„Noch sechs Millimeter!“ Arbeit nach Maß an tonnenschwerer Brücke am Kirschbaumsweg

Arbeit nach Maß am Kirschbaumsweg: Tonnenschwere Brücke über Bahngleise geschoben
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Knapp einen Monat, nachdem der Schwertransport anrollte, ist am Samstag (16.9.) die neue Brücke am Kirschbaumsweg eingeschoben worden. Stundenlange Arbeit nach Maß war das – die Firma aus den Niederlanden, Wagenborg Nedlift, die Einschub- und Hebearbeiten übernahm, war allerdings nur schwer aus der Ruhe zu bringen.

„Die haben schon ganz andere Projekte gestemmt“, sagte Stefan Straukamp vom Ingenieurbüro „w+b“ aus Münster. So wurde gegen 15 Uhr erst einmal der Grill angeschmissen. Pause. Da hatte sich das wuchtige Etwas noch keinen Millimeter bewegt.

Ein riesiger Kran war im Einsatz, um die Stahlelemente an Ort und Stelle zu heben.
Ein riesiger Kran war im Einsatz, um die Stahlelemente an Ort und Stelle zu heben. © Vanessa Trinkwald

Zwei Brückenteile, 113 Tonnen schwer, sind in den vergangenen Wochen zusammengesetzt und verschweißt worden – gut erkennbar an einer langen dicken Schweißnaht. Anschließende Beschichtungs- und Korrosionsschutz-Arbeiten standen ebenfalls an, bevor die neue Brücke an Ort und Stelle gerückt werden konnte.

Zugverkehr eingestellt

Der Zugverkehr über die Bahngleise konnte an diesem Tag nicht rollen, gleichwohl das bei laufenden Arbeiten bis jetzt möglich war. „Es werden Gegenstände über die Schienen verschoben, da kann es natürlich immer mal zu Unwägbarkeiten kommen, auch Baugeräte stehen im Gleis. Von daher muss man in solchen Fällen Sperrpausen bei der Bahn beantragen, um dann in dem Bereich arbeiten zu können“, so Straukamp.

Während der Zugverkehr nur für rund eine Woche eingestellt ist, können Autofahrer, Radfahrer und Fußgänger die Schienen am Kirschbaumsweg bereits seit April 2022 nicht mehr passieren. Und ein wenig Geduld müssen sie noch haben: Wollte man ursprünglich bis Ende 2023 fertig sein, hatten die Stadtwerke bereits vor dem Brückeneinschub angekündigt, dass die Arbeiten bis ins Frühjahr laufen werden. Deren Tochter, die Schwerter Stadtentwässerung, begleitet das Projekt als langer Arm der Stadt seit nunmehr eineinhalb Jahren.

Stefan Straukamp vom zuständigen Ingenieurbüro nannte am Samstag zwar kein konkretes Enddatum, kündigte aber an, dass man aktuell Ende Februar 2024 anpeile.

Kaum erkennbar für die Kamera

Bis dahin bleibt der Bereich rund um Kirschbaumsweg, Messing- und Bergische Straße noch gesperrt – und die große Baustelle direkt vor der Haustür der Anwohner bestehen. Einige streckten am Wochenende den Kopf aus dem Fenster, schauten sich das Spektakel aus nächster Nähe an.

Der Schüler mit Sonnenhut und aufgewecktem Blick tat das ebenfalls, harrte stundenlang aus und wartete darauf, dass sich endlich etwas tut. „Gleich bin ich noch zum Kuchen essen eingeladen“, sagte er gegen 15 Uhr.

Als die Brücke dann am späten Nachmittag endlich angeschoben wurde und sich in Millimeterschritten bewegte – kaum erkennbar für Auge und Kamera – war der junge Schwerter wieder vor Ort. Mit mehreren anderen Schaulustigen, darunter Familien und Radfahrer, die vorbeikamen und stehen blieben, um zu staunen.

Hier hatte die Brücke noch ein ganzes Stück vor sich.
Hier hatte die Brücke noch ein ganzes Stück vor sich. © Katharina Rieger

Zu diesem Zeitpunkt war der lange Selbstfahrer auf Rädern bereits unter dem Koloss hervorgeholt worden. „Noch sechs Millimeter!“, hieß es um kurz nach 19 Uhr. Da war die neue Brücke, die nach und nach hydraulisch verschoben wurde, quasi am anderen Ende angekommen. Mit einer neuen Durchfahrtshöhe von 6,15 Metern schwebt sie nun über den Gleisen.

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