Straßen.NRW antwortet zur B236 „Für einen Radweg ist kein Platz“

Straßen.NRW antwortet zur B236: „Für einen Radweg ist kein Platz“
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Anfang Juli hatte Frank Rosenthal vom Schwerter ADFC sich beschwert: Radfahrerinnen und Radfahrer müssen seit der Schließung des Gutes Beckhausen für den Durchgangsverkehr an der B236 entlang fahren – dort komme es öfter zu brenzligen Situationen. Denn Lkw und Autos fahren dort ziemlich knapp an den Radlern vorbei. Wir hatten darüber berichtet.

Im Sommer nutzen auch viele Jugendliche die Straße zum Elsebad. Die Stadt hatte nach unserer Anfrage auf mehrere Alternativrouten durch die Ruhrwiesen verwiesen. Dort fahre man nur einen geringen Umweg. Frank Rosenthal sagt dazu: „Das ist eine schwache Antwort. Der Radweg durch die Ruhrwiesen ist viel länger.“ Eine weitere Leserin, die namentlich nicht genannt werden möchte, hatte geäußert, dass sie sich als Frau bei der Fahrt durch die Ruhrwiesen nicht wohlfühle. Es habe schon „unschöne Begegnungen“ gegeben.

Trotzdem regt die Stadt weiterhin an, den vorhandenen Radweg hinter dem Reiterhof, der Kettenfabrik und im weiteren Verlauf durch die Ruhrwiesen zu nutzen; der Zeitverlust sei marginal, so Stadt-Pressesprecher Ingo Rous. „Wer in der Strecke einen Angstraum sieht (was die Stadt in der Dämmerung/Dunkelheit angesichts fehlender Beleuchtung nachvollziehen kann), ist leider auf die Straße angewiesen.“

Dort könne man aber in beide Richtungen fast bis zur Einmündung Bürenbrucher Weg beziehungsweise zur Kreuzung Ruhrbrücke die befestigten Seitenstreifen nutzen. Rous: „Diese sind als Fußweg deklariert, Fahrradfahrer dürfen ihn aber ebenfalls benutzen. Dazu gehört auch der angesprochene breitere Bürgersteig vor dem Stahlwerk.“

Gehweg an der B236 zu eng

Doch hier sind die Beschilderung und Markierungen nicht einheitlich. Manchmal stehen dort nur Fußgänger-Schilder, manchmal mit dem Zusatz für Radfahrer. Verwirrend, findet Frank Rosenthal. Parkende Autos zwingen Radfahrende außerdem, auf die Fahrbahn auszuweichen.

„Die Gehwege sind an wenigen Stellen für die Radfahrer über den Zusatz ‚Radfahrer frei‘ freigegeben“, erklärt die Fachabteilung von Straßen.NRW dazu – ein Widerspruch zur Aussage der Stadt, man könne den Fußweg als Radfahrer durchgehend mitbenutzen. Auch der Bürgersteig vor dem Stahlwerk ist offiziell nicht für Radfahrer zugelassen. Die Leserin schreibt uns: „Fährt man wegen der vielen Löcher und Unebenheiten auf dem Gehweg, werden von der Polizei Knöllchen vergeben.“

Zu den Markierungen erklärt der Landesbetrieb: „Die zuständige Meisterei wird zeitnah den Zustand der Markierungen überprüfen und nötigenfalls erneuern.“ Zu Löchern und Unebenheiten äußerte sich die Fachabteilung nicht.

Um Klarheit zu schaffen, hatte Frank Rosenthal bereits in unserem ersten Bericht vorgeschlagen, auf dem Gehweg vor dem Unternehmen Zapp einen gemeinsamen Rad- und Fußweg einzurichten und deutlich zu markieren. Doch wer wäre zuständig? Der Landesbetrieb sagt dazu: „Die Gehwege entlang der B236 (Letmather Straße) bis circa in Höhe der Hausnummer 61 (Unternehmen Zapp) liegen in der Zuständigkeit der Stadt Schwerte. Von dort bis zur Kreuzung mit der Iserlohner Straße (Ruhrbrücke) liegt die Zuständigkeit bei Straßen.NRW“, heißt es.

