Bäcker Becker zur neuen EU-Regel „Insekten haben im Teig nichts zu suchen“

Bäcker Becker: „Insekten haben im Teig nichts zu suchen“
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Dschungelprüfungs-Feeling bei jedem Biss? Verschiedene getrocknete Insekten als Zutat in Lebensmittel mischen, wie es die Europäische Union der Industrie erlaubt hat?

Bei Bäcker Becker in Schwerte hat man zu diesem Ansinnen eine feste Meinung. „Das kommt uns nicht ins Brot“, sagt Inhaberin Sarah Ruhnke klipp und klar. Für Insekten seien Kammerjäger zuständig: „Im Teig haben die nichts zu suchen! Bei uns kommen keine Insekten irgendwie in die Backwaren.“

Regional und gesund

Sie verstehe auch den Sinn und Zweck der Verwendung von Insekten in Lebensmitteln nicht, erklärt die Tochter des Gründers der Traditionsbäckerei mit Hauptsitz an der Bahnhofstraße. Sollen sie ein Füllstoff sein? Oder sind sie günstiger und ersetzen eine andere, teurere Zutat? Eines ist ihr klar: „Ich glaube nicht, dass es nur um die Protein-Lieferanten geht.“ Das wird von Befürwortern der EU-Regel oft als eine Rechtfertigung ins Feld geführt.

Bei ihren Produkten – so erklärt Sarah Ruhnke – lege die Bäckersfamilie großen Wert auf Regionales und Gesundes: „Das essen wir gerne, und das sollen unsere Kunden auch bekommen.“ Das Dinkel- und Roggenmehl komme beispielsweise direkt aus Schwerte, genauso wie die Eier.

Auch in Knut, dem Brot des Monats Februar, steckt Schwerter Dinkel. Die Laibe des Dinkelbrots, das ganz oben im Verkaufsregal thront, enthält weiterhin Kürbiskerne, Haferflocken und Leinsaat, wie Mitarbeiterin Evelyn Nörenberg wie aus der Pistole geschossen erklärt. Seit 25 Jahren hält sie der Bäckerei Becker die Treue und kennt alle Produkte aus dem Effeff.

Die normalen Brötchen von Bäcker Becker kosten ab Montag (6.2.) 45 Cent.
Die normalen Brötchen von Bäcker Becker kosten ab Montag (6.2.) 45 Cent. © Bernd Paulitschke (A)

Neben der frohen Botschaft der absolut insektenfreien Zone hat Sarah Ruhnke aber auch einen kleinen Wermutstropfen zu verkünden. „Ab Montag (6.2., Anm. d. Red.) müssen wir die Preise anpassen“, sagt sie. Zum Jahresbeginn habe es nicht nur eine tarifliche Lohnerhöhung für die Mitarbeiter gegeben. Vor allem hätten sich die Energiekosten mehr als verdoppelt. Sparen lässt sich daran nicht. Auf den ersten Blick denkt man nur an den unverzichtbaren Ofen. Aber auch ohne Kühlhaus und Frosteranlage geht es nicht.

Brotteig ruht 24 Stunden kühl

„Wir haben keine Möglichkeit zu sagen: Da machen wir mal was aus“, sagt Sarah Ruhnke. Beispielsweise brauchten Brote eine mindestens 24-stündige Teigführung in der Kühlung. Diese Ruhe diene der Geschmacksentwicklung und mache das Backwerk besser bekömmlich.

Um die Mehrkosten der durch den Ukraine-Krieg ausgelösten Inflation ausgleichen zu können, steigt der Preis für das normale Brötchen ab der nächsten Woche beispielsweise von 42 auf 45 Cent. „Das Brot wird auch etwas angepasst“, kündigt Sarah Ruhnke an. In welcher Höhe, das werde gerade noch kalkuliert. Erst einmal stabil bleiben indes die Preise für Hefeteilchen und Blechkuchen.

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