Was ist denn da los? Wie hat sich Bart Simpson in die Schwerter Altstadt verirrt? Überlebensgroß lugt die Kultfigur zwischen den Streben eines Baugerüstes hervor, das die Giebelwand an der Kampstraße noch nicht wirklich freigeben will. Wer genau hinschaut, erkennt dort noch weitere Comicstars unterschiedlicher Film-Generationen.
Das Graffiti sei ein „Kunstwerk auf Zeit“, erklärt Ute Frank, Geschäftsführerin des Schwerter Netzes für Kinder, Jugend und Familie. Es soll die Fassade verschönern, die durch den Abriss des angebauten Nachbargebäudes an der Kampstraße 7 im Frühjahr 2024 „nackt“ geworden war.
Eigene Künstler vom VSI
Die freigelegte Wand war vorerst mit einer Schutzfolie auf Holzlattung überzogen worden, da auf dem Abriss-Grundstück „irgendwann etwas Neues“ entstehen könnte, wie zu hören ist. Diese nicht besonders schöne „Übergangsfassade“ wollte das Schwerter Netz aber verschönern.
Mit Benedikt Sonnabend und Florian Kampmann boten sich zwei Künstler aus den eigenen Reihen für die Gestaltung an. Sie haben ihre schöpferische Handschrift zum Beispiel schon an der Atelier-Galerie von Jan van Nahuijs am Westwall aufblitzen lassen.

An der Kampstraße griffen die beiden Sprüh-Künstler das Thema „Rot“ auf, da die Fassade zum Hinterhof-Gebäude des sogenannten „Roten Hauses“ an der Jägerstraße 5 gehört, in dem die Einrichtungen des Schwerter Netzes ihren Sitz haben. Auf dessen Träger VSI (Verein für Soziale Integrationshilfen), Diakonie und Caritas weisen verschlungene Schriftzüge über dem Wandbild hin.
Nach dem riesigen Colani-Porträt an der Wilhelmstraße und dem multimedialen Kunstobjekt „The Stage“ am C&A-Anbau zum Nordwall sind Bart Simpson und Co. Teil der bereits dritten Fassadengestaltung, die Schwerte mehr und mehr zu einer Freiluftgalerie zum Bummeln und Staunen macht. Ähnlich gestaltet war nebenan schon seit längerem die Außenwand des Lagers vom „Streetlife Projekt“ des VSI.
Vor 14 Jahren ersteigert
Das Streetlife-Gebäude war einst der rückwärtige Anbau des maroden Fachwerkhauses an der Kampstraße 7 und ist als einziges Element des Gebäude-Ensembles übrig geblieben, das der VSI vor 14 Jahren bei einer Zwangsversteigerung erworben hatte. Für das Vorderhaus gab es zwar auch viele Pläne, die sich aber aufgrund seines maroden Zustandes nicht wirtschaftlich tragbar realisieren ließen. Da allein die Unterhaltungskosten sehr teuer waren, entschloss man sich schließlich zum Abriss.
Das dabei sichtbarer gewordene Hintergebäude des „Roten Hauses“ glänzt seitdem nicht nur mit seiner eindrucksvollen Fassadengestaltung. Es wurde gleichzeitig auch energetisch ertüchtigt und erhielt eine Photovoltaik-Anlage auf seinem Dach.