Maik Dünov, Ludwig Hermanns, Christian Chwallek, Christiane Rittmann, Dr. Natalie Schultes und Klaus Horstmann (v.l.) informierten im Gahlener Heisterkamp über Herdenschutzmaßnahmen.

© Helmut Scheffler

Wolfsgebiet Schermbeck: Pyrenäen-Berghunde schützen Gahlener Schafe

rnWolfsgebiet

Herdenschutzhunde gehören zu den Möglichkeiten, wie Schafhalter ihre Herde gegen Wölfe schützen können. Familie Rittmann aus Gahlen hat solche Hunde, doch unproblematisch ist das nicht.

Schermbeck

, 27.08.2021, 17:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Am 1. Oktober wird das Wolfsgebiet Schermbeck drei Jahre alt. Berufs- und Hobby-Schäfer haben in der Zeit gelernt, Schafe gegen Wolfsrisse zu schützen. Diese Erfahrungen sollen an andere weitergegeben werden. Ein Treffen am Donnerstag am Schafgehege der Familie Rittmann im Gahlener Heisterkamp befasste sich mit dem Thema „Sicherer grasen im Wolfsgebiet Schermbeck“.

Tipps gaben Klaus Horstmann (Kreis Wesel), Dr. Natalie Schultes vom Veterinäramt des Kreises, Wanderschäfer Maik Dünow, Christian Chwallek als stellvertretender Vorsitzender des NABU in NRW, Kreis-Tierzuchtberater Ludwig Hermanns und das Schafzüchter-Ehepaar Christian und Matthias Rittmann.

„100-prozentigen Herdenschutz gibt es nicht“, stellte Klaus Horstmann fest - die Zahl gerissenen Nutztiere bestätigt dies. Das Umweltministerium NRW hat in der vergangenen Woche mitgeteilt, dass es seit dem 1. Oktober 2018 im Wolfsgebiet Schermbeck 159 Förderanträge für Herdenschutzmaßnahmen gab und weitere 100 Anträge in der Pufferzone Schermbeck. In ganz NRW waren es 941 Anträge.

Am Donnerstag wurden verschiedene Formen des Herdenschutzes vorgestellt. Ziel ist, durch den Wolf verursachte Schäden zu verhindern oder zu verringern und damit die Akzeptanz für den Wolf zu erhöhen. Dazu gewährt das Land Billigkeitsleistungen und Zuwendungen zur Vermeidung oder Minderung der mit der Rückkehr des Wolfes verbundenen wirtschaftlichen Belastungen.

„Leider kam die Förderung zu spät“

„Leider kam die Förderung bislang zu spät“, bedauerte Matthias Rittmann. Schäden an Gehegetieren im Schermbecker Raum seien erst entschädigt worden, nachdem der Wolf ein halbes Jahr im später ausgewiesenen Wolfsgebiet war.

Zäune liefern einen Grundschutz, wenn sie auf der gesamten Länge eine Höhe von 90 Zentimetern aufweisen. Als „empfohlener Schutz“ gelten Zäune mit einer Höhe von 1,20 Meter. Untergrabung sollte verhindert werden durch stromführende Litzen, vorgelegte Zäune oder durch das Eingraben der unteren Teile des Zaunes. Das ist jedoch sehr aufwändig. Material wird finanziert, der Arbeitsaufwand nicht.

Die Familie Rittmann hat Pyrenäen-Berghunde als Schutzhunde eingesetzt. Die Anschaffung eines solchen Hundes kostet etwa 6.000 Euro. Wer 40 Mutterschafe hat, bekommt Anschaffungskosten für zwei Hunde zu 100 Prozent erstattet. Hinzu kommen aber nicht erstattete Kosten in Höhe von 1.800 bis 2.000 Euro pro Jahr für Futter, Versicherung oder tierärztliche Betreuung.

Gehege nicht betreten

Die Hunde sind nicht aggressiv, sofern ihre Herde nicht bedroht wird. Deshalb warnt Familie Rittmann mit großen Schildern dringend vor dem Betreten der Gehege. Passanten werden gebeten, ihre eigenen Hunde anzuleinen und die Herdenschutzhunde nicht anzusprechen, anzulocken und nicht zu füttern.

Sollte es trotzdem zu Problemen kommen, kann man Kontakt aufnehmen unter Tel. 0175-1245087. Inzwischen gab es erste Beschwerden von Anwohnern über nächtliches Bellen. Die Schafzüchter bitten um Verständnis, weil die Hunde nachts nicht nur auf Wölfe reagieren, sondern auch auf Katzen, Marder oder andere nachtaktive Tiere.

Tierschützer beschwerten sich über Haltungsbedingungen

Einige Tierschützer haben schon beim Kreisveterinäramt angerufen, um sich über die Lebensbedingungen der Hunde zu beschweren. Das ist jedoch unbegründet, weil die Herdenschutzhunde so leben wie die von ihnen betreuten Schafe. Bei Regen und Schnee reicht ihnen eine Hecke, ein Baum oder eine Strohmauer oder eine Häuserfront zum Schutz.

„Ziel muss sein, dass die gesamten Kosten für den Schutz der Herde erstattet werden“, fordert Maik Dünow. Matthias Rittmann fügte hinzu, das sei eine Aufgabe von Politikern auf Bundes- und Landesebene. Bedauert wurde zugleich die teilweise ungebührlich lange Wartezeit bis zur Zahlung der Förderbeträge.

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