
© Reinhard Schmitz (A)
Kirschbaumsweg 18 Monate dicht: Kosten für Brückenbau explodieren
Neubau der Bahnbrücke
Die Anwohner müssen nervige Umwege fahren. 18 Monate lang bleibt der Kirschbaumsweg für den lange geplanten Neubau der Bahnbrücke gesperrt. Die Kosten für das Projekt sind explodiert.
Immer und immer wieder wurde der Baustart verschoben. Schon 2010 hatte die Stadt die Sanierung der maroden Eisenbahnbrücke an der Einmündung Kirschbaumsweg/Bergische Straße angekündigt. Gerechnet hat sich das Warten nicht. Vor fünf Jahren war der Neubau noch auf knapp 1,7 Millionen Euro veranschlagt.
Jetzt haben sich die Kosten beinahe verdreifacht: „Rund fünf Millionen Euro“ sind, so eine aktuelle Pressemitteilung aus dem Rathaus, für das Projekt veranschlagt. Dazu kommen weitere 100.000 Euro, die zwischenzeitlich in eine Reparatur gesteckt werden mussten, damit das Bauwerk eine letzte Galgenfrist für seine Nutzung erhielt.
Der Baustart ist jetzt für Mitte April geplant
Um Ostern geht es jetzt aber los. „Mitte April beginnt die Städtentwässerung im Auftrag der Stadt Schwerte mit dem Neubau“, kündigt Stadt-Pressesprecher Ingo Rous an. 18 Monate Bauzeit seien für das Projekt eingeplant. Die Nord-Süd-Achse über den Kischbaumsweg ist so lange unterbrochen, sodass auf die Bewohner des Wohnviertels rund um den Alten Dortmunder Weg harte Zeiten zukommen.
Sie werden wohl oder übel auf die staugeplagte Hörder Straße ausweichen müssen, um in die Stadt zu kommen – und das auch noch als Linksabbieger aus der Bergischen- und Friedhofstraße oder aus der K20/Am Eckey. Auch für die Busse der Linie C33 muss die Verkehrsgesellschaft Kreis Unna (VKU) eine Umleitung finden.

Unter der maroden Straßenbrücke am Kirschbaumsweg hindurch fahren auch die ICE-Züge nach Berlin. © Reinhard Schmitz (A)
Die Aufgaben beim Ersatz der 112 Jahre alten Brücke, unter der die Intercity-Strecke nach Berlin hindurchführt, sind umfangreich. Bei einem Neubau muss sie höher und breiter werden, um den aktuellen Normen der Deutschen Bahn zu entsprechen. Das heißt: Die Durchfahrtshöhe über den Gleisen steigt von 5,60 auf 6,15 Meter, wozu die Straßenrampen ebenfalls erhöht werden müssen.
Außerdem muss das nördliche Widerlager um 1,10 Meter zurückversetzt werden, damit es künftig den erforderlichen Abstand von 3,30 Meter zum Gleis aufweist.
Brücke wurde 1910 beim Bau der Strecke nach Dortmund errichtet
Die Brücke ist eines der teuren Geschenke, die die Deutsche Bahn im Jahr 1994 gemacht hatte. Damals gab sie sämtlich Brücken, auf denen Straßen die Gleisanlagen queren, an die jeweiligen Straßeneigentümer ab. Die meisten von ihnen waren in die Jahre gekommen wie das Bauwerk am Kirschbaumsweg, das 1910 beim viergleisigen Ausbau für die neuen Züge nach Dortmund errichtet wurde. Es ersetzte eine Schranke, über die man vorher in Verlängerung des Alten Dortmunder Wegs direkt zur Wittekindstraße weiterlaufen konnte.

Wenn die Brücke am Kirschbaumsweg abgerissen wird, müssen auch die Busse Umleitungen in Kauf nehmen. © Reinhard Schmitz (A)
In den 1960er-Jahren musste der Übergang schon einmal verändert werden, als die Bahnstrecke nach Unna-Hamm elektrifiziert wurde. Um die Oberleitung unter ihr hindurchführen zu können, wurde die Brücke am Kirschbaumsweg ein Stück angehoben. Wer genau hinschaut, entdeckt die aufgegossenen Betonsockel auf den Seitenwänden aus Bruchstein.
Nach dem Übergang in die Zuständigkeit der Stadt hoffte man 2011 zunächst noch, die Probleme mit einer Sanierung beheben zu können. Dazu sollten zusätzliche Teile in das Stahl-Skelett eingeschweißt werden. Von einer halben Million Euro war ein Jahr später die Rede. Der Plan war, die ganze Überführung für die Arbeiten mit Hydraulikpressen um drei Meter anzuheben, um darunter ein Schutzgerüst aufzubauen, das die Züge vor herabfallendem Material abschirmen sollte. Die Sperrung sollte ab Ende 2013 rund ein Jahr dauern.

Noch ein gutes Stück niedriger war die Brücke am Kirschbaumsweg, als der Güterzug mit der Dampf im Jahr 1956 auf sie zustampfte. Höher gelegt wurde der Übergang erst bei der Elektrifizierung der Bahnstrecke in den 1960er-Jahren. © Sammlung Klaus Tillmann
2016 schlugen die Stadtplaner dann aber einen kompletten Neubau vor, der ursprünglich 2021 beginnen sollte, um einer drohenden Totalsperrung des Übergangs zuvorzukommen. Jetzt wird der Baustart aber durch vorbereitende Maßnahmen deutlich. Gärtner müssen Tannen, Brombeeren und Gestrüpp rund um das Baufeld beseitigen. Nicht zu retten ist auch der Baum, der rechts der Einfahrt zur Messingstraße steht. Dieser Platz wird dringend benötigt, um dort die alte und später die neue Brücke zwischenzulagern.
Reinhard Schmitz, in Schwerte geboren, schrieb und fotografierte schon während des Studiums für die Ruhr Nachrichten. Seit 1991 ist er als Redakteur in seiner Heimatstadt im Einsatz und begeistert, dass es dort immer noch Neues zu entdecken gibt.
