Asiatische Hornisse hat Schwerte erreicht Nest der Bienentöter so groß wie ein Medizinball

Asiatische Hornisse erreicht Schwerte: Nest groß wie ein Medizinball
Lesezeit

Die Sprühlanze und das andere Gerät waren schon wieder in den weißen Bulli eingeladen. Aber so ganz ruhig war die Hand des Experten in dem weißen Schutzanzug immer noch nicht. „Es ist das Adrenalin“, sagte der zertifizierte Schädlingsbekämpfer, als er ein wenig zittrig den respekteinflößenden Kadaver einer Asiatischen Hornisse aufhob und auf ein Kantholz legte. Das Surren der vielen Hundert stachelbewehrten Insekten, deren riesigem Nest er sich bei seiner Aufgabe nähern musste, wollte selbst so einem erfahrenen Mann nicht so schnell aus den Ohren weichen.

Gefahr für Bienenvölker

Michael Müller, Chef des Westhofener Entsorgungsbetriebs Biotrans, hatte das Medizinball-große Gebilde am vergangenen Donnerstag (29.8.) an der hinteren Wandung eines Großcontainers auf seinem Gelände entdeckt. „Ich hatte gleich den Verdacht, dass es sich um die invasive Art handelt“, berichtet er. Schon die Färbung, dunkler als bei heimischen Hornissen, ließ ihn aufmerksam werden. Unverzüglich informierte er nicht nur die Naturschutzbehörde beim Kreis Unna, sondern auch den Imkerverein. Denn die Einwanderer aus Asien haben es vor allem auf unsere Honigbienen abgesehen, die zu ihrer Leibspeise zählen. Ihre Fresslust ist eine große Gefahr für die Bienenvölker.

Auf einem Kantholz zeigte der Schädlingsbekämpfer eine tote Asiatische Hornisse.
Auf einem Kantholz zeigte der Schädlingsbekämpfer eine tote Asiatische Hornisse. © Reinhard Schmitz

In einem 40-Kubikmeter-Container für Rindenmulch, der bei einer Partnerfirma im Raum Stuttgart zum Altholz-Transport benutzt worden war, müssen die Asiatischen Hornissen unbemerkt bis nach Schwerte gekommen sein. Unter diesem Material befinden sich unter anderem Transportpaletten, die aus Asien stammen. Eigentlich müssten die schon bei der Ankunft in Deutschland zur Desinfektion „eingedampft“ werden, weiß Michael Müller. Doch es sei zu vermuten, dass dies nicht überall lückenlos geschehe. Auch anderes Ungeziefer wie fremde Schadkäfer drohten sich auf diese Weise im Land zu verbreiten.

Biotrans-Chef Michael Müller (l.) hatte die Gefahr erkannt und die Umweltbehörde beim Kreis Unna informiert, die einen zertifizierten Schädlingsbekämpfer schickte, um die Asiatischen Hornissen zu beseitigen.
Biotrans-Chef Michael Müller (l.) hatte die Gefahr erkannt und die Umweltbehörde beim Kreis Unna informiert, die einen zertifizierten Schädlingsbekämpfer schickte, um die Asiatischen Hornissen zu beseitigen. © Reinhard Schmitz

Der Kreis Unna reagierte umgehend und beauftragte einen zertifizierten Kammerjäger, der am Dienstagmittag (3.9.) das Nest auf dem Biotrans-Gelände beseitigen sollte. Denn die Ausbreitung der invasiven Art musste auf jeden Fall verhindert werden. Sie sei nach Auskunft der Unteren Naturschutzbehörde zwar nicht aggressiver oder gefährlicher als die heimische. Aber sie gefährdet massiv das Gleichgewicht der Natur in Deutschland.

Von einer Hubbühne aus besprühte der zertifizierte Schädlingsbekämpfer auch das Satellitennest der Asiatischen Hornissen über dem Tor einer Halleneinfahrt bei Biotrans.
Von einer Hubbühne aus besprühte der zertifizierte Schädlingsbekämpfer auch das Satellitennest der Asiatischen Hornissen über dem Tor einer Halleneinfahrt bei Biotrans. © Reinhard Schmitz

Der Einsatz des Schädlingsbekämpfers eilte tatsächlich. Denn die Asiatischen Hornissen waren schon ausgeschwärmt, um ein zweites „Satellitennest“ zu bauen. Es klebte bedrohlich unter einem Strahler, der hoch über der Einfahrt einer der Werkshallen montiert ist. Rund 700 der Insekten - so schätzte der Experte - verbargen sich in dem handballgroßen Gebilde. Genauso viele wie in dem Hauptnest in dem orangenen Rollcontainer.

In der hintersten Ecke des Altholz-Containers hatten die Asiatischen Hornissen ihr Medizinball-großes Nest gebaut.
In der hintersten Ecke des Altholz-Containers hatten die Asiatischen Hornissen ihr Medizinball-großes Nest gebaut. © Reinhard Schmitz

Michael Müller orderte einen Teleskopwagen mit Hebebühne, von der aus der Kammerjäger auch diesen Insekten zu Leibe rücken musste. Mit einem zugelassenen Flüssigwirkstoff wurden die Nester besprüht, um die Bewohner unschädlich zu machen. Stets griffbereit war dabei auch eine C02-Kartusche für den Notfall. Mit ihrem großen Luftdruck hätte sie Hornissen abwehren sollen. Denn sticht nur eine von ihnen zu, so legt sie eine Pheromon-Spur, die ihre Artgenossen in Scharen zu dem Opfer locken.

Die Nester hängen noch

Die Nester selbst wird der Experte erst gegen Ende dieser Woche entfernen. Denn zuerst müssen auch die Hornissen hineinfliegen, die beim Einsatz noch irgendwo draußen herumschwirrten. Ansonsten bestehe die Gefahr, dass diese einfach ein neues Nest bauten, sagte der Schädlingsbekämpfer, dessen Fachbetrieb zum ersten Mal wegen Asiatischer Hornissen in den Kreis Unna ausrücken musste.

In den Wochen zuvor seien Kollegen schon in Menden und Lüdenscheid (beides Märkischer Kreis) in dieser Sache tätig gewesen. Eine bereits tote Hornisse verstaute er vorsichtig in einer durchsichtigen Dose. Sie wird präpariert als Unterrichtsobjekt für die Auszubildenden.