
© Aileen Kierstein
Brautgeschäft eröffnet in Schwerte: „Vorgeliebte“ Kleider bekommen ein neues Leben
Start-Up
Gleich zwei Brautmodengeschäfte ziehen in die Schwerter Innenstadt. Das erste verfolgt ein besonderes Konzept: Die Kleider sind „vorgeliebt“. Noch in diesem Jahr soll eröffnet werden.
In jedem Kleid steckt eine Geschichte. Die meisten Brautkleider an den goldenen Stangen in der „Schatzkammer“ von Sabrina Raabe haben schon ein Leben gelebt. Sie sind „vorgeliebt“, haben bereits eine Frau am schönsten Tag ihres Lebens zum Altar begleitet. Bald warten sie im neuen Brautmodengeschäft in der Schwerter Innenstadt auf eine neue Besitzerin.
Noch in diesem Jahr will Sabrina Raabe eröffnen, ihren ersten eigenen kleinen Laden im Potthoff 1. „Ich habe mich direkt verliebt in den Laden, die Handwerker können mit den Arbeiten beginnen.“ Schon in wenigen Wochen soll der Concept-Store von „Herzlichkleid“ dann fertig sein. Im Sortiment: Ungefähr 70 Kleider aus allen Stilrichtungen, jedes mit seiner eigenen Vorgeschichte.
Die meisten Stücke hatten bereits eine Besitzerin – einige sind bereits getragen worden, andere nicht. Es gibt aber auch neue Kleider aus Geschäftsauflösungen, Ausstellungsstücke oder Musterkleider. „Ich liebe aber am meisten die Kleider, die ich von den Bräuten bekomme. Die Geschichte erweckt jedes Stück auf seine eigene Weise zum Leben.“
Neue Perspektive: Nicht Second Hand, sondern vorgeliebt
Die ehemalige Trägerin schreibt dann eine Karte für die nächste Braut, erzählt ihr beispielsweise von dem Moment der Anprobe, von der Hochzeit selbst oder warum das Kleid abgegeben wurde. „Ich habe mich bewusst gegen den Begriff Second Hand entschieden. Der Begriff preloved, also vorgeliebt, macht es viel schöner“, erklärt die junge Mutter.
Wie viele Kleider sie regelmäßig bekommt, kann Sabrina Raabe nur grob schätzen: „Mal kommt eine Flut, dann wird es wieder weniger. Pro Woche aber auf jeden Fall zwei.“ Die Kleider kommen per Post aus ganz Deutschland. Andere Bräute nehmen auch den Weg zu ihr nach Dortmund-Holzen auf sich. Dort warten die Kleider jetzt auf ihren Umzug nach Schwerte.

So sieht es gerade in Sabrinas Raabes Räumen in Dortmund-Holzen aus. Bald findet alles einen neuen Platz in Schwerte. © Aileen Kierstein
„In den vergangenen Monaten ist die Kleiderannahme echt gut gelaufen. Viele Bräute haben wegen Corona ihre Hochzeit ausfallen lassen oder nur standesamtlich geheiratet“, sagt die Dortmunderin. Für Sabrina Raabe ein großer Vorteil.
Corona: „Geheiratet wird trotzdem, nur anders“
„Ich habe mich natürlich gefragt, ob es die richtige Zeit ist, um den Laden zu eröffnen. Ist es. Geheiratet wird trotzdem, nur anders.“ Hinzu komme, dass die Bräute durch die Pandemie bewusster geworden sind. Finanzen und Nachhaltigkeit stehen oben auf der Prioritätenliste.
Die Kleider kosten bei ihr dann nur noch etwa die Hälfte des Ursprungspreises. Die neuen, ungetragenen Stücke werden um 30 bis 40 Prozent reduziert. Im Schnitt kosten die Kleider von Herzlichkleid rund 600 Euro. Wer möchte, bekommt aber auch Schuhe, Schleier oder Blumenkränze und Accessoires.
Mit ihrem ersten eigenen Laden erfüllt sich Sabrina Raabe einen langjährigen Traum. Seit ihrer eigenen Hochzeit vor 13 Jahren hat sie das Thema Brautkleid nicht mehr losgelassen. „Der Kauf des Brautkleids gehört zu den wichtigsten Entscheidungen. Es gibt kein Kleid, das auch Jahre später noch so viele Emotionen hochkochen lässt.“
Informationen zur Eröffnung in den sozialen Medien
Trotzdem gilt für die Anprobe bei Herzlichkleid: „Es muss nicht immer geweint werden. Wenn man strahlt und glücklich ist, dann reicht das vollkommen aus“, sagt Sabrina Raabe. „Man kann spüren, wenn es das richtige Kleid ist. Die Frau verändert sich, Ausstrahlung und Haltung werden anders. Tränen müssen aber nicht fließen.“
Informationen zur geplanten Eröffnung will die Dortmunderin rechtzeitig über ihre Facebook- und Instagram-Seite bekannt geben.
Aus tiefster Liebe zum Ruhrgebiet bin ich gerne immer und überall auf der Suche nach Geschichten – für Kultur, Kindergärten und Schulen, Umwelt, Politik und alles, was Menschen sonst noch beschäftigt.
