
© Reinhard Schmitz
In den Netto-Abriss kommt Bewegung: Verschwindet der Schandfleck in der City?
Bahnhofstraße Schwerte
Seit mehr als vier Jahren gammelt der leerstehende frühere Netto an der Bahnhofstraße vor sich hin. Tiefbauarbeiten vor dem Haus sind ein Anzeichen, dass das Gebäude bald verschwinden könnte.
Das Geschäftshaus wechselte den Eigentümer. Neubaupläne wurden gezeichnet und wieder verändert. Aber der schmucklose, leerstehende 60er-Jahre-Laden an der Bahnhofstraße blieb hartnäckig und gammelte immer mehr vor sich hin.
Mehr als vier Jahre sind inzwischen vergangen, seit der Discounter Netto seine City-Filiale in Schwerte geschlossen hat. Doch jetzt kommt ganz offensichtlich Bewegung in die Sache. Der Parkstreifen vor der Immobilie war in der vergangenen Woche gesperrt, ein großer Bereich der Gehwege ebenfalls.
Die Versorgungsleitungen des Gebäudes sind schon abgeklemmt
Die Tiefbaufirma Hakra hatte die Barrieren für Baggerarbeiten aufgestellt, um die Anschlüsse für Strom, Gas und Wasser abzuklemmen, die zu dem früheren Netto-Gebäude führen. Das ist wichtig, damit ein Abriss gefahrlos über die Bühne gehen kann. Der wird im Büro des neu beauftragten Architekten Diego Rodriguez (Dortmund) derzeit vorbereitet.
„Zurzeit laufen die Vergabegespräche mit entsprechenden Abbruchunternehmern, um zeitnah mit den Arbeiten beginnen zu können“, teilt der Diplomingenieur auf Anfrage mit. Parallel werde die Bauantragsplanung bearbeitet, sodass der Bauantrag voraussichtlich im September bei der Stadt Schwerte eingereicht werde.

Die letzten Kunden konnten am 17. Juni 2017 im Netto an der Bahnhofstraße einkaufen. Seitdem steht der Laden leer. © Reinhard Schmitz (A)
Die aktuelle Planung sieht im Erdgeschoss des Neubaus zwei Ladenlokale von jeweils 150 bis 200 Quadratmetern vor. Die Intensivpflege-Wohngemeinschaft, die dort ursprünglich einmal entstehen sollte, soll nun in einem Anbau auf der Rückfront des Komplexes zur Gasstraße hin entstehen.
Netto war an der Bahnhofstraße auf den Discounter Plus gefolgt
Von dieser Seite aus hatte auch der Discounter Netto seine Anlieferung und eine Handvoll Kundenparkplätze gehabt. Als er am 17. Juni 2017 die Lichter in dem Laden ausknipste, verschwand der letzte Supermarkt aus der Innenstadt. Viele vermissten das Angebot, das auch ein Sortiment preiswerter Eigenmarken umfasste. Seitdem ist der gelb-rote Discounter in der Ruhrstadt nur noch im Einkaufszentrum Geisecke vertreten.
Am Standort Bahnhofstraße hatte Netto den Discounter Plus beerbt, als der vor rund zehn Jahren in Deutschland vom Tengelmann- an den Edeka-Konzern verkauft worden war. Ältere Schwerter erinnern sich daran, dass vorher auch mal der Name Tengelmann über den Schaufenstern gestanden hatte, als dort 1967 einer der ersten Supermärkte der Stadt eröffnet wurde. Daneben – so weiß Hakra-Chef Hans Haberschuss zu berichten – sei eine Eisdiele gewesen.
Ursprünglich war dort eine der größten Kneipen der Stadt
Ursprünglich beherbergte das Erdgeschoss des Gebäudes mal eine der größten Kneipen der Stadt. Das „Brauhaus“ bot Platz für 350 Gäste. Als seine Räume an die Tengelmann-Kette vermietet wurden, zog es verkleinert in den Keller. Mit dem Tod der Wirtin Ende 2011 schloss die Gaststätte für immer.
Reinhard Schmitz, in Schwerte geboren, schrieb und fotografierte schon während des Studiums für die Ruhr Nachrichten. Seit 1991 ist er als Redakteur in seiner Heimatstadt im Einsatz und begeistert, dass es dort immer noch Neues zu entdecken gibt.
