Die Heizung hat Eva Witter-Mante nur für eine Weile angeschmissen. Lediglich ihr Raum, der mit ihren Skulpturen gefüllt ist, wird in dem alten Gebäude geheizt. Ein wenig zurückgezogen und versetzt hinter einem kleinen Metallzaun liegt das Gebäude zwischen den restlichen, dem Marktplatz zugewandten Häusern. Drinnen – niedrige Decken und eine gewundene Treppe, die über die erste Etage unter den Dachstuhl führt. Das alte Holz der Balken ist weiß getüncht.
Eigentlich bietet es eine super Szenerie für familiäre Ausstellungen. Atmosphärisch und gemütlich sind die Innenräume, die sich Bildhauerin Eva Witter-Mante und Malerin Birgit Breer als Atelier-, Veranstaltungs- und Ausstellungsfläche teilen. Zu Pandemie-Zeiten war diese Gemütlichkeit eine der Schwächen des Kunst- und Begegnungsraums.
Ausstellung als Durchlauf
„Wir haben zum Glück noch einen Eingang zur Kötterbachstraße“, erzählt Eva Witter-Mante. Die einzige Ausstellung während der Pandemie konnte nur stattfinden, weil die Gäste das Haus am Markt betraten, hindurchliefen und zur Kötterbachstraße hin wieder verließen. Die Treppe zur ersten Etage war mit einer Kordel abgetrennt. Zu beengt sind die historischen Stufen.
Kontaktbeschränkungen und Maskenpflicht gelten nun nicht mehr. Das Gefühl, dass so langsam wieder Normalität einkehrt, habe sie trotzdem nicht, erläutert die Bildhauerin. „Ich glaube, es wird noch eine Weile dauern, bis sich alles wieder einpendelt. Normalität, so wie wir sie vor der Pandemie kannten, wird es nicht mehr geben“, schätzt sie die Situation der Kunstschaffenden ein. „Alles entwickelt sich, aber vielleicht werden wir uns an diese Entwicklungen wieder gewöhnen.“
Das Verhalten der Besucher hätte sich in jedem Fall geändert. Das Schöne an dem Atelierhaus am Markt sei, dass die Hemmschwelle, sich Kunst anzuschauen, niedrig angesetzt sei. „Es ist sehr zentral und die Veranstaltungen sind umsonst“, so Witter-Mante. Man müsse auch keine tiefreichende künstlerische Vorbildung mitbringen. „Reinkommen und gucken“, dazu möchten die beiden Künstlerinnen einladen. Doch viele Menschen würden diesen Schritt noch scheuen.
Neue Wege finden
„Ich kenne das ja von mir selbst, zu einem Konzert mit vielen Menschen würde ich auch noch nicht wieder gehen“, so Witter-Mante. Intime Veranstaltungen in dem verschlungenen Haus am Markt, wie Ausstellungen mit parallelen Lesungen oder Theaterinszenierungen, wie es sie in der Vergangenheit gab – da möchte Eva Witter-Mante gerne wieder hinkommen. Doch das funktioniere nur mit dem entsprechenden Publikum.
Ihre Aufgabe sei es nun, auch andere Wege zu finden, um Kunstinteressierte zu erreichen. Auf Instagram ist sie deshalb mittlerweile unterwegs – ansonsten soll es auch immer wieder Aktionen geben, bei denen die Kunst nach draußen zu den Menschen auf den Marktplatz gebracht werden soll.

Eva Witter-Mante genießt im Vergleich zu anderen Kunstschaffenden das Privileg, dass sie von ihrer Kunst nicht leben muss. Das, was sie bei Kolleginnen und Kollegen beobachtet habe, führt sie allerdings zu der Auffassung, dass kulturpolitisch in den letzten drei Jahren vieles verkehrt gelaufen sei.
„Genug Leute, die nicht viel verdienen“
„Es gab ja Förderungen, die durften dann aber nur für Material, zum Beispiel für Pinsel oder Leinwände, ausgegeben werden.“ Bühnenperformer hätten das Geld, das sie zur Existenzsicherung verwendet hätten, dann wieder zurückzahlen müssen, führt sie aus.
„Vielleicht gibt es die Annahme, dass gerade bildende Künstler genug mit ihren Werken verdienen. Die, die wirklich gut von ihrer Kunst leben können und die längere Einkunftsausfälle wegstecken können, sind aber ein kleines Grüppchen, dem es gelingt, sich gut zu verkaufen“, meint sie. „Es gibt genug Leute, die wirklich gut sind, aber nicht viel verdienen.“
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