„Hau ab! Was machst du hier noch?“, fuhr der Mann in schwarzen Arbeitsklamotten seinen Kollegen an, der noch ein wenig unschlüssig draußen vor der Werkshalle an der Emil-Rohrmann-Straße stand: „Wir werden evakuiert.“ Von dieser Schockbotschaft überrascht wurden am Freitagmittag (21.3.) viele Mitarbeiter, die im früheren Eisenbahn-Ausbesserungswerk in Schwerte-Ost eigentlich noch ein gehöriges Stück ihrer Schicht vor sich hatten.
Nachdem auf dem Gelände des großen Recycling-Unternehmens Reters eine Weltkriegsbombe gefunden worden war, ordnete die Stadt Schwerte an, alle Firmen zu evakuieren, die sich in einem Umkreis von 200 Metern um den Verdachtspunkt befanden.
Hastiger Aufbruch
Deutlich erkennbar an ihren gelben Warnwesten, gingen Mitarbeiter des Kommunalen Ordnungsdienstes und des Ordnungsamtes von Tür zu Tür. In der Hand hielten sie großformatige Papiere, offenbar die vorbereiteten Evakuierungspläne. Hastig sah man anschließend eine richtige Schlange von Autos sowie etliche Fahrradfahrer in das vorzeitige Wochenende enteilen.

In der Gegenrichtung bewegte sich höchstens noch das eine oder andere Blaulichtfahrzeug. Denn in das betroffene Gebiet ließen die Einsatzkräfte niemanden mehr hinein. Erst wurde die Gabelung der Emil-Rohrmann-Straße von der Ernst-Gremler-Straße mit einem quergestellten orangefarbenen Klein-Lkw des städtischen Bauhofs abgeriegelt, kurz darauf wurden sogar Warnbaken direkt quer über die Hauptzufahrt von der Schützenstraße ins Gewerbegebiet aufgestellt.

Kontrollierte Sprengung
Still standen auch die grünen Lkw der Firma Reters auf dem hinteren Gelände des Betriebs in Reih und Glied abgestellt. Davor, in Höhe der Berge mit dem Recyclingmaterial von Baustellen, ragten die Baggerarme der Maschinen unbeweglich in die Luft.
Durch den Sichtschutz des Werkszauns war dort ein Bulli mit Kennzeichen des Hochsauerlandkreises zu erspähen, offenbar der Dienstwagen des Kampfmittelräumdienstes der Bezirksregierung Arnsberg, der nach Angaben der Stadt Schwerte schon vor Ort war. Der Blindgänger solle so schnell wie möglich entschärft werden, erklärte Stadt-Pressesprecherin Ann-Kathrin Neumann am Mittag. Am späten Nachmittag war klar: Der Blindgänger muss noch am Abend kontrolliert gesprengt werden.

Die Leitstelle des Kreises Unna informierte die Bevölkerung auch über die Warn-App Nina auf dem Handy. Mit einem Kreis war dort der zunächst betroffene Bereich im früheren Eisenbahn-Ausbesserungswerk auf einer Straßenkarte markiert. Dazu gehörte demnach offenbar auch ein großer Teil des angrenzenden Vereinsgeländes des Eisenbahner Turn- und Sportvereins (ETuS) Schwerte-Ost. Dagegen blieben auf der anderen Seite der Kinderspielplatz am Gehrenbachsee und die Wohnhäuser der Kreinbergsiedlung von der Einkreisung verschont. Später wurde der Evakuierungsradius um die benachbarte Kleingartenanlage erweitert.