„Batrachochytrium salamandrivorans“, kurz „Bsal“: Das ist der offizielle, wenn auch sperrige Name des ungewöhnlichen Pilzes, der aktuell die Wälder im gesamten Ruhrgebiet befällt. Wie der Name schon vermuten lässt, sind beheimatete Feuersalamander Hauptleidtragende. Für sie ist der Pilz tödlich.
Martin Maschka vom Artenschutz Ruhrgebiet e.V. war bereits im Schwerter Wald und umliegenden Wäldern unterwegs. Er macht auf die problematische Situation aufmerksam. Der WDR hat ihn beispielsweise kürzlich in einem Waldstück im etwa 20 Kilometer entfernten Wetter an der Ruhr begleitet.
An einem Tag habe er dort 32 tote Feuersalamander gefunden, die durch den Pilzbefall verendet seien. Martin Maschka nennt den Pilz daher „Salamanderpest“. „Alle zwei bis drei Meter lagen dort die toten Tiere“, erzählt er im Gespräch mit der Redaktion. „Und nicht nur die Kleinen. Da waren welche dabei, die bis zu 25 Zentimeter groß waren.“ Laut der biologischen Station Kreis Unna ist der Pilz eine ernsthafte Bedrohung für das Überleben der gesamten Art der Feuersalamander.

Untersuchung in Schwerte
Ist es also möglich, dass der Pilz sich derzeit auch im Schwerter Wald ausbreitet? „Es ist nicht nur möglich, er breitet sich aus“, macht Martin Maschka auf Anfrage unserer Redaktion deutlich. „Die äußerlichen Merkmale scheinen ganz dafürzusprechen.“
Für Schwerte warte er aktuell allerdings noch auf die Untersuchungsergebnisse des NRW Landesamts für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV), die die Befürchtung endgültig bestätigen könnten. Wann das passiert, könne er noch nicht sagen.
„Die Daten sind eingefroren und wir müssen abwarten. Das LANUV selbst ist noch in der Vorbereitungsphase und braucht erst einmal eine Grundlage“, erklärt Martin Maschka. In den letzten Jahren sei der Pilz in Hattingen, Bochum, Essen, Oberhausen und Mühlheim bestätigt worden – dementsprechend hoch sei die Wahrscheinlichkeit auch in Schwerte.
Nils Johannsen, Revierförster für Schwerte, weiß, dass sich der Pilz in den letzten Jahren im Ruhrgebiet immer mehr ausgebreitet hat. Im Schwerter Wald habe er bislang zwar noch kein infiziertes Tier gefunden, „ausschließen kann man den Erreger aber nicht“, so Johannsen.
Schuhe und Pfoten desinfizieren
Für Menschen oder andere Tiere sei der Pilz ungefährlich. Der Pilz töte nur Salamander und Lurche, so Maschka. Er setze sich auf ihre Haut und greife die Organe an. Die Salamanderpest sei ein großes Problem in den Wäldern. „Wie jedes Tier haben Salamander im ökologischen Kreislauf eine wertvolle Rolle“, erklärt Martin Maschka.
Sie seien beispielsweise unglaublich gute „Schnecken-Vertilger“. „Darüber hinaus fressen sie Baumschädlinge und deren Larven. Es gibt sicherlich noch viele andere Eigenschaften, darunter auch welche, die wir Menschen gar nicht entdecken oder verstehen.“
Können Schwerterinnen und Schwerter etwas tun, um sich an der Eindämmung des Pilzes zu beteiligen? Ja, sagt Martin Maschka. Die bereits bestätigten betroffenen Waldgebiete sollten gemieden werden. Grund dafür sei die leichte Übertragung. „Das ist ein echtes Problem. Der Pilz setzt sich an Schuhsohlen oder Tierpfoten fest“, erklärt er. Sogar Fahrradreifen könnten den Pilz im Schwerter Wald verteilen.
Durch die leichte Übertragung sollten vor und nach dem Spaziergang durch die betroffenen Waldstücke die Schuhe desinfiziert werden, so Maschka. Das Desinfektionsmittel sollte dabei mindestens 70 Prozent Alkohol enthalten. „Nie reinen Alkohol benutzen, sondern verdünnen“, erklärt der Experte. „So kann über Wasser die Desinfektionswirkung in die Zelle des Pilzes eindringen, falls er auf der Sohle ist.“
Fotos per WhatsApp
Wer einen toten Feuersalamander findet, dürfe ihn auf keinen Fall berühren, sagt Martin Maschka und bittet: „Waldbesucher, die einen Salamander finden, können mir gerne ein Foto per WhatsApp von dem Tier schicken. Egal, in welchem Waldgebiet sie sich befinden.“
Er erstellt aktuell ein Monitoring der betroffenen Gebiete für die Naturschutzbehörde. Die Zusammenarbeit mit der Naturschutzbehörde Ennepe Ruhr Kreis laufe sehr gut. „Die Kollegen dort sind über die kritische Lage informiert.“ Eine Karte soll dann zeigen, wo Feuersalamander durch den Pilz sterben.
Aufmerksame Spaziergängerinnen und Spaziergänger können das Foto mit der Ortsangabe per WhatsApp an 0157 72949 225 schicken.
Ursprung in Ostasien
Martin Maschka befasst sich seit Jahren mit dem sich immer mehr ausbreitendem Pilz. Bereits 2004 habe er erste Beobachtungen im Ruhrgebiet gemacht. Seinen Ursprung habe der „Bsal“ in Ostasien und sei über die Niederlande, Belgien und die Eifel zu uns ins Ruhrgebiet gekommen.