Rainer Eglinsky findet die Skulpturen in der Schonung klasse. © Holger Bergmann

Kettensägen-Kunst

Spaziergänger sind begeistert: Wer steckt hinter den Baumstumpf-Figuren?

Regelmäßig fährt Rainer Eglinsky mit seinem Rad am Steinbach in Holzen entlang. Eines Tages waren die Bäume weg. Doch aus den Baumstümpfen schauten ihn plötzlich große Augen an.

Holzen

, 20.01.2022 / Lesedauer: 3 min

Grob, aber kunstvoll geformte Tier- und Waldgeister-Gesichter kann man in dem Holz der Baumstümpfe am Steinbach sehen. Ein tolles Motiv, dachte sich Rainer Eglinsky und schickte ein Foto davon an die Redaktion.

„Die Skulpturen sind wunderschön“, sagt er. „Die hat jemand gemacht, der sich mit so etwas auskennt.“ Doch was steckt hinter diesen Figuren? Man kann doch nicht einfach Bäume auf 1,50 Meter Höhe umhauen und dann Skulpturen daraus machen.

Bäume in der Dürre vertrocknet

Kann man doch. Zumindest, wenn einem die Bäume gehören und sie abgestorben sind, darf man das. Und die Bäume gehören der Familie Sänger vom Pferdehof Sänger, der nur etwas mehr als 200 Meter von der Schonung entfernt liegt. „Wir mussten die Bäume leider fällen, sie sind im vergangenen Jahr vertrocknet“, erklärt Julika Sänger.

Der Bär hat ein wenig comichafte Züge. Das ist bewusst so gemacht. © Holger Bergmann

Bei der Fäll-Aktion zwischen den Feiertagen im alten Jahr half der befreundete Kettensägen-Künstler Kai Mathias aus Schwerte-Westhofen, der die Chance nutzte und fragte, ob man diese Bäume nicht einfach mal in einer anderen Höhe absägen könne. Und so blieben die deutlich höheren Stümpfe stehen, als Übung für die Kettensäge.

Bärtiger Baumgeist ist ein Jahr alt

Ein Baumstumpfkunstwerk ist schon älter. Bereits vor einem Jahr entstand ein bärtiger Baumgeist. Bei den frischen Baumstümpfen versuchte sich Kai Mathias an Tier-Skulpturen.

Drei Eulen, ein Adler, ein Bär und ein Wichtel entstanden in kurzer Zeit, weitere Baumreste sind noch unberührt. „An die gehe ich ran, wenn ich wieder Zeit habe“, sagt Kai Mathias. Der Handwerker hat gerade eine Baustelle, um die er sich erst einmal kümmern muss.

Kettensägen-Kunst als zweites Standbein

Denn die Kettensägen-Kunst entwickelt sich gerade erst vom Hobby zum zweiten Standbein. Ein bisschen Geld verdient er schon mit seiner Kunst. Doch in Holzen wollte er nur üben. Tannenholz wäre sonst nicht seine erste Wahl gewesen.

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Die nun gefällten Tannen waren einst als Weihnachtsbäume gesetzt worden und kamen nie in den Verkauf, bis sie zu groß waren. „Tannen haben faseriges Holz, damit kann man nicht so gut arbeiten“, sagt der Künstler.

Ein paar Fehler gemacht

Deshalb ist er mit den ersten Werken an dieser Stelle auch nicht so zufrieden. Davon merken die Spaziergänger aber gar nichts. „Wir können die Menschen von unserem Haus aus sehen“, sagt Carsten Sänger. „Das steht immer jemand und schaut sich die Skulpturen an.“

Dieser Waldgeist steht schon seit knapp einem Jahr und hat bereits Moos angesetzt. © Holger Bergmann

So wie Rainer Eglinsky. Er ist verblüfft von der Tiefe der Gesichter und dem seltsamen Gefühl, dass die Tiergesichter trotz der harten Kettensägen-Spuren fast lebendig wirken.

Holz wird abgeflämmt

Das kommt durch die Bearbeitung. Nachdem die Kettensäge ihre formende Arbeit getan hat, wird das Holz noch geflämmt und dann grob abgeschliffen. Mit den Augen der Figuren ist Kai Mathias noch nicht zufrieden und will sich noch verbessern. Da ist er zuversichtlich, denn alle anderen Fertigkeiten der Kettensägen-Kunst hat er sich ebenfalls selbst beigebracht.

Als Heimat der Kettensägen-Kunst gilt Kanada und es heißt dort „Chainsaw Carving“. Je intensiver sich Kai Mathias mit der Kunst beschäftigt, desto breiter wird die Vielfalt seiner Kettensägen. Seine Sammlung reicht von der 15-Kilo-Maschine bis zur Zwei-Kilo-Kettensäge.

In Schwerte hat Kai Mathias schon mehrere Spuren hinterlassen. Am Schießgelände der Westhofener Schützen beispielsweise hat er einen großen, alten Baum in einen Baum-Mann verwandelt.

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