Eine Zierde für die Altstadt war das leerstehende alte Haus an der Kampstraße in Schwerte schon lange nicht mehr. Aufgefallen war es früher eigentlich nur noch durch die überdimensionalen Davidsterne, die wohl irgendein Bewohner oder eine Bewohnerin einmal mit weißer Farbe an die Fenster gemalt hatte.
Weitere dieser Symbole legte jetzt der Abbruchbagger an den Wänden der Zimmer frei. Denn das marode Gebäude verschwindet endlich. Seine rechte Hälfte ist bereits Geschichte.

Alle Ideen waren zu teuer
Damit braucht der Verein für Soziale Integrationshilfen (VSI) nicht mehr bei jedem Sturm, der das abgängige Gemäuer umtost, mit sorgenvollen Blicken auf die Giebelwand zu schauen. Bei einer Zwangsversteigerung hatte es der Verein vor 14 Jahren noch in der Ägide von Gründer Norbert Bosse-Plois erworben, wie die aktuelle Vorsitzende Andrea Hosang berichtet: „Damals brauchten wir dringend Raum als Basislager für die Streetwork-Sachen.“
In den Jahren 2011 und 2012 sei dafür das kleine Hinterhaus des Objekts saniert worden. Unter dem Namen „Streetlife“ dient es seitdem nicht nur als Lager, sondern auch als Übungsraum: „Es wird intensiv genutzt.“
Für die beiden angegammelten Vordergebäude, die mit einem gemeinsamen Treppenhaus verbunden waren, wurden auch viele Ideen entwickelt. Sie reichten von einer Stätte für die Aufnahme von minderjährigen Müttern bis hin zu einem Jugendprojekt, bei dem das Haus unter fachkundiger Anleitung von jungen Menschen wieder aufgebaut werden sollte.

„Wir haben fachlichen Rat eingeholt“, berichtet Andrea Hosang. Das Ergebnis sei aber gewesen, dass alle Pläne die finanziellen Ressourcen des VSI überstiegen hätten. Allein die Instandhaltung war schon sehr aufwendig, sodass man sich entschied, die beiden Häuser abreißen zu lassen.
Die rechte Hälfte ist schon Geschichte, die linke hatte noch eine Galgenfrist, weil auf gutes Wetter gewartet wurde. Denn bei ihrer Beseitigung entstehe ein Loch im Nachbargebäude, das anschließend geschlossen werden muss: „Das Schwerter Netz organisiert den Abriss.“
Das „Streetlife“ bleibt beim VSI
Die entstehende Freifläche soll keineswegs an Wohnungsbau-Investoren gehen, sondern für Zwecke der Familien- und Jugendhilfe erhalten bleiben. Das liegt dem VSI sehr am Herzen. Schließlich bildet das Grundstück eine Art Ensemble mit den Einrichtungen der Familien- und Jugendhilfe an der nahen Jägerstraße und der dortigen Kindertagesstätte.
„Es wird auf jeden Fall dort etwas entstehen“, kündigt Andrea Hosang an. Federführend für das Projekt sei dann das Schwerter Netz. Das „Streetlife“ bleibe aber beim VSI: „Wir brauchen das Basislager.“ Auch der Zugang zu ihm bleibe erhalten.
