Sie sorgte schon dafür, dass die Oma die Flammen unter dem Suppentopf aufdrehen konnte. Seit 1928 hängen weite Teil des Stadtgebiets an der Ferngasleitung von Dortmund ins Siegerland, die als Südwestfalenleitung bekannt ist. Nach der Entdeckung von sogenannten „Korrosionsmulden“ müssen die betagten Rohre im Bereich Villigst und Ergste ausgetauscht werden, um weiterhin eine sichere Energieversorgung zu gewährleisten. Dies geschieht aber nicht auf der bisherigen Trasse unter oder unmittelbar neben der Letmather Straße. Denn dann hätten die Autofahrer mindestens ein Jahr lang mit heftigen Behinderungen durch Teil- und Vollsperrungen leben müssen, was der Betreiber Open Grid Europe (OGE) vermeiden wollte.
Neue Trasse durch Ruhrwiesen
Deshalb hat sich das Versorgungsunternehmen für einen komplett neuen Leitungsweg entschieden, der weitgehend durch die freie Landschaft führt. „Die Umlegung beginnt nahe der Ruhr westlich der B236 (Béthunestraße) und endet an der B236 (Letmather Straße) auf Höhe der Kirchstraße“, teilt Projekt-Pressesprecherin Lisa Nohl auf Anfrage mit. Der Weg führe parallel zur B236 größtenteils über ehemaliges Wasserwerksgelände und durch die Ruhrauen.

Den entsprechenden Planfeststellungsbeschluss hat die Bezirksregierung Arnsberg veröffentlicht. Darin heißt es, dass die Erdgasleitung auf dem südlichen Ruhrufer parallel zum sogenannten „Langen Weg“ verlegt wird, der schon seit Jahrzehnten für Spaziergänger und Wanderer gesperrt ist. Sie quert den Elsebach und den Bahndamm der Zugstrecke Schwerte-Iserlohn, umgeht eine Kleingartenanlage, quert den Wannebach und die Straße „Auf dem Hilf“ mit dem vorübergehend abgebauten Spielplatz. Auf dem letzten Abschnitt werden die Rohre schließlich unter der B236 hindurchgepresst, um in Höhe der Bushaltestelle Kirchstraße in die bestehende Weiterführung der Südwestfalenleitung zu münden.
Fertigstellung Ende 2025
Nachdem die Vorbereitungen in großen Teilen abgeschlossen sind, beginnen die eigentlichen Arbeiten laut Lisa Nohl in diesen Tagen mit dem Anlegen einer Fläche für die Baustelleneinrichtung im Bereich zwischen dem Kettenwerk Theile und dem Zapp-Stahlwerk. Die Hauptleitung werde dann voraussichtlich von Süden nach Norden verlegt. In einem Graben im Erdreich versenkt werden dafür Rohre mit einem Außendurchmesser von rund 50 Zentimetern, die für einen maximalen Betriebsdruck von 7,9 Bar zugelassen sind. Zum Vergleich: Aus den Brennern des Gasherds strömt der Brennstoff gerade mal mit 0,0023 Bar.

Voraussichtlich Ende 2025 – so Lisa Nohl weiter – soll die Maßnahme fertiggestellt sein. Bis es so weit ist, kommt OGE allerdings nicht ganz ohne vorübergehende halbseitige Sperrungen der B236 aus. Dies ist der Fall, wenn Anschlüsse zu Kunden angebunden werden müssen. „Durch die Umlegung werden die Verkehrsbehinderungen allerdings geringer ausfallen, als dies bei einem Neubau der Fall gewesen wäre“, betont die Sprecherin noch ein Mal. Gleichzeitig werden für die Steuerung Glasfaserkabel (sogenannte Lichtwellenleiter) mit in die Erde gelegt, die am nördlichen Ende noch weiterführen bis zur Grünstraße. Im Süden werden sie bis zur Gasdruck-Regelstation Ergste durchgezogen.
Flaschen-LKW versorgt Kunden
Wenn die neue Leitung an ihren Enden mit den bestehenden Stücken der Südwestfalenleitung verbunden wird, müssen die Kunden – darunter auch zwei Industriebetriebe – nicht ohne Gasversorgung bleiben. In dieser Zeit erhalten sie den Brennstoff aus sogenannten Flaschenwagen. „Dies wird voraussichtliche im September/Oktober dieses Jahres der Fall sein“, berichtet Lisa Nohl.
Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien erstmals am 17. März 2025.