Elternabende und Elternsprechtage gab es im letzten Jahr häufig nur in digitaler Form. Jetzt kehren manche Schulen wieder zur Präsenz zurück. Andere sehen neue Chancen.

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Auch Eltern dürfen wieder in die Schulen - wollen sie das überhaupt?

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Während der Pandemie hatten sich die Schulen mit digitalen Elternabenden und Elternsprechtagen beholfen. Jetzt finden sie wieder meist in Präsenz statt. Ein Vorteil oder ein Rückschritt?

Schwerte

, 20.09.2021, 05:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Rund eineinhalb Jahre lang haben weder Kinder noch Eltern ihre Schulen von innen gesehen. Die Kinder saßen, von kurzen Phasen des Präsenzunterrichtes unterbrochen, im Homeschooling. Ihre Eltern im Homeoffice.

Auch Klassen- oder Schulpflegschaftssitzungen und Elternabende gab es digital. Die Elternabende mit anderen Eltern wurden meist per Videokonferenz geführt. Die Elterngespräche fanden zum Großteil telefonisch statt, zu einem festgelegten Zeitpunkt.

Und jetzt? Jetzt sind nicht nur die Kinder zurück an den Schulen. Auch die Eltern strömen wieder hinein, wenn die Schule zur Klassenpflegschaft lädt. Außerdem stehen auch wieder Elternsprechtage an.

„Wir machen das, was möglich ist“

Eva Graß-Marx, Schulleiterin der Gesamtschule Gänsewinkel, ist froh darüber, dass Klassenpflegschaftssitzungen zurzeit wieder in Präsenz möglich sind. Sie betont: „Wir machen das, was in Pandemiezeiten möglich ist.“

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Bei den ersten Pflegschaftssitzungen habe sie den Eindruck gehabt, dass sich viele Eltern gefreut hätten, die Lehrkräfte auch persönlich zu treffen. „Wenn alle da sind, hat man eine ganz andere Ansprache als zum Beispiel in einer Videokonferenz“, sagt sie.

Eva Graß-Marx von der Gesamtschule Gänsewinkel: „Gerade die neuen Eltern möchten die Lehrer kennenlernen.“

Eva Graß-Marx von der Gesamtschule Gänsewinkel: „Gerade die neuen Eltern möchten die Lehrer kennenlernen.“ © Martina Niehaus

Solange die Pandemie es erlaube, sollten auch Elternsprechtage möglichst in Präsenz abgehalten werden. Wenn Eltern den Termin nicht wahrnehmen können, könne man zusätzliche Termine oder ein Telefonat verabreden. „Ich habe aber die Erfahrung gemacht, dass vor allem die neuen Eltern die Lehrerinnen und Lehrer ihrer Kinder auch gern persönlich kennenlernen möchten.“

Kinder sollen zum Elternsprechtag mitkommen

Ähnlich sieht es Eva Brinkhoff, Leiterin der Theodor-Fleitmann-Gesamtschule. „Es ist einfach schön, die Eltern wieder persönlich zu sprechen. Und wir sind sehr froh darüber, dass wir das wieder gerade in Präsenz machen können.“

Eva Brinkhoff von der Theodor-Fleitmann-Gesamtschule: „Bei uns kommen die Kinder immer mit zum Elternsprechtag.“

Eva Brinkhoff von der Theodor-Fleitmann-Gesamtschule: „Bei uns kommen die Kinder immer mit zum Elternsprechtag.“ © Bernd Paulitschke

Natürlich sei es praktisch für Eltern, wenn durch digitale Sprechtage Wege wegfielen. „Die Erfahrung ist auf jeden Fall gut. So konnte ein Kollege, der erkrankt war, eine Videokonferenz mit IServ abhalten.“

Eva Brinkhoff ist es aber auch wichtig, dass auch die Kinder zum Elternsprechtag mitkämen. Zurzeit sei es wegen Corona so geregelt, dass man möglichst nur die Klassenleitung besucht. Mit den Fachlehrern könne man sich bei Bedarf absprechen. „Das klappt dann insgesamt besser mit den Zeitfenstern.“

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Was sagen die Eltern? Am Friedrich-Bährens-Gymnasium soll es demnächst einen Mix aus Präsenz- und digitalem Elternsprechtag geben. Pflegschaftsabende werden aber in diesen Wochen in Präsenz abgehalten. Schulpflegschaftsvorsitzender Sascha Kudella erzählt: „Ich war bisher auf zwei Elternabenden. Auf einem einer fünften Klasse und einmal bei der Q1.“ Die Beteiligung an beiden Elternabenden sei am FBG durchaus rege gewesen.

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Kudella: „3G wurde eingehalten und kontrolliert. Es wurde Abstand gehalten und die Aula gelüftet.“ Anmerkungen, dass Eltern sich nicht gewünscht hätte, auf diese Weise zu tagen, habe es zu keinem Zeitpunkt gegeben. „Die meisten Eltern schienen auch geimpft zu sein und mussten keinen Test vorzeigen, das war sehr vorbildlich alles“, freut sich der Elternvertreter.

Zweigleisig: Digital und in Präsenz

Was Elternsprechtage betrifft, fährt das FBG künftig zweigleisig – wahrscheinlich auch unabhängig von der Pandemie, glaubt Sascha Kudella. „Die digitalen Elternsprechtage haben viele Vorteile – vor allem für berufstätige Eltern – und wurden sehr gut angenommen.“

Elternvertreter Sascha Kudella: "Eine Mischung ist eine gute Lösung für alle."

Elternvertreter Sascha Kudella: „Eine Mischung ist eine gute Lösung für alle.“ © privat

Es gebe aber auch Themen, die besser in einem persönlichen Gespräch geklärt werden können. „Und manchmal ist dies ja auch besser, um sich einfach mal kennen zu lernen.“

Deswegen sollen, sofern dies die Pandemie zulässt, die Elternsprechtage am FBG sowohl in Präsenz als auch digital angeboten werden. „Ich finde, dies ist eine sehr gute Lösung“, sagt der Vater.

Eltern sind nach wie vor vorsichtig

Ähnlich verfährt man beim benachbarten Ruhrtalgymnasium. „Unsere Eltern sind nach wie vor vorsichtig, und wir sind das auch“, betont Bärbel Eschmann. Die Leiterin wird den Eltern in diesem Schuljahr zwei Elternsprechtage anbieten. „Davon findet einer in Präsenz statt, der andere dann in digitaler Form.“

RTG-Leiterin Bärbel Eschmann, hier auf einem Berufsberatungstermin, schätzt das persönliche Gespräch. Doch auch am RTG gibt es die Möglichkeit, digital am Elternsprechtag teilzunehmen.

RTG-Leiterin Bärbel Eschmann, hier auf einem Berufsberatungstermin, schätzt das persönliche Gespräch. Doch auch am RTG gibt es die Möglichkeit, digital am Elternsprechtag teilzunehmen. © Bernd Paulitschke

Damit sich nicht zu viele Eltern gleichzeitig im Gebäude aufhielten, gebe es ausgewiesene Sprechzeiten mit vorheriger Anmeldung. Bärbel Eschmann hält den digitalen Elternsprechtag trotzdem auch weiterhin für eine gute Alternative. Die Schulleiterin: „Wir haben sehr viele berufstätige Eltern. Da ist es oft schwer, sich Zeit freizuschaufeln. Und wir haben in der Pandemie gelernt, dass ein zusätzliches digitales Angebot eine Erleichterung sein kann.“