Stefanie (46) verlor ihre Wohnung beim Brand in Westhofen „Die Feuerwehr rief nur: Raus! Raus!“

Stefanie (46) verlor ihre Wohnung beim Brand in Westhofen
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„Ich wusste gar nicht, was da gerade passiert“, sagt Stefanie L. (46, vollständiger Name der Redaktion bekannt). Sie schüttelt völlig ungläubig den Kopf, während sie an das zurückdenkt, was am vergangenen Freitag (12. April) an der Reichshofstraße in Schwerte-Westhofen geschehen ist. Sie spricht ruhig und gefasst, doch eins wird deutlich: Der Schock sitzt tief.

Denn Stefanie verlor an jenem Freitagmorgen ihr Zuhause. Und fast hätte sie noch mehr verloren. „Ich wurde durch die Drehleiter wach“, erinnert sich die 46-Jährige. Als sie das Rollo hochschob, sah sie Feuerwehrleute, die sich bereits daran machten, das Feuer zu löschen.

Ein Feuer, von dem Stefanie noch nichts ahnte – das aber ganz nah war: „Ich wohnte direkt unter der Dachgeschosswohnung, in der das Feuer war.“ Es habe praktisch über ihrem Kopf gelodert, während sie noch schlief.

Während andere Bewohner bereits von einem Nachbarn und einer Autofahrerin, die an dem Haus vorbeigefahren war, gerettet wurden, hat Stefanie noch geschlafen. „Ich weiß nicht, ob ich das Klopfen überhört habe oder ob die Feuerwehrleute nicht mehr ins Haus konnten“, sagt sie. „Es war einfach so ein Schockmoment.“

„Feuerwehr rief nur: ‚Raus! Raus!‘“

Ganz automatisch und konfus habe sie dann gehandelt: Das Rollo schnell wieder runtergefahren. Dann zur Tür, an der bereits Feuerwehrleute postiert waren, die mit den Löscharbeiten begonnen hatten. „Auch da hab‘ ich einfach die Tür wieder zugeschlagen“, berichtet Stefanie. „Ich weiß gar nicht, wieso ich das gemacht habe.“

Stefanie war zu dem Zeitpunkt alleine in der Wohnung. Ihr Verlobter hatte das Haus gegen 5.40 Uhr verlassen, um zur Arbeit zu gehen. Gegen 5.44 Uhr ist der Alarm bei der Feuerwehr eingegangen. „Ihm ist aber nichts aufgefallen, als er gegangen ist“, sagt Stefanie. Ihr Verlobter sei der einzige Bewohner, der das Haus normalerweise so früh verlässt.

Als Stefanie sich bemerkbar machte, ging es ganz schnell. „Die Feuerwehr rief nur: ‚Raus! Raus!‘ – immer wieder“, erklärt sie. „Also habe ich mir schnell meine Jacke drüber geworfen und Schuhe angezogen und bin raus. Ich stand da in Nachtwäsche.“

Das Haus in Schwerte-Westhofen, in dem es gebrannt hatte.
Der Dachstuhl des Hauses ist ausgebrannt. © Yasmin Mende

Doch das war im ersten Moment egal. Stefanie kam schwer atmend aus dem Haus, wo alle Nachbarn bereits versammelt waren. Sie war die einzige, die vom Rettungsdienst untersucht wurde – zum Glück sei es keine Rauchvergiftung gewesen, sondern eine Reaktion ihres Asthmas.

Auf der Arbeit untergekommen

„Wir waren alle so im Schock“, sagt sie immer wieder. Um sich zu beruhigen, konnten die Hausbewohner – abgesehen von einem, der immer noch als vermisst gilt – erst einmal in der nahegelegenen Tankstelle unterkommen. Dort arbeitet Stefanie auch. „Meine Arbeitskollegin kam schon völlig panisch zu unserem Haus gerannt. Sie hat sich große Sorgen gemacht.“

Auch der Chef der 46-Jährigen kam sofort. Bei ihm blieb Stefanie auch, während alle anderen Bewohner auf die Feuerwache gebracht wurden, um sich zu erholen.

Verlobter wollte ins Haus rennen

„Das wusste mein Verlobter nicht“, erklärt sie. Als er kurz nach ihrer Rettung zum Haus zurückkehrte, war Stefanie nicht da. Für ihn gab es in dem Moment nur eine Schlussfolgerung: Die 46-Jährige musste noch im Haus sein. „Er wollte reinrennen“, sagt Stefanie. Und das, obwohl der Brand noch nicht gelöscht war. „Ein Feuerwehrmann konnte ihn zum Glück aufhalten.“

Erst im Januar hatten sich die beiden verlobt. „Wir hatten eigentlich ganz andere Pläne“, sagt Stefanie traurig. Statt der Hochzeit müssen die beiden jetzt fast ihr ganzes Leben neu planen: Nichts von dem, was in der Wohnung steht, konnte gerettet werden. Das sind die Folgen vom Brand, aber auch von dem Löschwasser.

Flatterband vor dem Haus in Schwerte-Westhofen
Das Haus ist aktuell nicht mehr bewohnbar. © Vanessa Trinkwald

„Wir konnten einmal kurz rein und das Nötigste mitnehmen“, erklärt Stefanie. Dabei haben sie und ihr Verlobter einfach wahllos Kleidung eingesteckt, die Verwandte und Freunde für sie waschen wollten. „Es blieb keine Zeit, groß nachzudenken.“ Denn das Haus galt als einsturzgefährdet – auch von möglichen Glutnestern soll die Feuerwehr zu diesem Zeitpunkt noch gesprochen haben.

Vieles mussten sie zurücklassen. „Unsere ganzen Erinnerungsstücke sind weg“, sagt Stefanie. Selbst die Eheringe hätten die beiden fast verloren – wäre da nicht ihre zukünftige Schwägerin gewesen, die sie eingesteckt hatte.

Schritt für Schritt

Aber das ist für Stefanie zweitrangig, erklärt sie. „Ich bin einfach nur so froh, dass alle heile da rausgekommen sind“, steht für sie fest. „Ich bin so dankbar, dass die Feuerwehr so schnell war – und dass die beiden Helfer die Menschen gerettet haben.“

Mit ihren Nachbarn steht Stefanie noch in Kontakt. Man helfe sich gegenseitig, wenn es darum gehe, eine Unterkunft, Möbel oder Kleidung zu bekommen. „Mein Verlobter und ich haben einen großen Familienkreis, da kriegen wir viel Hilfe“, erklärt Stefanie. „Ich hoffe, dass das auch für die anderen gilt.“

Bald müssten sie die Wohnung räumen, sagt sie, damit sie trockengelegt werden könne. „Das wird teuer. Da merkt man, was eine Hausratsversicherung ausrichten kann.“ Doch mit einem solchen Vorfall hätte niemand rechnen können, sagt sie: „Das kennt man doch nur aus einem Film.“

Auch wenn es schwer wird, wollen Stefanie und ihr Verlobter nach vorne blicken. „Wir nehmen uns Zeit und machen alles Schritt für Schritt“, sagt sie. Das sei auch nötig: „Es ist einfach alles zu viel.“

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