Bei stürmischem Wetter klettern fünf Männer die steile Gerüsttreppe bis zum Dach der St.-Viktor-Kirche hinauf. Stufe für Stufe erklimmen sie für die letzte Bauabnahme im Zuge der kompletten Dachsanierung. Begutachtet werden abschließend das neue Schieferdach über der Sakristei und die letzten Arbeiten auf der Seite zum Ruhrtalmuseum hin.
Der beauftragte Architekt Christoph Harder, der Architekt des Evangelischen Kirchenkreises Iserlohn, Markus Campen, sowie Ulrich Groth und Pfarrer Hartmut Görler als Vertreter der Evangelischen Kirchengemeinde Schwerte sind von der Handwerkskunst begeistert. Keine Beanstandungen, notieren sie. Die aufwendigen Arbeiten sind abgenommen und damit beendet.
Jede Schieferplatte geprüft
Ein Mitarbeiter der Dachdeckerfirma Rudolph aus Thüringen erklärt zum letzten Mal das fachkundige Vorgehen: „Jede Schieferplatte wird vor der Befestigung abgeklopft. Klingt sie wie eine Kloschüssel, kommt sie weg.“ Gleichzeitig bauen seine Kollegen schon die letzten Sicherungsgerüste und -treppen auf dem Dach der St.-Viktor-Kirche ab. Die Arbeit ist getan. Die Baustelle wird aufgeräumt.

Mit größter Anerkennung bedankt sich die Evangelische Kirchengemeinde bei den Handwerkern aus Thüringen. Jeder erhält eine Schwerter Tasche mit lokalen Produkten als Erinnerung und Dankeschön. Dann machen sich der Steinmetz und die Dachdecker auf den Heimweg.
Vielleicht kommen sie wieder, wenn der zweite Bauabschnitt beginnt: die Sanierung des schiefen Turms und der Außenfassade. Aber zunächst müssen die Finanzen für das Projekt bei der Evangelischen Kirchengemeinde stimmen. Erst wenn die erwarteten Fördergelder komplett eingegangen sind, können die nächsten Schritte geplant werden.
Gerüst ist bald weg
Zeitnah wird nun das Gerüst abgebaut, damit die historische Viktorkirche wieder in voller Schönheit den Marktplatz und das ganze Stadtbild von Schwerte prägt. Seit April 2022 hatte sich das Gotteshaus hinter dem fachkundig aufgebauten Gewirr aus Eisenstangen und Bohlen versteckt, an dem die Dachdecker hinaufkletterten zu ihrem Werk in schwindelnder Höhe. Denn das alte Schieferdach, zuletzt vor rund 100 Jahren mit neuen Schieferplatten versehen, war undicht geworden.

Die Reparatur gestaltete sich aufwendig. Beispielsweise musste in Spanien geeigneter Schiefer für eine Fläche von 1.270 Quadratmetern bestellt werden. Fast 1,4 Millionen Euro hatte die Kirchengemeinde für diesen Bauabschnitt einkalkuliert, der von Mai bis Ende 2022 dauern sollte. Um das Vorhaben zu schultern, wurden verschiedene Förderanträge bei Bund, Land, Stiftungen und Fonds gestellt. Auch die Kirchengemeinde selbst und der Förderverein St. Viktor unterstützten das Vorhaben.
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