Einzigartiger Zug in Schwerte gesichtet Warum lässt die Bahn nachts ihre Tunnel spülen?

Einzigartiger Zug: Warum lässt die Bahn nachts ihre Tunnel spülen?
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Huckepack auf einem Flachwagen der Bahn Platz genommen hatte der orangefarbene Lkw mit seinem Schlauchrüssel. Daneben angekuppelt waren ein dickbauchiger Kesselwaggon als Versorgungsfahrzeug sowie ein knallgelber Geräte- und Mannschaftswagen. Mehr hatte die altgediente Diesellok des Typs, wie er vor Jahrzehnten auf der Strecke Schwerte-Dortmund gang und gäbe war, nicht zu ziehen.

Es war schon eine eigenartige Zugkombination, die sich am Dienstagabend (23.5.), vom Aldi-Parkplatz aus unübersehbar, im Bahnhof Schwerte startklar machte. Die Aufschrift „Tunnelspülzug“ an den Seitenwänden gab weitere Rätsel auf.

Zwei Tunnel

Klar, die Deutsche Bahn nutzt in Schwerte sogar zwei Tunnel, um unter dem Schwerter Wald hindurchzufahren: den 795 Meter langen Schwerter Tunnel auf dem Weg nach Dortmund und den 854 Meter langen Ostberger Tunnel auf der Route nach Unna. Beide sind weit über 100 Jahre alt. Aber Dampflokomotiven, die die Wände verrußen könnten, sind dort schon seit Jahrzehnten höchstens noch hin und wieder bei Sonderfahrten unterwegs. Warum sollten diese dann plötzlich mit Wasser abgespült werden?

Spülfahrzeug am Bahnhof Schwerte
Huckepack auf einem Flachwagen geladen war das orangefarbene Spülfahrzeug. © Reinhard Schmitz

Müssen sie auch nicht, wie ein Sprecher der Deutschen Bahn (Essen) auf Anfrage berichtet: „Der Tunnelspülzug ist kein klassischer Spülzug für Tunnel.“ Sein Einsatzzweck sei vielmehr das Spülen von Abwassertunneln, die unter den Bahngleisen hindurchführen.

Diese müssen funktionsfähig sein, damit die Schienen bei Regenfällen nicht über- oder unterspült werden können. Der Arbeitszug komme immer dann zum Einsatz, wenn Mängel festgestellt worden seien oder eine turnusmäßige Reinigung anstehe.

Noch bis Donnerstagnacht

Der Bahnsprecher, obwohl schon lange im Geschäft, hat so einen Zug bisher auch noch nicht gesehen. Seit der Nacht von Sonntag auf Montag (21./22.5.) sei dieser in Schwerte aktiv, wo er noch bis zur Nacht von Donnerstag auf Freitag (25./26.5.) bleibe: „Er nutzt die Zeit, wo die Strecke gesperrt ist.“ Denn zwischen Schwerte und Dortmund finden derzeit Arbeiten statt. Auf diese Weise wird der ohnehin von vielen Baustellen erschwerte Zugverkehr nicht noch mehr belastet.

Der Tunnelspülzug trägt somit – wenn auch meistens ziemlich unbeachtet – seinen Teil dazu bei, das Schienennetz sicher und funktionsfähig zu erhalten. Auch die Stadt lässt schließlich ihre Abwassertunnel und -kanäle unter den Straßen instand halten.

Regelmäßig sieht man die Spülwagen von Fachfirmen, die im Auftrag der Stadtentwässerung (SEG) dafür sorgen, dass die Rohrleitungen nicht verstopfen, durch die das Abwasser in Richtung Kläranlage fließt. Die größte bei Revisionen sogar begehbare Passage in der Stadt befindet sich am Abzweig von der Hagener Straße in die Meischede.

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