
© Reinhard Schmitz
Tierschutz-Aktion: Hunde schliefen in einer Pfütze aus Kot und Urin
Tierschutz in Schwerte
Gabriele Bayer von der Arche 90 holte in einer Rettungsaktion drei Rhodesian Ridgebacks aus einer Schwerter Laube ins Tierheim. Doch der Besitzer will die Hunde wiederhaben.
Zentimeterdick habe Gülle in der Laube gestanden, in der die beiden sechs Monate alten Hundewelpen hausten. Als ausgesprochen eklig beschreibt Gabriele Bayer, Pressesprecherin der Tierschutz-Organisation Arche 90 (Dortmund), die Situation, die sie in einer Schwerter Gartenanlage in der Nähe der Innenstadt vorfand.
„Die Masse an Kot und Urin sprach dafür, dass die Jungtiere permanent eingesperrt waren.“ Ihrer Mutter, einer Rhodesian-Ridgeback-Hündin, ging es kaum besser. An ihrer Hütte habe ein Teil der Vorderfront gefehlt, im Innern eine völlig durchtränkte Matratze und ein Sofa gestanden.
Rhodesian Ridgebacks fehlt ein wärmendes Unterfell
„Keines der drei Tiere hatte einen trockenen Schlafplatz“, berichtet Gabriele Bayer, die die Unterbringung „massiv bemängelt.“ Besonders schlimm, weil diese Rasse keine Unterwolle in ihrem Fell habe und „nicht für diese Temperaturen gemacht“ sei: „Die Hunde bekommen ratzfatz eine Nieren-Becken-Entzündung.“
Stundenlanges Bellen bei Nacht machte Nachbarin aufmerksam
Rasches Handeln war deswegen vonnöten, nachdem die Arche90 von einer Nachbarin der Gartenanlage zur Hilfe gerufen worden war. Es war noch warm gewesen, als die Frau im Sommer auf ein wiederkehrendes Bellen aus den Parzellen am Randes des Hoesch-Geländes aufmerksam geworden war.
„Immer nachts für mindestens zwei Stunden – ich konnte nicht schlafen“, berichtet sie. Als sie der Sache auf den Grund gehen wollte, habe sie auch ein Jaulen wahrgenommen: „Im August waren dann die Welpen zu hören.“ Doch die hätten keinen Auslauf gehabt in einer Umgebung, die sie als verwahrlost schildert.

In diesem Garten fand die Tierschützerin der Dortmunder Organisation Arche 90 die drei Rhodesian Ridgebacks vor. © Gabriele Bayer/Arche90
Vor vier oder fünf Jahren – so berichtet die Nachbarin – habe sie schon einmal einen Boxerhund mithilfe des Tierheims aus den Gärten geholt. Diesmal kam sie zunächst nicht weiter. Die Stadt Schwerte – so erklärt Pressesprecher Ingo Rous – ist nur für Sicherheit und Ordnung zuständig, also wenn von Hunden eine Gefahr ausginge.
Das Tierwohl, die Frage der artgerechten Haltung, dagegen sei Sache des Kreises Unna. „Wir als Veterinärbehörde waren dort nicht vor Ort, nicht im Einsatz“, antwortet Kreis-Pressesprecherin Birgit Kalle auf Anfrage: „Deswegen können wir dazu nichts sagen.“
Kommunaler Ordnungsdienst fuhr die Hunde ins Tierheim
Vergeblich, so berichtet die Nachbarin, habe sie versucht, telefonischen Kontakt mit der Veterinärbehörde aufzunehmen, der sie die Zustände per Mail geschildert habe. In ihrer Not wandten sie und eine weitere Tierschützerin sich schließlich an die Arche 90.
„Es ist prima, dass die Frauen nicht aufgegeben haben und so gekämpft haben für die Hunde“, sagt deren Pressesprecherin Gabriele Bayer, die am vergangenen Freitag (8.1.) selbst den Einsatz in Schwerte übernahm. Der Halter habe die Tierschützer freiwillig auf das Gelände gelassen, sagt die Sprecherin, die die „gute Unterstützung“ durch das Ordnungsamt lobt.
„Der Halter wurde von der Arche gebeten, die Hunde beim Tierheim abzugeben“, berichtet Stadtsprecher Ingo Rous. Der Mann habe eingewilligt. Da er aber kein Auto zur Verfügung gehabt habe, habe der Kommunale Ordnungsdienst beim Transport geholfen.
Dieser habe gleichzeitig eine Dokumentation für das Kreis-Veterinäramt angefertigt: „Das bewertet, ob es eine Tierwohlgefährdung ist oder nicht.“
Arche weiß: Der Halter möchte die Hunde zurückhaben
Davon könnte der weitere Weg der Hunde abhängen. „Der Halter hat Auflagen für eine vernünftige Unterbringung“, sagt Rosemarie Seelig vom Tierschutzverein, in dessen Tierheim es den Rhodesian Ridgebacks jetzt erstmal gut gehe. Arche-Sprecherin Gabriele Bayer weiß aber, dass der Halter sie zurückhaben möchte.
„Wenn ich empfehlen könnte, sollte man ein anderes Zuhause für die Hunde suchen“, erklärt sie: „Die Gegebenheiten sind nicht dafür.“ Um eine Rückkehr in den Garten zu verhindern, kündigte die Nachbarin sogar an, eine Anzeige gegen den Hundehalter stellen zu wollen.
Reinhard Schmitz, in Schwerte geboren, schrieb und fotografierte schon während des Studiums für die Ruhr Nachrichten. Seit 1991 ist er als Redakteur in seiner Heimatstadt im Einsatz und begeistert, dass es dort immer noch Neues zu entdecken gibt.
