
© Reinhard Schmitz
Gefährliche B236: Warum ignorieren Fußgänger die Knopfampel bei Nathe?
Schwerer Verkehrsunfall
Ein Kerzenmeer war die Mittelinsel der B236, als 2011 eine 16-jährige Fußgängerin starb. Ein Senior hatte am Freitag einen besseren Schutzengel. Was ist los an der Fußgängerampel zwischen Berghofer Tunnel und Freischütz?
Der gelbe Knopf ist für Fußgänger eine Art Lebensversicherung auf der breit ausgebauten B236 zwischen dem Berghofer Tunnel und der Einmündung Tiefe Mark. Vier Fahrstreifen sind zu zählen, dazu eine Linksabbiegerspur und auf jeder Seite eine Haltebucht für den Linienbus.
In Richtung Stadtgrenze Schwerte braust die Autoschlange mit erlaubtem Tempo 70 heran. Damit nicht-motorisierte Verkehrsteilnehmer trotzdem sicher auf die andere Straßenseite gelangen können, ist eine Knopfdruck-Ampel installiert. Drücken Fußgänger auf die Taste, werden nach kurzer Wartezeit die Autos angehalten.
Polizei: Die Ampel sollte zwingend genutzt werden
„Die Ampel sollte zwingend genutzt werden“, sagt Polizei-Pressesprecher Peter Bandermann (Dortmund), nachdem es am Freitagabend (12.3.) in diesem Bereich erneut zu einem tragischen Verkehrsunfall gekommen war.
Den Angaben zufolge wollte ein 82-jähriger Dortmunder etwa 50 Meter vor der Ampel die B236 überqueren. Dabei wurde er von einem in Richtung Schwerte fahrenden Opel Corsa erfasst. Mit schwereren Verletzungen musste der Senior in eine Klinik gebracht werden.

Vier Fahrstreifen, dazu eine Linksabbiegerspur und zwei Busbuchten: Sehr breit ausgebaut ist die B236 vor der Einmündung der Straße Tiefe Mark. In Richtung Schwerte ist hier bis zur Fußgängerampel Tempo 70 erlaubt. © Reinhard Schmitz
Der Einsatzbericht ließ auch bei Peter Bandermann die Erinnerung an einen noch folgenschwereren Vorfall hochkommen, der sich vor fast genau zehn Jahren an fast genau derselben Stelle ereignet hatte. Es sei eine Realschülerin aus Dortmund gewesen – so weiß er noch –, die an jenem Freitagabend Anfang März 2011 zu Tode kam.
Sie war mit anderen Jugendlichen mit dem Bus angekommen und wollte die Bundesstraße überqueren – 30 Meter entfernt von der Ampel. Ein Opelfahrer konnte die Gruppe in der Dunkelheit nicht rechtzeitig erkennen.

Blumen und Kerzen für eine tödlich verletzte 16-Jährige legten Freunde vor zehn Jahren an der Stelle an der B236 nieder, wo jetzt erneut ein Fußgänger von einem Auto erfasst wurde. © Nils Foltynowicz (A)
Die Freunde des Mädchens mussten als Augenzeugen mit ansehen, wie die 16-Jährige urplötzlich aus ihrer Mitte gerissen wurde. Sie standen unter Schock, wie der Schwerter Notfallseelsorger Heinz Müller anschließend berichtete, der damals seinen ersten Großeinsatz erlebte.
Im Nu waren dort 18 weitere Freunde des Mädchens aufgetaucht. Per Handy hatte sich die tragische Nachricht in der ganzen Clique verbreitet, die sich seit der Grundschule kannte. Eigentlich hätten alle später noch in Schwerte zusammen fröhlich feiern wollen.

Vor fast genau zehn Jahren erfasste dieser Opel ebenfalls nicht weit von der Fußgängerampel an der B236 entfernt eine 16-jährige Schülerin aus Dortmund, die tödliche Verletzungen davontrug. © Frank Bock/Newspic.de (A)
Wohin der Senior am Freitagabend wollte, ist dem Polizeisprecher nicht bekannt. Er kann nur noch einmal dringend raten: „Die Ampel zu nutzen, ist absolut sinnvoll an so einer vielbefahrenen Straße.“ Die Anlage sei an dieser Stelle schließlich nicht umsonst aufgestellt worden. Ein Fußgänger habe eben bei einem Zusammenprall mit einem Auto keinen Airbag und keine sonstigen Sicherungssysteme.
Reinhard Schmitz, in Schwerte geboren, schrieb und fotografierte schon während des Studiums für die Ruhr Nachrichten. Seit 1991 ist er als Redakteur in seiner Heimatstadt im Einsatz und begeistert, dass es dort immer noch Neues zu entdecken gibt.
