Bahnstreik: Von Düsseldorf nach Schwerte „In Streikzeiten bin ich pünktlicher als je zuvor“

Von Düsseldorf nach Schwerte: In Streikzeiten pünktlicher als je zuvor
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Als ich am Montagmorgen (22.1) auf mein Handy schaute und die Push-Nachrichten mir einen erneuten Bahnstreik ankündigten, drehte sich mir der Magen schon um. Als Pendlerin zwischen Düsseldorf und Schwerte ist es ohnehin oft eine Farce mit der Deutschen Bahn: Verspätungen, Ausfälle oder plötzliche Halts sind Alltag.

Bisher war es mir möglich, dem groß angekündigten Bahnchaos an Streiktagen aus dem Weg zu gehen und ins Home-Office auszuweichen. Denn auch wenn Betreiber wie Eurobahn und National Express nicht am Streik beteiligt sind, habe der GDL-Streik große Auswirkungen auf das Streckennetz, heißt es bei der Deutschen Bahn. Es könne zu Verspätungen und Ausfällen kommen, sichert sich das Unternehmen im Vorhinein ab.

Jetzt war ich also doch neugierig: Binnen weniger Stunden stellte die Deutsche Bahn einen Notfahrplan aus. Die Zuglinie (RE13), die mich nach Schwerte bringt, wird von der Eurobahn betrieben und würde ohne eine Einschränkung fahren, meldet zug.info.nrw. Wie klappt es also am ersten Tag des bislang längsten Streiks in der Geschichte der Deutschen Bahn?

Streiktag: Der Düsseldorfer Hauptbahnhof schien am Mittwochmorgen (24.1.) gegen 8 Uhr nicht weniger besucht als sonst.
Streiktag: Der Düsseldorfer Hauptbahnhof schien am Mittwochmorgen (24.1.) gegen 8 Uhr nicht weniger besucht als sonst. © Franka Büddicker

Pünktlicher Nervenkitzel

Seit dem Klingeln meines Weckers aktualisiere ich an diesem Mittwochmorgen (24.1.) minütlich die App der Deutschen Bahn. Ohne den ersten Schluck Kaffee ist das ein wahrer Nervenkitzel. Geplante Abfahrt nach Schwerte: 8.12 Uhr.

Um kurz vor acht tat sich etwas: 8.12 Uhr wurde zu 8.15 Uhr, sprang bei der nächsten Aktualisierung aber wieder zurück auf 8.12 Uhr. Was eine Hektik. Wie gewohnt traf ich um etwa acht Uhr am Hauptbahnhof in Düsseldorf ein. Auch an der Anzeigetafel gab es keinen Hinweis auf eine mögliche Verspätung.

Verspätung: „Fast schon witzig“

Der Hauptbahnhof in Düsseldorf erschien mir nicht leerer als gewohnt, die Züge genauso gut besucht wie jeden Morgen. Habe ich mich im Datum vertan? Aus der Ferne sah ich einen Bahnsteig weiter menschenleere Gleise, die auf den GDL-Streik hindeuten könnten. Von einem „flächendeckenden Streik“ kann hier aber nicht die Rede sein.

Es überkommt mich schon fast ein Gefühl von Stolz: Der liebgewonnene, wenn auch sonst unpünktliche RE13, schafft es in Krisenzeiten auf den Punkt genau in den Bahnhof einzufahren. Ein letzter Blick auf die Anzeigetafel: Statt 8.12 wird die Ankunft um 8.13 Uhr angekündigt. Diese 60 Sekunden anzuzeigen, ist fast schon witzig.

Eine Verspätung von einer Minute ist auf der Anzeigetafel am Düsseldorfer Hauptbahnhof vermerkt.
Eine Verspätung von einer Minute ist auf der Anzeigetafel am Düsseldorfer Hauptbahnhof vermerkt. © Franka Büddicker

Mit einer Minute Verspätung geht die Reise also los. Meine Mitreisenden und ich lassen Düsseldorf hinter uns und steuern Wuppertal an. Auch der Wuppertaler Hauptbahnhof ist gut besucht, ich sehe viele S-Bahnen und Menschen, die auf Züge warten. Die Stimmung meiner Sitznachbarn ist entspannt, niemand scheint gestresst oder frustriert zu sein.

Bis nach Schwerte gibt es keine unvorhergesehenen Stopps, keine Störungen im Stellwerk, oder Verspätung wegen eines vorausfahrenden Zuges. Überpünktlich fährt der RE13 um 9.05 Uhr in Schwerte am Bahnhof ein: Auch hier ist trotz Streik alles wie immer – für Pendlerinnen und Pendler gibt es hier offenbar am ersten Streiktag auch keine frustrierenden Probleme.

Verblüffendes Fazit

Mein verblüffendes Fazit: In Streikzeiten bin ich pünktlicher als je zuvor. Damit habe ich wirklich nicht gerechnet. Das war seit Wochen die entspannteste Zugfahrt nach Schwerte. Ich wünschte, es würde immer so laufen. Doch Hochmut kommt bekanntlich vor dem Fall: Immerhin bleibt noch die Fahrt zurück ins Rheinland abzuwarten.

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