Da ist schon der erste Schritt in den Galerieraum des Kultur-Punktes Schwerte, Am Westwall 1, ein eindrucksvolles Erlebnis: Rund ein Dutzend in Reihe an den Wänden angebrachte Monitore zeigen einen leuchtend roten Hintergrund – und in steter Folge purzeln schwarze Figuren über das Monitorband. Dazu beschallen sich irgendwie eigentümlich anhörende Klangfolgen den Raum.
„Erst einmal hereindenken, sich auf die Situation einlassen und den Sinn, die Botschaft der Video- und Klanginstallation hinterfragen“, so der Tipp von Künstler und Galerist Jan van Nahuijs, der gemeinsam mit Künstlerin Frauke Andrea Schütte als Veranstaltungsteam die Ausstellung ermöglichte.
Mythos der Antike im Fokus
Für die aktuelle Ausstellung konnte der Kölner Videokünstler und Musiker Kai Fobbe – mit heimischen Wurzeln in Rheinen – gewonnen werden. Fobbe präsentierte im Kultur-Punkt eine mehrteilige Video-Trilogie, deren dritte und letzte Staffel am kommenden Wochenende abgeschlossen wird (bis 26.3.).
Ein mythisches Thema hat Kai Fobbe für diese letzte Ausstellungsfolge aufgenommen: Die sich auf der raumgreifenden Monitorwand drehenden Figuren entpuppen sich als Platons Kugelmenschen, altertümliche Fabelwesen mit jeweils vier Beinen, vier Armen und zwei gegenüberliegenden Gesichtern – so die Erzählung des antiken griechischen Philosophen Platon.
Als allerdings die Kugelmenschen in ihrer Zufriedenheit zu übermütig und herrschsüchtig wurden, entschied Götterkönig Zeus gemäß der Erzählung, die Kugelmenschen zu teilen. Und somit entstanden aus den Kugelmenschen gewöhnliche Menschen der heutigen Zeit, bei denen allerdings noch immer der unbedingte Wunsch vorhanden ist, sich durch festes und inniges Umarmen und Umschlingen wieder zur ursprünglichen Kugelmenschen-Form zu vereinen.
Umsetzung mit Morsezeichen
Dem Videokünstler und Musiker Kai Fobbe ist es eindrucksvoll gelungen, diese Erzählung visuell in raumgreifender Form darzustellen und mit einer akustischen Klangfolge zu untermalen, die das Suchen und „Funken“ nach der getrennten Partner-Hälfte interpretiert.
Zur Umsetzung dieses „Funkens“ nutzt Kai Fobbe in der Komposition die Codefolge des Morsealphabets als Ersatz für die Notennamen im Notenalphabet – es ergibt sich ein Klangbild mit Morsezeichen, Chorälen, Computerstimmen sowie den Instrumenten Sousaphon und Melodika.
Und hier sind auch die Besucherinnen und Besucher gefragt: Kai Fobbe ermöglicht, dass mittels eines Dirigiertisches mit neun Tastenfunktionen die Erstellung eigener Klangfolgen möglich ist – Interaktivität inklusive.

Zufrieden mit der Ausstellung zeigten sich auch die Veranstalter. „Es ist großartige Videokunst – und ein wenig Provokation ist auch mit dabei“, sagte Jan van Nahuijs und verriet: „Ein neues Projekt ist bereits in Planung.“
So geht es im Kultur-Punkt weiter:
- Die aktuelle Ausstellung findet noch statt bis Sonntag (26. März). Öffnungszeiten: Freitag (24.3.) von 16 bis 19 Uhr und Sonntag (26.3.) von 11 bis 14 Uhr oder via telefonischer Vereinbarung unter 0162/172 73 80 oder 0171/202 14 85. Ist das „Open“-Schild zu sehen: einfach hereinkommen! Der Eintritt ist kostenfrei. Ausstellungsort ist der Kultur-Punkt, Westwall 1.
- Weitere Ausstellungstermine im Kultur-Punkt: Street-Fotografie von Bettina Kardell vom2. bis zum 30. April, Malerei und Objekte von Birgit Brinkmann-Grempel vom 7. bis zum 28. Mai, Malerei von Katja Kreckel vom 4. bis zum 25. Juni, Klassische Ölmalerei von Sasha Ebner vom 1. bis zum 29. Oktober und Malerei von Gabi Kleipsties vom 5. bis zum 19. November.
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