Von Brotpyramide und Pumpernickel-Geheimnis Neues Buch beleuchtet die Bäckereien in Ergste

Brotpyramide und Pumpernickel-Geheimnis: Buch über Ergster Bäckereien
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Die Fußballschuhe hatte BVB-Legende Lothar Emmerich zu Haue gelassen. Stattdessen zückte er ein Messer für den ersten Schnitt einer Marathon-Aufgabe: Ein 200 Meter langer Christstollen, der sich auf einer schier endlosen Schlange von Tapeziertischen durch den Ortskern von Ergste zog, wollte in mundgerechte Scheiben geteilt werden.

Das rekordverdächtige Weihnachtsgebäck war eine der spektakulären Aktionen, für die Wolfgang „Fanta“ Harde in seinem Ortsteil bekannt ist. Die außergewöhnlichsten werden im druckfrischen zweiten Band der Buchreihe „Ergste und wir“ noch einmal mit vielen Fotos lebendig. Erinnern Sie sich noch an die größte Brotpyramide aus 3.333 Laiben oder den 222 Meter langen Erdbeerkuchen?

Thema sind die Bäckereien

Tief in seine Fotokiste gegriffen hat für die Bebilderung „Fanta“ Harde, den Initiator Friedrich-Wilhelm Vogt als Co-Autor für das Buch gewinnen konnte, das unter dem plattdeutschen Titel „Dör Brook un Tiet“ („Durch Brauch und Zeit“) steht. Es wirft vor allem ein Licht auf die fast 200-jährige Bäckerei-Tradition in Ergste, die besonders von den Familien Vogt, Harde und Hengstenberg geprägt wurde.

Und wie man es in einem Dorf erahnt, waren alle untereinander verbandelt. „Fantas Oma war eine geborene Vogt“, erzählt Friedrich-Wilhelm Vogt. Und sein eigener Opa habe 1888 in die Bäckerei Hengstenberg eingeheiratet, der er später seinen eigenen Namen gab. Auf einem schwarz-weißen Luftbild aus jener Zeit sind die Orte markiert, wo die jeweiligen Backöfen rauchten.

Kurzzeitig gab es sogar noch mehr Backstuben im kleinen Ergste wie die Bäckerei Luis Tönnis an der Kreuzschlenke oder die Bäckerei Lappe, die später zur Dorfdisco wurde und 1982 abbrannte. Die historischen Fotos, die den Werdegang der Handwerksbetriebe schlaglichtartig dokumentieren, dürften für Liebhaber eine wahre Augenweide sein.

Da sieht man Brotverkäufer mit dem Pferdewagen durch die Straßen ziehen, die schwere Arbeit an gekachelten Backöfen und den ganz jungen Friedrich-Wilhelm Vogt auf dem Rücken eines Esels, der als Zugtier angespannt ist. Dazwischen eingestreut sind bebilderte Stammbäume der Familien, prächtige alte Meisterbriefe und weitere Dokumente.

Ministerin schrieb Grußwort

So ganz nebenbei erfahren Leserinnen und Leser nicht nur Dönekes aus alter Zeit, sondern auch das Geheimnis, wie westfälischer Pumpernickel gemacht wird. „Die Bäcker backten trotz Seuche, Krieg und großer Not für Menschen hier in Ergste jeden Tag ihr täglich Brot“, knitteln die beiden Autoren zum Schluss und wünschen guten Appetit. Das Grußwort für die Buchreihe hat NRW-Heimatministerin Ina Scharrenbach geschrieben.

Der 2. Band von „Ergste und wir“ soll ab dem 23. August (Mittwoch) in den Verkauf kommen. Zu haben ist er laut Friedrich-Wilhelm Vogt dann bei Bücher Bachmann und der Ruhrtal-Buchhandlung in Schwerte sowie bei Edeka Patzer in Ergste. Vom Verkaufspreis von 17 Euro sollen jeweils etwa 5 Euro an das Hospiz Schwerte gespendet werden.

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