Altenheime sind viel besser als die eigenen vier Wände
Meinung
Unsere Autorin reagiert bisweilen empfindlich auf Vorfälle, wie er jetzt aus einem Schwerter Pflegeheim bekannt wurde. Weil sie das Vorurteil nähren, dass Pflegeheime unschöne Orte sind.
Ein Pflegehelfer zieht einer Heimbewohnerin ein Laken über den Kopf, sie kann sich nicht sofort befreien. Ein übler Scherz – der keiner ist. Er bekommt die Kündigung und ein vorläufiges Berufsverbot. Zurecht. Doch das ist nicht der Punkt.
Ich reagiere bisweilen empfindlich auf Vorfälle, wie er jetzt aus einem Schwerter Pflegeheim bekannt wurde. Weil sie das Vorurteil nähren, dass Pflegeheime unschöne Orte sind. Dass Oma und Opa hier nicht gut aufgehoben sind.
„Hier will ich nicht sterben, so ganz allein“: So ähnlich hatte es Fernsehjournalist Jenke von Wilmsdorff vor Jahren einmal in einer Reportage-Reihe formuliert. Ganz ehrlich? Unnötig war das.
Über Vorfälle wie den mit dem Bettlaken muss man berichten, das steht außer Frage. Weil sie passieren und weil sie zur Wirklichkeit dazugehören, so schlimm sie auch sind. Doch dagegen steht ein Plädoyer für das Pflegeheim. Hier kann man in Gemeinschaft alt und noch viel älter werden.
Meine Oma war 92, als sie starb. Jahrelang lebte sie im Heim. Bis dahin gab‘s viel Bingo und noch mehr Duplo. Es gab gemeinsame Abendessen, Zoff am Tisch, man vertrug sich wieder. Es gab gute Gespräche und Pflegerinnen und Pfleger, die sich tagtäglich den Allerwertesten aufrissen, um den Laden und mit ihm seine Bewohner am Laufen zu halten. „Schön is datt hier“, sagte meine Oma immer.
Nein, Pflegeheime sind keine schlechten Orte. Hier können Oma und Opa gut aufgehoben sein, das habe ich selbst erlebt.
Und um noch einmal auf Jenke von Wilmsdorff zurückzukommen: Hier ist man viel weniger allein als in den eigenen vier Wänden, die die Welt im Alter im schlimmsten Fall immer kleiner werden lassen.
Arbeitet seit Juni 2024 in der Redaktion des Hellweger Anzeigers. War in den vergangenen Jahren bereits für die Ruhr Nachrichten im Kreis Unna unterwegs. Mag Nachrichten und persönliche Geschichten gleichermaßen, arbeitet aktuell aber eher im Hintergrund.
