Um den Fröndenberger Artur Helios war es zuletzt ziemlich ruhig geworden. In Hochzeiten der Querdenker-Bewegung war er so etwas wie eine ihrer Gallionsfiguren. Nun trat er bei einer Demonstration in Dortmund öffentlich auf.
Rund 50 Menschen demonstrierten am Donnerstag (9. Februar) vor der Westfalenhalle 1. Grund dafür: Der Dortmunder Stadtrat thematisierte zeitgleich die Absage des geplanten Auftritts von Dr. Daniele Ganser.
Dr. Ganser ist ein Publizist, der mit Verschwörungstheorien und antisemitischen Äußerungen in Verbindung gebracht wird. Der für den 27. März in der Westfalenhalle angesetzte Auftritt hatte in Dortmund für Diskussionen gesorgt. Der Hallenbetreiber sagte diesen schließlich ab.
Bei der Demonstration mit dem Titel „Frieden – Freiheit – Wahrheit“, die sich gegen die Absage positionierte, trat Artur Helios als einer der Moderatoren auf. Andere Medien hatten darüber berichtet, er sei Veranstalter der Demonstration gewesen.
Die Polizei Dortmund erklärte auf Anfrage, es sei nicht Helios gewesen, der die Veranstaltung angemeldet hatte. Die Demonstration verlief friedlich und ohne Störungen, hieß es weiter.
Artur Helios lud zu Demonstration ein
Tatsächlich war es der Fröndenberger Querdenker, der vor Ort gemeinsam mit einem weiteren Aktivisten über das Mikrofon verfügte und die Veranstaltung anmoderierte. Helios hatte über seinen Telegram-Kanal am Morgen der Demonstration „alle gesellschaftlich relevanten Gruppen“ zu einem offenen Mikrofon eingeladen.
Dieses Mikrofon reichte Helios als erstes an Claus Cremer weiter. Cremer ist Funktionär der NPD und sitzt für deren Kreisverband „Heimat Dortmund“ im Dortmunder Stadtrat.

2012 war er NPD-Spitzenkandidat bei der NRW-Landtagswahl. 2005 wurde er wegen Volksverhetzung zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. Das nordrhein-westfälische Innenministerium bezeichnet die NPD als „rechtsextremistische Partei“, die die Demokratie in Deutschland beseitigen wolle.
Cremer beteuerte, im Rat für die Meinungsfreiheit eintreten zu wollen. Die Ratssitzung bezeichnete er in seiner 90-sekündigen Wortmeldung als „Demokratiesimulation“. Helios wusste offenbar im Vorfeld nicht, wem er da eine Plattform bietet. Als der NPD-Politiker auf ihn zukommt, fragt Helios offen: „Wer bist du?“
Artur Helios applaudiert Claus Cremer
Anderthalb Minuten später steht Helios applaudierend neben Cremer – gut sicht- und hörbar in der Video-Aufzeichnung der Veranstaltung. Artur Helios gibt Cremer die Hand, legt die andere auf seine Schulter, zieht ihn ein Stück an sich heran.
Am Mittwoch nach der Demonstration legt Helios auf seinem Telegram-Kanal – dem folgen aktuell über 1500 Menschen – nach. Er veröffentlicht ein Video, das eine Ansprache während einer Autofahrt filmt.
Artur Helios stellt wilde Theorie auf
Vor sechs Tagen habe er vor den Westfalenhallen gestanden, „um ein Zeichen zu setzen für Meinungsfreiheit“, sagt er. Es folgt eine mindestens abenteuerliche Erklärung dafür, warum Dr. Ganser nicht in Dortmund auftreten darf.
Der Fröndenberger fragt, ob entsprechende „Hasskommentare“ gegen Ganser, den er als Friedensforscher bezeichnet, nicht „von den bezahlten und vom Staat finanzierten Fake-Accounts durchgeführt und eingestellt werden?“

Helios betont, solche Meinungsäußerungen könnten nur von Menschen stammen, „die dafür bezahlt werden und obendrein Daniele Ganser nicht kennen“. „Es geht gar nicht anders“, legt der führende Querdenker nach. Beweise für seine Theorie nennt er keine.
Öffentlich war es zuletzt – die Corona-Pandemie und ihre Einschränkungen sind schließlich stark aus dem Fokus gerückt – ruhig um Artur Helios geworden. 2022 hatte er bei der Landtagswahl den Einzug ins Parlament als Kandidat der Partei „dieBasis“ verpasst.
Gerichtsverhandlung im Sommer
Ruhe lag zuletzt auch über dem Verfahren gegen Helios, das am Landgericht Dresden anhängig ist. Helios hatte Berufung gegen ein noch nicht rechtskräftiges Urteil das Amtsgericht Dresden eingelegt, das ihn wegen des Zeigens verfassungswidriger Zeichen – es geht um einen vermeintlichen Hitlergruß – zu 70 Tagessätzen verurteilt hatte.
Nachdem Helios schon Mitte 2022 Einspruch eingelegt hatte, ist nun erstmals ein Termin für die Berufungsverhandlung absehbar. Wie das Landgericht Dresden auf Anfrage dieser Redaktion mitteilte, soll dieses im Juli stattfinden. Derzeit laufe die Terminabsprache mit den Beteiligten.