„Schwerte ist bunt statt braun“: Unter diesem Motto sind am Samstag (27.1.) etliche Menschen auf die Straße gegangen – sie waren dem Aufruf des Schwerter Bündnisses gegen Rechts gefolgt und demonstrierten mit Plakaten, Schildern und ihrer geballten Anwesenheit gegen Rechtsextremismus und Menschenfeindlichkeit und für ein weltoffenes Schwerte.
Ausgegangen war man von 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmern – so viele hatten die Veranstalter im Vorfeld angemeldet. Ziemlich schnell musste diese Zahl weit nach oben korrigiert werden. Gegen Mittag sprach die Polizei dann vor Ort von rund 5.000 Menschen, die sich auf dem und rund um den Postplatz versammelt hatten.
Bündnis gegen Rechts: „Über 3.000“
Die Pressestelle der Polizei im Kreis Unna macht zwei Tage später auf Anfrage klar, dass die Beamtinnen und Beamten bei solchen Versammlungen grundsätzlich erst einmal für die Sicherheit der Demonstrierenden zuständig seien und nicht für die Bekanntgabe einer offiziellen Teilnehmerzahl. Pressesprecherin Vera Howanietz sagt am Montag (29.1.) aber auch: Die Zahl der Menschen, die am Samstag in die Innenstadt gekommen waren, „war längst nicht angemeldet“.
Das Bündnis gegen Rechts selbst, das als Veranstalter eher ein Interesse daran hätte, die Zahlen nach oben zu treiben, schreibt auf seiner Facebook-Seite, dass „über 3.000 Leute“ an der Kundgebung teilgenommen hätten.
Beide Seiten geben also eine grobe Einschätzung ab. „Da können wir genauso daneben liegen, wie der Veranstalter auch“, sagt Howanietz. In Stein gemeißelt seien diese Zahlen nicht. „Das ist ein Überblick, den sich die Beamten aus einer langjährigen Erfahrung heraus verschaffen.“
Erfahrungswerte und Vergleichsgrößen
In der Nachbarstadt Dortmund vermeldete die Polizei am vergangenen Wochenende 30.000 Teilnehmer bei der Demo gegen Rechts. Eine festgelegte Methode, wie es zu solchen Zahlen kommt, gebe es bei der Polizei in Dortmund ebenfalls nicht. Es sei eher eine Mischung aus verschiedenen Methoden und Erfahrungswerten von Beamten. So greife man etwa auf Vergleichsgrößen zurück – in Dortmund sind das zum Beispiel die Südtribüne im Stadion und der Friedensplatz, dessen Kapazitätsgrenzen in etwa bekannt sind.
Eine Methode könne auch sein, abzuzählen, wie viele Personen auf einer quadratischen Fläche stehen und sie dann in „fassbare Päckchen“ einzuteilen – auf diese Weise könne die Polizei gedanklich ein Raster erstellen.
So konkret wird die Polizei im Kreis Unna nicht. Fest steht in beiden Fällen: Eine hundertprozentig akkurate Verfahrensweise steht nicht zur Verfügung, die Bestimmung einer solchen Teilnehmerzahl basiert immer auf Schätzungen.
Vergleichswert: Pannekaukenfest
Dass der Postplatz zuletzt so belebt war, ist im Übrigen noch gar nicht lange her. Erst im September waren Tausende zur Jubiläumsausgabe des Pannekaukenfestes gekommen. Vergleichen lassen sich die Bilder der Freizeitveranstaltung gut mit denen vom Samstag – der Postplatz war wohl in beiden Fällen so voll wie nie.
Am Pannekauken-Samstag, als abends die Band K.R.A.S.S. spielte, waren es nach Angaben des Veranstalters ebenfalls rund 5.000 Menschen, die vor Ort feierten – ein Stadtfest der Superlative, für das der Innenstadtbereich in weiten Teilen abgesperrt worden war.

Zur Demo am Wochenende hat die Polizei indes später nachjustieren müssen. Nahmen die Autos zu Beginn noch die Kurve im Übergang von Rathaus- zu Bahnhofstraße, kam es im weiteren Verlauf zu Sperrungen.
Den anderen Teil der Bevölkerung wolle man an solchen Tagen nicht großartig beeinträchtigen. „Wenn wir aber sehen, dass die Sicherheit nicht mehr gewährleistet werden kann, ist das Versammlungsrecht ein hohes Gut, dementsprechend reagieren wir in diesen Fällen auf den Zulauf“, so Howanietz.
Das Bündnis gegen Rechts war in dem Zusammenhang von der Polizei aufgefordert worden, im Nachgang Ordnerinnen und Ordner zu benennen, die während der Versammlung für einen störungsfreien Ablauf mitverantwortlich sind. „Das ist im gesamten Kreis Unna recht unproblematisch verlaufen“, resümiert die Polizeisprecherin.
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