Die Arbeitsgemeinschaft Schwerter Frauengruppen – ein Zusammenschluss frauenpolitischer Gruppen, Vereine, Initiativen, Interessierten und der Gleichstellungsbeauftragten Birgit Wippermann – hat Nicole Schelter ausgeschlossen (wir berichteten).
Im Interview schildert Nicole Schelter, wie der Ausschluss aus ihrer Sicht ablief. Die Arbeitsgemeinschaft Schwerter Frauengruppen hat dazu bislang lediglich erklärt: „Der Ausschluss war ein einstimmiges Votum des Frauenbündnisses.“
Wie lief der Ausschluss aus der Arbeitsgemeinschaft Schwerter Frauengruppen aus Ihrer Sicht ab?
Ich bin zunächst zu einem Gespräch eingeladen worden. Das war eine Stunde, bevor wir ein Treffen mit der Arbeitsgemeinschaft hatten. Das war am 7. November. Es sollte um die zukünftige Zusammenarbeit gehen. Dabei waren Birgit Wippermann (Gleichstellungsbeauftragte; Anm. d. Red.) und auch Kirstin ter Jung als Sprecherin der AG Schwerter Frauengruppen. Ich bin darauf hingewiesen worden, dass es schwierig wäre und dass es Irritationen gäbe in dem Frauenbündnis und wie man das denn lösen könnte. Es ging insbesondere darum, dass ich in die Fraktion mit Sebastian Rühling eingetreten bin (Freie Stimmen für Schwerte; Anm. d. Red.) und dass er sich nicht so richtig von seinen rechtsextremen Ansichten verabschiedet hätte.
Wie haben Sie auf diesen Vorwurf reagiert?
Ich habe gesagt, wir haben eine Abgrenzung in unserer Geschäftsordnung. Dass er ein rückständiges Frauenbild hätte, kann ich auch absolut nicht bestätigen. Auch die Pressemitteilung an Sie deutet ja überhaupt nicht darauf hin. Die Unterstützung, die ich in meinen Frauenthemen erfahre, deutet absolut nicht darauf hin. Und die Zusammensetzung unserer aktuellen Fraktion mit allen sachkundigen Bürgerinnen und Bürgern deutet auch nicht darauf hin. Wir haben nur zwei Männer und vier Frauen. Wenn er in der AfD gewesen wäre, dann wäre auch eine Fraktion überhaupt nicht zustande gekommen. Dazu kommen vier Mitglieder aus der SPD. Die AfD lehne ich absolut ab. Ich bin auch überrascht, dass die AG Schwerter Frauengruppen sich daran stört, dass eine Frau sich mehr Stimme verschafft, mit mehr frauenpolitischen Möglichkeiten.
Wie ging es dann weiter?
Ich sagte, dass die Distanzierung Interpretationssache sei. Für mich ist es eine Distanzierung, dass er aus der AfD ausgetreten ist und mit den Leuten nichts mehr zu tun hat. Wir hatten eine Ratssitzung, der neue AfDler war dabei und da gab es nicht ein bisschen Kontakt.
Was war das Ergebnis dieses Gesprächs am 7. November?
Gabi Weck-Leste (Sachkundige Bürgerin Freie Stimmen für Schwerte; Anm. d. Red.) war dabei und sie fragte, was wäre, wenn Sebastian Rühling sich nochmal so richtig davon distanzieren würde. Ja, das wäre gut, hieß es. Dann wäre er auch wieder gesellschaftlich anerkannt. Ich sagte dann: Wie soll das konkret aussehen? Wir sehen ja, dass wir schon Interpretationsunterschiede haben, was die rechtsextremen Positionen angeht. Da sagte Kirstin ter Jung, das könnte sich das Bündnis Schwerte gegen Rechts ja mal anschauen. Als Schiedsfrau sehe ich da allerdings einen sehr ins Persönliche gehenden Konflikt und erwarte keine Objektivität. Sie haben dann aber nicht mehr lockergelassen und gesagt: Okay, das machen wir jetzt erstmal so. Er spricht sich noch einmal dagegen aus.
Stand denn zu diesem Zeitpunkt ein Ausschluss schon im Raum?
Nein, das ist ja überhaupt der Knaller. Denn dann habe ich gesagt: Okay, gleich ist ja auch die Sitzung, da bin ich ja dann auch dabei. Ich hatte eingeplant, dabei zu sein, weil ich auch Projekte voranbringen möchte. Mir wurde dann gesagt, wir haben schon so viel auf der Agenda und wenn du jetzt noch dazukommst, dann gibt es längere Diskussionen, dann schaffen wir den Zeitplan nicht. Ich habe gesagt: Okay, dann komme ich eben nicht mit. Es sollte eigentlich nur kurz darüber gesprochen werden, dass wir uns darauf geeinigt hätten, dass Sebastian sich distanziert. Im Ergebnis war es dann wohl so, dass sie, statt das einfach nur so kundzutun und kurz abzuhaken, plötzlich meinen Ausschluss beschlossen haben. Ich werde ausgeschlossen, nachdem sie mich an den Pranger stellen und sagen: Die müssen wir rauswerfen. Und ich werde ausgeladen. Das ist eine Frechheit. Da fehlen mir ein bisschen die Worte.

Was ärgert Sie besonders?
Die AG Schwerter Frauengruppen definiert mich über einen Mann, über das Verhalten, Gehabe und sonst was von einem Mann und macht mich mit diesem Ausschluss letzten Endes für etwas verantwortlich, was ich nicht tue. Ich bin ja nicht Sebastian Rühling. Wir sind zwei getrennte Personen, wir haben eine Fraktion zusammen. Mit diesem Theater zeigen sie wieder nur, dass Frauen zickig untereinander sind und nicht zurechtkommen zusammen. Das ist eine Bestätigung all dieser Vorurteile in dieser Richtung. Ohne Zusammenhalt schaffen wir die Gleichstellung nie. Und das ist das Allerschlimmste.
Wie wurden Sie dann konkret über den Ausschluss informiert?
Die Nachricht kam von meinem Büro. Dort hatte Frau Wippermann die Nachricht hinterlassen und diktiert, was mir mitgeteilt werden sollte.
Gab es denn dann nach der Nachricht noch einmal Kontakt – oder ein klärendes Gespräch?
Ich habe Frau Wippermann direkt angerufen, nachdem ich die Mail gelesen hatte. Und habe gefragt, was das denn sollte. Ich kann doch nicht für Dinge, die jemand anderes tut oder nicht tut, verantwortlich gemacht werden. Das ist auch ein ganz schlechtes Zeichen. Das habe ich ihr so gesagt. Aber es wurde überhaupt nicht auf Argumente eingegangen.
Wie geht es jetzt weiter?
Was mir noch wichtig ist: Sie tun Schwerter Frauen damit keinen Gefallen. Sie schmeißen eine raus, die wirklich engagiert ist und sie bestätigen die für unsere Arbeit schädlichen Vorurteile, dass die Frauen immer noch so zickig sind und miteinander nicht klarkommen können. Ich hoffe, sie reflektieren sich nochmal, entschuldigen sich, wir führen ein konstruktives Gespräch mit gegenseitigem aktiven Zuhören und gehen dann wieder konstruktiv an die Arbeit. Wir haben schon erste Schritte zur virtuellen Darstellung von Schwerter Frauen, zum Beispiel an Straßenschildern, gemacht. Das voranzubringen, ist mir sehr wichtig.
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