geschichten aus dem Pott, wo ich zu Hause bin. Es gibt nichts Besseres, als diese aufzuspüren und dann in Text, Bild und Video festzuhalten.
