Blumenstrauß aus dem Gewächshaus: Gärtnerei Seefeldt schließt nach 66 Jahren ihren Laden

© Reinhard Schmitz

Blumenstrauß aus dem Gewächshaus: Gärtnerei Seefeldt schließt nach 66 Jahren ihren Laden

rnGärtnerei Seefeldt

Seit 66 Jahren ist die Gärtnerei Seefeldt in Schwerte ein Begriff. Jetzt schließen die Inhaber ihr Ladengeschäft, um kürzerzutreten. Aber ein bisschen wollen sie doch noch weiterproduzieren.

Schwerte

, 26.08.2019, 05:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Im Hintergrund sprießt ein Wald aus blühendem Asparagus und anderen üppigen Grünpflanzen, davor treiben Callas ihre weißen Blüten aus dem Boden. Doch auf den Tischen drumherum lichten sich im Gewächshaus der Gärtnerei Seefeldt die Tische unübersehbar.

Denn das Ladengeschäft an der Grünstraße 34, in dem Privatkunden sogar noch am Samstagnachmittag einen frischen Blumenstrauß oder Blühpflanzen für den Balkon kaufen konnten, wird zum 31. August geschlossen.

Die Inhaber Gabriele Seefeldt-Beck und Raimund Beck wollen nach 40 Jahren im Betrieb kürzer treten, zumal die Kinder andere berufliche Wege eingeschlagen haben. „Wir werden aber weiterarbeiten mit langjährigen Geschäftspartnern wie zum Beispiel Bestattern und der Gastronomie“, sagt Gabriele Seefeldt-Beck.

Bislang hatte die Arbeitswoche für die Inhaber 80 Stunden

Diese Auftragsarbeiten haben den Vorteil, dass sich die beiden Diplom-Agraringenieure die Zeit selbst einteilen können. Bislang kamen sie erst oft nach Ladenschluss um 18.30 Uhr dazu, bestellte Kränze zu binden. Dann musste bis in den späten Abend gearbeitet werden - aber am nächsten Morgen wollte der Blumenladen schon wieder um 8 Uhr aufgeschlossen werden.

„Wir machen 80 Stunden pro Woche“, verdeutlicht Gabriele Seefeldt-Beck. Eigentlich müssen sie und ihr Ehemann sogar rund um die Uhr im Betrieb sein: „Wenn gelüftet oder schattiert werden muss.“ Oder wenn im Winter die Heizung in den Gewächshäusern zu steuern ist. „Das kann man nicht allein lassen“, erklärt Raimund Beck.

Mitarbeiter liefert mit 91 Jahren noch Blumen aus

Wenn es dann wegen Urlaub doch mal sein musste, konnte man auf einen fähigen Mitarbeiter vertrauen. Und auf Unternehmensgründer Alfred Beck, der mit seinen 91 Jahren auch immer noch beim Ausliefern von Blumen in der Stadt hilft. „Netten Leuten Blumen zu bringen, ist mir immer eine Freude“, sagt er.

Die Gärtnerei Seefeldt an der Grünstraße ist einer der wenigen Familienbetriebe, die in ihren Gewächshäusern noch eine Vielfalt von Pflanzen gezüchtet haben.

Die Gärtnerei Seefeldt an der Grünstraße ist einer der wenigen Familienbetriebe, die in ihren Gewächshäusern noch eine Vielfalt von Pflanzen gezüchtet haben. © Reinhard Schmitz

Rundherum auf den Flächen im Gänsewinkel bauten sich die ersten Siedler gerade ihre Häuschen, als Alfred Seefeldt im Jahre 1953 mit Ehefrau Margot Seefeldt seine Gärtnerei eröffnete. Renner waren anfangs die selbstgezüchteten Gemüsepflänzchen, die die Kleingärtner zur Selbstversorgung in ihre Beete setzen wollten. Dann übernahmen die Blumen das Kommando.

Auf rund 2.500 Quadratmetern unter Glas und „ein bisschen Freiland“ wurden saisonale Schnitt und Topfpflanzen herangezogen. Vieles war selbst ausgesät - von Ageratum (der Volksmund nennt es auch Leberbalsam) bis zu Zinnien.

Dafür brauchte man bis vor 20 Jahren gar nicht mal in den Gänsewinkel zu fahren. Die Gärtnerei betrieb eine Filialgeschäft neben dem Kiosk an der Goethestraße (heute ein Döner-Laden). Besonders praktisch war diese Möglichkeit für alle, die einen Patientenbesuch im Marienkrankenhaus planten und sich auf dem Weg mit einem Begrüßungsstrauß eindecken konnten. Blumenautomaten in der Klinik waren damals noch unbekannt.

Künftig wird nur noch für die Bestellungen angebaut

„Gärtnereien wie uns gibt´s nicht mehr“, sagt Raimund Beck. Sie sind verschwunden oder haben sich zu Großbetrieben entwickelt, die sich auf Monokulturen spezialisiert haben. Seefeldt indes trumpfte mit Vielfalt und Saison auf.

Besonders zauberhaft war ein Besuch in den Gewächshäusern, wenn in der Vorweihnachtszeit tischeweise die roten Weihnachtssterne aufblühten. Oder im Frühjahr, wenn die Gewächshäuser sich mit einem Meer von leuchtenden Primeln präsentierten.

Produziert wird dort noch weiterhin, die langjährigen Mitarbeiter bleiben im Betrieb. „Aber wir werden nur noch das anbauen, was wir in Bestellung haben“, sagt Gabriele Seefeldt-Beck - frisch und auf kurzem Wege, wie es ihre Kunden seit 66 Jahren schätzen.