Regina Fromme, seit 50 Jahren Wirtin, wird am Freitag (8. Mai) 70 Jahre alt. Die Feier muss wegen der Coronakrise ausfallen und wird im nächsten Jahr nachgeholt. © Reinhard Schmitz

Gastronomie in Schwerte

Ein Tanz machte Regina Fromme zur Wirtin mit Leib und Seele/mit Video

Regina Fromme, Wirtin der Kutscherstube, wird 70 Jahre alt. In 50 Berufsjahren hat sie Gastronomiegeschichte in Schwerte mitgeschrieben. Dabei wollte sie eigentlich etwas Anderes werden.

Schwerte

, 08.05.2020 / Lesedauer: 4 min

Theo, wir fahr´n nach Lodz. Den Refrain des Vicky-Leandros-Evergreens hat Regina Fromme wie einen Ohrwurm im Kopf. „E4 drücken, 50 Pfennig einwerfen“, so dudelte er stundenlang aus der Musikbox der Lindenschänke am Markt, wo sie die ersten Pilsgläser für ihre Gäste zapfte.

Die Anekdoten, die sich darum ranken, erzählt die heutige Wirtin der Kutscherstube auch Jahrzehnte später immer noch gern. In 50 Berufsjahren hat sie Schwerter Gastronomiegeschichte mitgeschrieben.

An die Geburtstagsfeier ist wegen der Coronakrise nicht zu denken

Eigentlich hätte die Jubilarin sogar doppelten Grund zum Feiern. Denn am Freitag (8. Mai) wird sie 70 Jahre alt.

Doch an die Party ist wegen der Coronakrise nicht zu denken. „Die Nullen haben wir sonst immer gefeiert“, sagt Regina Fromme mit Bedauern. Als nachträgliches Geburtstagsgeschenk hat die Landesregierung aber wenigstens ab Montag (11. Mai) die Öffnung der Gaststätten wieder erlaubt.

Vor 39 Jahren eröffneten Wolfgang und Regina Fromme ihre Kutscherstube an der Gotenstraße 24. Die alte Kutsche, die sie damals vor der Tür aufgestellt hatten, war als Fotomotiv für Brautpaare sehr beliebt. © Reinhard Schmitz

Mit dem Außer-Haus-Angebot „Kutscher to go“, das sehr guten Zuspruch fand, und der Unterstützung durch ein „tolles Team“ hat Regina Fromme zwar die vergangenen Schließungs-Wochen gemeistert. „Aber ich vermisse die Menschen“, sagt die Wirtin mit Leib und Seele.

Dabei wollte die in Sölderholz aufgewachsene Frau eigentlich einen ganz anderen Berufsweg einschlagen. „Ich bin Friseurin“, verrät sie. Im Salon Prott am Postplatz lernte sie nicht nur, Haare zu schneiden und zu legen, sondern auch Puppen zu reparieren.

Schwiegermutter führte die Lindenschänke am Markt

Doch dann kam jener „Mittelball“ der Tanzschule Brinkmann im Villigster Lokal Ruhrbrücke, der alles veränderte. Hinter der Theke bediente ein gewisser Wolfgang Fromme: „Er trug sich als Zweiter in mein Tanzkärtchen ein und wollte mit mir tanzen.“ Die Beiden wurden ein Paar, 1969 schlugen die Hochzeitsglocken.

Schon vorher hatte Regina Fromme in der Lindenschänke am Markt mitgearbeitet, die ihre Schwiegermutter Hildegard Fromme seit 1963 gepachtet hatte.

Abwechselnd mit „Mutti Fromme“ - wie die Gäste die Seniorchefin liebevoll riefen - mal in der Küche, mal vorne an der Theke.

Von der Lindenschänke (l.) ist Regina Fromme nur eine Zeichnung von Kurt Elfering geblieben. Die Gaststätte am Markt wurde 1979 für den Bau des City-Centers abgerissen. © Reinhard Schmitz

In der Gaststätte mit dem 100-Personen-Saal war immer was los. Tauben- und Gesangverein, Imker und Briefmarkenfreunde, der Sportverein DJK - alle trafen sich dort. 1968 kaufte Wolfgang Fromme das Lokal per Handschlag von der Hausbesitzerin. „Sie sagte: Junge, du bist fleißig. Du schaffst das“, erzählt Regina Fromme.

Es sei eine schwierige Zeit gewesen, aber sehr schön: „Es sind gute Freundschaften entstanden, die bis heute noch bestehen.“ So wie mit den früheren Schülern des Friedrich-Bährens-Gymnasiums, die ihre Pause in der Lindenschänke verbrachten und hinten in einer Ecke ihre Schularbeiten erledigten: „Die kommen heute noch alle vier bis fünf Wochen hierher.“

Lindenschänke musste dem Bau des City-Centers weichen

Hierher, das ist längst die Kutscherstube an der Gotenstraße. Viele Gäste kamen mit, nachdem die Lindenschänke im September 1979 geschlossen und für den Bau des City-Centers abgerissen worden war. Geblieben sind im Rahmen an der Wand nur ein Foto und eine große Zeichnung des Gebäudes aus der Feder des Schwerter Malers Kurt Elfering.

Neuanfang mit der Kutscherstube im Gänsewinkel

„Eigentlich wollte ich gar keine Gaststätte mehr, aber mein Mann“, berichtet Regina Fromme. Der damalige Bürgermeister Werner Steinem vermittelte das Grundstück an der Gotenstraße 24, das schon seit 1976 für den Bau einer Gaststätte vorgesehen war. „Schatz, da brauchst du nicht viel zu machen“, lockte Wolfgang Fromme.

Aber Gastronomie erfordert nunmal die ganze Person: „Diesen Beruf kann man nur machen, wenn man mit Leib und Seele dahintersteht.“ So wie Wolfgang und Regina Fromme - und jetzt ihr Sohn Christian Fromme, der den Betrieb nach dem Tod seines Vaters 2006 übernahm: „Der steht genauso dahinter.“

Im nächsten Jahr wird 40 Jahre Kutscherstube gefeiert

Die beiden Räume für 90 Personen, die Kegelbahn mit 20 Plätzen und der idyllische Biergarten an den Ruhrauen für noch einmal 40 Gäste wollen bewirtschaftet sein. Im nächsten Jahr ist die Kutscherstube seit 40 Jahren ein Treffpunkt: „Dann wird die Feier nachgeholt mit einem Tag der offenen Tür.“

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