Unabhängig von den Zuständigkeiten schreibt Straßen.NRW: „Die Anlage eines Radweges in diesem Bereich ist nach einer ersten Einschätzung unserer Fachabteilung nicht möglich, da nicht ausreichend Platz zur Verfügung steht.“

Frank Rosenthal am Fußweg B236 Letmather Straße
Auf dieser Straßenseite gibt es, wie das Schild zeigt, nur einen Fußgängerweg. Der wird überdies häufig zum Parken genutzt. Radfahrer müssen hier auf die Straße ausweichen. © Martina Niehaus (A)

Markierungen erneuern

Die Stadt Schwerte bestätigt zwar, was der Landesbetrieb zur Enge der Straßen mitteilt: „Angesichts enger Gehwege im Bereich der Letmather Straße ist eine optimale Lösung für einen sicheren Radverkehr ohne Eingriffe in den Straßenraum und ohne Beteiligung der für diesen Bereich zuständigen Behörde Straßen.NRW nicht möglich“, erklärt Stadt-Pressesprecher Ingo Rous.

Doch wegen der Zuständigkeiten werde die Stadt noch einmal das Gespräch mit dem Landesbetrieb suchen. „Die Baulast liegt nach Auffassung der Stadt Schwerte bei der Radinfrastruktur an Bundes- und Landesstraßen, zum Beispiel dem Neubau eines eigenständigen Radwegs an der Letmather Straße, bei Bund und Land. So befinden sich Gehwege und Mehrzweckstreifen auf der Höhe der Firmen Theile und Zapp alle im Eigentum des Bundes.“

Kreuzung vor der Ruhrbrücke in Schwerte
Verblasste Markierungen und ein Radweg, der ins Nirgendwo führt: An dieser Kreuzung vor der Ruhrbrücke ist noch viel „Luft nach oben“, finden Schwerter Radfahrer. © Martina Niehaus

Die Strecke entlang der Firma Zapp ist nicht der einzige Bereich, den Radfahrer für gefährlich halten. Auch die Kreuzung an der B236 (Bethunestraße/Letmather Straße) und L648 (Iserlohner Straße) hat aus Radlersicht noch „Luft nach oben“. Hier sei es, so die Leserin, für Radfahrende gefährlich und umständlich, sich einzuordnen. „Dort habe ich schon viele brenzlige Situationen erlebt.“

Vor Ort sieht man verblasste Markierungen. Einige leiten Radfahrer zu Fußgängerampeln, wo sie den Kreuzungsbereich zu Fuß überqueren müssen. Vor Ort ist an diesem Tag auch zufällig Dr. Matthias Geck (72) von der Schwerter Klima-Allianz. „Mit dem Rad möchte man sich doch gerne vorwärts bewegen“, sagt der 72-Jährige. Dass man hier zum Absteigen gezwungen sei, sei eine unkluge Lösung. „Fahrradfreundlich geht anders.“

Dr. Matthias Geck von der Schwerter Klima-Allianz
Dr. Matthias Geck von der Schwerter Klima-Allianz sagt: „Radfahrer werden an dieser Kreuzung ausgebremst.“ © Martina Niehaus

Keine Beschwerden?

Kreuzungsbereich von der Villigster Straße aus, nach links auf die Letmather Straße
Wer hier, von der Villigster Straße aus, nach links auf die Letmather Straße abbiegen möchte, muss an der Fußgängerampel halten und das Rad hinüberschieben. Das verleitet zum gefährlichen „Schummeln“. © Martina Niehaus

Für die Kreuzung ist ebenfalls der Landesbetrieb zuständig. Die Aussage: Die Kreuzung sei 2021 Thema in der Unfallkommission gewesen – „nachdem sich mehrere gleichgeartete Unfälle dort ereignet hatten. Radfahrende waren bei diesen Unfällen nicht beteiligt.“ Im Anschluss seien verschiedene Maßnahmen zur Erhöhung der Verkehrssicherheit umgesetzt worden. „Seitdem ist diese Kreuzung unauffällig.“

Auf den Hinweis, dass sich Radfahrende über die Kreuzung beschwert hätten, antwortet der Landesbetrieb: „Beschwerden oder Anfragen zur Radwegeführung in diesem Bereich liegen Straßen.NRW derzeit nicht vor.“ Das werden die Menschen, die sich an unsere Redaktion gewandt haben, vermutlich anders sehen.

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